10/16/2012

Der Geruch von Lila

Gerüche von erschauerndem Holz im Feuer,
der Geruch von Lila
und sie bewohnen alle die Lüfte,
ich erkenne sie in der Ferne,
der erdrückte Schmerz der Wolken.

Wo ist das Kind aus den Tagen in mir?
Ist es tot, dahin, verborgen im Licht und Klang?
Wie all des Menschen Besitz, der Aller,
all die Versprechungen genussträchtiger Früchte.

Nur im Morgen, der im Jetzt nie kommen wird,
nur in geschlossene Augen, müde von so viel Warten.
Ich lasse ab von den Gerüchen und sie gehen dahin die Tage,
in ihrem Geläut voll leuchtender Tunnel.


10/13/2012

Rosenleib

Leib einer Rose, Tauaugen, von Lieblichkeit steigendes Haar,
Du gleichst einer Welt, Bachgesang und Frühlingswald,
wie Du nur allein blickst.
Meine hungrigen Augen lesen Dich, trinken Dich durstig und
lassen aus dem Brunnen das Kind entspringen, freudig und lächelnd.

Einsam war ich, eine verlassene Stadt
und von mir ist das Leben gegangen und
mit der Nacht brachen meine Gemäuer ein, Staubgespinst.
Doch auch Du hast mich gerettet, bist das Lichte Schwert bei Nacht,
die Waffe an meiner Sehnsuchtshand.

Und ich köpfe den Krug der Finsternis, lasse mein Blut wieder strömen,
denn ich liebe, ohne es Dich wissen zu lassen,
Dein Leib einer Rose, Deine Tauaugen,
Dein von Lieblichkeit steigendes Haar, Dein Lächeln,
von Lippen aus einem Kelch voll Süße geformt.

Leib einer Rose, niemals werd ich vergessen Dein Liebreiz,
meinen Durst, der Deinen Fluss folgt
in meinem Sehnsuchtsfeld, die unbekannten Wege,
am Horizont die Blüten wellen,
mein erschöpftes Herz, Deiner süßen Qual.

10/12/2012

Die Verse und die Melancholie

Heute überlasse ich die Verse
der Melancholie,
die Sterne und die Dunkelheit
haben sich schon vor langer Zeit gefunden
und irgendwo, im Nahen und in der Ferne,
hat die Kälte ihre kristallne Stunde
über Äste und Blattwerk geschlagen.

Die schwimmende Nacht
hat alles erloschen, singend,
wie die stummen Meeresgesteine.
Heute überlasse ich die Verse
der Melancholie,
in Nächten wie diese,
möchten meine Arme
ein Teil von ihr sein
und sie von meinen Armen.

Wird sie mich dann lieben
und werde ich sie dann lieben?
Wie denn auch nicht
die Unverkennbaren, sicheren Süßen
dieser Augen lieben.
Heute überlasse ich die Verse
der Melancholie und
erkenne, dass sie mir fern ist,
denke, sie sieht mich nicht.

Höre die Nachtglut erlöschen,
der Mond verliert sein Licht
und fällt verloren in Finsternis,
zwischen Halme erfüllt.
Kann es sein,
dass die Hand meiner Liebe
ihr nicht reicht, um sie zu halten?
Heute überlasse ich die Verse
der Melancholie,
die Dunkelheit den Sternen
und meine Schweigsamkeit
überlasse ich ihrem Schweigen.


10/11/2012

Für Dich

Du Frau meiner zusammengelaufenen Wünsche,
Sanftmut in allen und über allen Dingen Du,
wandle ich auf dem Pfade meiner grünsten Gedanken,
streift mich immerzu Deine Schönheit,
unbekannt mit Augen, die ich erkenne.

Und als meine Träume sich entblätterten,
im anflutenden Lichtermeer,
formte ich Dich aus dem, was mir nur bleibt,
aus Erde und Sonne,
und Deinen Körper aus Rosen.

Die Idee Deines Duftes kam mir,
ich habe meinen Gott gefunden,
alsbei ich die dunkelsten Seiten
meiner Menschen betrat.

Ich erschaue Dich Rose, unter aller Rosen,
Ich sehe Dich immerzu und jeden Tag
und ich verliere mich und finde nicht zu Dir.

Und beim Gang aus meinen inneren Augen,
setzt mein langer Wunsch seinen Zauber ein,
dass es Dich gibt, unweit von mir
und dann so weit von meinem unfassbaren Traum.


10/09/2012

Woher ich komme

Wenn ihr mich fragt, woher ich komme,
so sage ich, von dort, wo es immer geschieht.
Ich kenne nur das, was sich in den Wolken
und im Gefieder der Vögel verliert,
was sich im klagenden Fluss sich zerstört,
im steinreichen Meer, in den Tränen meiner Mutter.

Warum sollte ich kommen aus reihenden Länder,
von Tagen, die im Munde nächten?
Von toten Händen bin ich gesprungen,
ich komme von dort her,
wo zersprungene Dinge sich bereden,
aus wankendem Stolz blutender Säbel,
mit meinem gelähmten Herz.

Meine Erinnerungen sind nicht
die sonnigen Trauben,
die im Vergessenen schlafen,
sondern zerschnittene Gesichter,
voller schreiende Tränen,
ein fallender Tag trauriger Düsternis.

Und hier, wo ich jetzt bin,
gibt es Rosen und Falter bunt,
ein Lächeln auf meinem Lächeln,
all das, was aus Kindesgedanken blüht,
worauf die Lieblichkeit und der Kuss tänzeln.

Aber ich will nicht die Schale köpfen,
die das Schweigen verschweigt,
denn rar ist meine Antwort auf Tote
und auf noch mehr Tote.
Und wenn ihr mich fragt, woher ich komme,
von so vielen Händen, so antworte ich,
die haben den Duft der Nelken eingesperrt,
von so vielen Fahnen,
die auf Augen und Gedanken brannten
und noch immer pocht die Glut.

Ich komme daher,
wo die Straßen sind voll Blut,
aus Väter, Mütter, Brüder und Schwestern
geflossen, von Kindern komme ich,
aus deren Blut, Gewehre mit Augen wachsen.

10/08/2012

Tod den Faschisten

Wie lange noch sich selbst betrügen,
mit geschlossenen Augen, dem Nichtsehen zu.
Nichts anderes ist hier notwendig, als sehen,
sehen mit flammenden Flaggen, sehen mit
aufrechter Stimme in der Faust und
sehen mit blühenden Gedanken im Herzen.
Nieder mit dem, was Blüten verwelkt.

Sie leben, indem sie den kosmischen
Steinen beihalten,
den dunklen Wurzeln das klare Kristall
versenken.
Wachsen müssen wir über dem und
entfachen die Insel im tosenden Meer
und Antworten abschnellen
mit wütenden Pfeilen.
Die Stunde der dunklen Küste
wird dem leuchtenden Erbe weichen.

Da sind Männer und Frauen und
bei vollem Licht lieben sie und
wir finden in unsrer Offenheit daran Gefallen.
Ohne Verschweigen nur
stirbt der Faschismus!

Insa

Heute möchte ich mich zu ihr begeben,
wie ans Ufer eines gläsernen Baches,
wie inmitten von ruhvollen Lilien
aus duftenden Lächeln.

Aus ihrem Blick, heißverglühten Blauen,
entsteigt das Meer wie fassbares Licht
in greifenden Stürmen
aus voller Kraft.

Ihre Hände, wie ein Feuer zweier Flammen,
glühen mit den zum Leben erweckten Worten
und mit der Hitze gelangen sie stromgleich
in meine trunkene Mitte,
groß und hell.

Heute möchte ich mich zu ihr begeben,
wie die Sonne ihr goldenes Ei
frühzeitig auf ihr Antlitz fallen läßt,
wie eine geheime Glut fallend
vom verzweigten Ast.

10/07/2012

Die Bitte

Du entkommener Tropfen
aus dem Haarriß der Nacht,
Süßmut grüner Augen du,
kommst du der Bitte nach,
der Träne die am Grabesstein längt.

Von Mundwinkeln,
voneinander getrennt und
von einem Lächeln gelöst,
machte sie eine lange Reise,
wandernd wie eine Kerze gleich,
von ihrer Flamme.

Unruhig und verletzt durch sich selbst
und erfüllt von Liebe gabenreicher Augen,
finden sie sich wieder,
hungrig durch die Träne,
die nach der anderen durstet.

Sie bewahrt sie auf, die gegangene Süße
und mit einer Rose,
wird er zu dir kommen,
mit der Bitte seiner Träne,
die am Grabesstein längt.

10/06/2012

Unverrückbar

Unverrückbar
nähert sich die Stunde der Zusammenkunft
und sie wird pünktlich sein,
die fleißige Stunde,
Reiterin der goldenen Traube und
mein Herz schweigt still
in meiner Hand.

So eile geschwind
wachsende Glut,
zu meinen dornverhangenen Kuppen,
die in diesem Augenblick
einen Traum von sich lösen.

Unverrückbar
nähere ich mich der Stunde der Zusammenkunft
und ich werde zu ihrem Schlag
meine Asche verstreuen.

Zitternd vibriert ihr Herz
in einem mitreisenden Wort
und schlägt sie an,
die Stunde der Zusammenkunft,
so wird ein Traum
in die Asche fallen.

Der in diesem Augenblick
einen glühenden Kelch
für mich gebären wird.

Denke ich an Dich

Denke ich an Dein Haar,
lodernde Arme,
die nach meinen Träumen greifen,
bin ich ergeben im Angesicht
von warmer und feuchter Erde.

Denke ich an Deine Augen,
zwei fruchtige Kastanien
unterm Wimpernwald,
kommt mir die von Hoffnung
getragene Freiheit in den Sinn
und sie ist so unzählig überlegen
wie die Sterne.

Denke ich an Deine Hände,
die wie zwei müde Falter
in meinen Händen ruhen,
denke ich an den Kuss,
der hinter meinen Lippen
mit Dir schweigt.

Und denke ich an Deine Lippen,
die das Wissen mit sich tragen,
mich zu Küssen,
sende ich eine Träne zu meinen Lippen,
in der ein Kuss von Dir versiegelt ist.

10/04/2012

Was man sagt

Ich bin wie ein Skorpion sagt man
ständig verkriech ich mich in ein dunklen Spalt
doch mein Giftpfeil ist eingezogen, so tief
dass ich mich selber vergiftet habe.

Ich bin wie der Mond sagt man
meine volle Pracht zeige ich nicht
zur Hälfte verstecke ich mich hinter reine Wolken
und strahle ich dann und wann mal
bewandere ich Welten und so weit das Land.

Ich bin wie ein Baum im Wald sagt man
"einzeln und frei"
doch fällt mal ein Baum
reißt dieser seine Brüder mit.

Ich bin wie das Meer sagt man
ruhig und klar kann ich sein
erdulde das Treiben auf mir und
begrüße jedes einzelne Leben in mir.
Doch bringt mir das Toben bei ein Sturm
so versinken gar die stolzesten Schiffe
und die klarsten Sterne in meinem bittersten Salz.


9/30/2012

Bei Sonnenaufgang

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang strecken sich die Schatten,
reichen sich die Hände
und nehmen gemeinsam
einen Schluck von der Sonne.
Bis sie dann wieder einheitlich fliehen können,
vergehen Acht Stunden.
Das heißt, Acht Stunden Frieden,
bis die Kälte sich in die Räume drängt.

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang ging der kleine Mehmet
in die Schule,
heute jedoch nicht und morgen auch nicht,
tödliche Nachrichten aus ferne Länder
haben diese von der Erde verbannt.
Bis er eine Schule wieder besuchen kann,
vergehen bleivolle Jahre.
Das heißt, Jahre ohne Nahrung und Bücher,
Jahre voller Haß und dahinfließende Träume.

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang sind die Meere aus Gold
und das Juwel in deiner Brust
fängt an zu Glühen,
als tropfte Nelkenöl auf dein nacktes Herz,
weil du noch denkst und weil du noch fühlst und
weil du noch liebst zu fühlen,
was du noch denkst,
obgleich lange Eisenstangen dein Gesicht zeichnen
oder du mit erhobenen Hauptes an der Mauer
in ihre Augen starrst.
Das heißt, bis ein Kuss auf deiner Stirn
diese dann schließt.

Das Kind

Ich bin ein Kind von Acht Jahren
und habe das Spielzeug
gegen ein Gewehr umgetauscht,
ich habe das Spielen
für das Töten aufgegeben.

Eines Tages klopfe ich sodann
an eure Türe,
aber ihr werdet mich nicht sehen,
denn tote Kinder sind unsichtbar,
wie der Wind, der das Bonbonpapier trägt
und der Geschmack ist für mich
nur ein süßes Wort.

Zuerst blutet mein Hemd,
derweil ich den Schmerz ertrage,
dann verbrennt meine Haut
und meine Augen zerfallen zu Staub.

Ich bin ein Kind von Acht Jahren und
sie haben mir das Lächeln genommen
und gegen ein Gewehr umgetauscht.
Sie haben mir beigebracht zu Töten
und nicht das Spielen,
nicht den Geschmack der Süßigkeiten.

Die graue Meile

Ich weiß nicht,
wie oft ich die graue Meile auf und ab gegangen bin.
Ich weiß nicht,
wieviele Gedanken von meinen Augen herab
auf die graue Meile regneten.
Vielleicht so viel wie es in einem Jahr regnet.
Viele Menschen gehen diese Meile mit
gesenkten Häuptern auf und ab, Tagein Tagaus,
Zeit spielt hier keine Rolle mehr.
Und schon garnicht, wenn man ein Gefangener
seiner eigenen Gedanken ist.

Heute habe ich sie wieder bewandert,
wie ein Ochse, der immer wieder
das selbe Feld pflügen muß.
Und wieder regneten Gedanken nieder,
immer wieder, unaufhörlich
plätschert dieser eine Wasserfall
aber triefnass werden nur die Augen.

Die Dunkelheit hat sie verschluckt,
sie winden und wenden sich,
rudern wild wie eine Boje
auf wilde Gewässer umher
und ihr Bauch ist gewölbt
und ringt nach mehr,
nach noch mehr Volumen,
wie Katzen, gefangen in einem Sack.

Liebste, meine Liebste Magnolie,
sie sind Gefangene ihrer selbst
und manchmal fällt ein Tropfen Sonne
auf die graue Meile
und etwas wie ein Funke
wandert sodann Hoffnung versprühend
zwischen den Gefangenen umher.

Die Dunkelheit hat sie verschluckt und
sie winden und wenden sich nicht mehr,
wie ein altes Gemälde, verstummen ihre Farben.
Sie trinken die Sonne
und werden sichtbar.

Über ein Gemälde

Ihr Blick ist traurig und starr
und irgendwo in der Ferne verliert sie sich
in einem längst vergessenen Traum.
Ihr kurz geschorenes, rotes Haar leuchtet
wie eine pralle Frucht,
wie die gesättigte Abendsonne,
umschlossen vom stillen Meer.

In ihren Händen ruht der Frieden,
wie in eine Rose gebettet,
pocht er an ihrer Brust.
Ihr Kleid, ein grauer Vorhang
wirkt geradezu wie ein kalter Kuss
auf saftigem Grün.

Wo ist sie nur hin,
auf welchen Gedankenzug ist sie aufgesprungen?
Ihre verschlossenen Lippen werden es nicht preisgeben.
Ihr Blick zeigt dir den Weg,
irgendwo in der Ferne,
in einem längst vergessenen Traum wird sie sein.

Der blutende Fisch

Die Sehnsucht pocht in meiner Brust,
sie will ausbrechen,
mit der Entschlossenheit einer fleißigen Spinne,
die immer und immer wieder ihr Netz
von Neuem spinnt.
Ach mein Herz, meine wunderschöne Magnolie,
meine Gedanken sind vollgesogen mit Deinem Antlitz.
Jeden Tag tauche ich in sie hinein,
jeden Tag bin ich ein Fisch,
der an Deinen Wimpern hingebungsvoll
und voller Leidenschaft blutet.

Die Nachricht

Heute erwarte ich eine Nachricht von Dir,
wie trockene Erde zerrissen,
klafft mein nacktes Herz
nach Deinem Regen.
Die Ungeduld gräbt sich durch mein Fleisch
und verrichtet geduldig ihr Werk.

Wie ein aufbrechender Keim,
erzittert meine Erde
und werden Deine lebendigen Worte
mit den Stufen der Sonne
zu mir hinabsteigen,
so werden meine Dämme
mit Ehrfurcht zusammenbrechen
und das Leben,
getragen vom fleißigen Regen
wird das Trockene
in die Finsternis verschließen.

Heute erwarte ich eine Nachricht von Dir
und es ist schon beinahe Mittag.
der frühe Regen hat schon seine Arbeit verrichtet,
die tiefen und weiten Wurzeln
haben ihre lebendige Nachricht schon erhalten.

Die Unerträglichkeit des Seins

Die Gedanken werden hier immer lauter
und manchmal blicken sie mit
unerträglich gleißenden Augen durch Wände,
trachtend nach ziellosen Schritten,
greifend nach der Leere,
wo einst Herzen die knochigen Gitter befüllten.

Die Gedanken werden hier immer lauter
und brechen unerträglich
aus ihrem fleischigen Nest aus.
Und grotesk hauchen sie ihren Schauspiel
einen fauligen Geschmack bei.

Die Gedanken werden hier immer lauter
und nachts ist es immernoch gefährlich
auf den dunklen Fluren.
Man sagt, dass die Fischer draußen
mit dem Monde schweigen,
wenn die Unerträglichkeit des Seins
in den Fluren, mit modrigem Laub,
die von den Wänden bluten,
dich lebendig verzerren.

Ein Lächeln bewandert diese Flure

Ein Lächeln bewandert diese Flure,
wie von der Welt gelöst
und von Hoffnung getragen,
ist farbig diese Melodie,
wie wenn eine Rose sie truge.

Ein Lächeln bewandert diese Flure,
von Flammen behauptet,
von Oliven bewacht,
ist fruchtig dieses eine,
vollsogen mit Sonne, des Honigs Muse.

Gestrige Gespenster, Angst aus der Truhe,
kreischende Seelen, auch zur Mittagsstunde.
Entkettet die Hände zu Falters Schwingen,
dieser Duft, dieser Hauch,
ein Lächeln bewandert diese Flure.

9/29/2012

Morgentau

Guten Morgen meine Magnolie,
guten Morgen meine Liebste.
Strecke aus Deine Blüten,
der Morgentau glänzt
wie eine reife Frucht in der Sonne.

Liebste, meine Liebste,
man sagt man solle nicht daran denken,
was nicht wiederkommt.
Aber ich denke nicht daran,
nicht daran zu denken.

Ich habe den großen Kampf verloren
und doch denke ich an den Sieg.
Ich habe beinahe mein Leben verloren
und doch dachte ich derweil
an den Neuanfang.

Und wenn der letzte Mensch
diese Erde verlassen hat,
so wird die große Freiheit
mit jedem Sonnenaufgang an uns denken,
jeden Morgen meine Magnolie,
jeden Morgen meine Liebste,
wenn die Blüte im Morgentau
wie eine reife Frucht glänzt.

Vergebens

Das schwindende Meer
kündigt dies an.
Ein Schwarm trockener Rosen,
halb verdurstet und
durchzogen mit ergrauter Leere,
drängen das Blau
in ihre grollenden Mägen.
Auf dunkelroten Felde,
bist Du wiedermal
heimlich von mir geflogen
und vergebens versuche ich
meine zerzausten Schwingen
in die Lüfte zu tragen,
wofern ein Stein
scheinbar bedeutungslos sich wendend
in ihnen nach etwas brauchbarem sucht.
Und aus der Rose
schießt ein Dorn empor
und injiziert eine Nachricht
in mein Fleisch,
ein Blatt Papier,
gänzlich unbekleidet,
ein Brief,
den ich nie erhielt.

Die eine Nacht

Die eine Nacht
trug mich in die Finsternis
und die blutigen Felder
öffneten mein Grab.

Ich verließ Dich wie ein Traum,
heimlich über Dich weggeflogen
und hinterließ Deine Augen
in meinem weiten Schatten.
Deine Tränen waren Schatten,
Deine Hände und Stimme
waren Schatten.

Halb ertrunken lösten sich meine Worte
und fielen, gleichsam wie faule Früchte
in den gierigen Schlund meiner Alpträume.
In kurzen Lichtbildern,
war ich Dir nah und fern zugleich.
Ebbe und Flut,
im Schnellzug der Gezeiten.

Weder mich,
noch den trunkenen Tropfen
auf Grashalme habe ich beinahe verloren,
sondern Dich, Dich mein Kind
und meine geliebten Menschen
habe ich beinahe ins Unantastbare
geschlossen.

Doch ich lebe
und wie ich lebe.
Wie krachende Buchstaben einer Schreibmaschine
schlugen eure Narben eine Nachricht
in mein Herz nieder.

So trug mich die eine Nacht
an der Finsternis vorbei,
gleißende Lichter,
Augen durchs Horizont gezogen
und mit Wut und Verachtung entzürnt,
schnellten sie durch mich hindurch.
Und weit von mir getragen,
auf dem blutigen Felde,
ließ ich etwas zurück,
etwas ohne Namen
und ohne Gesicht, etwas
das an meinem Rückgrat hochkroch
und meinen Augen das Gift brachte.

Die eine Nacht,
schnellte ihre Pfeile ab,
durch einen Teil in mir
und es versank splitternd
in die Tiefen meines Grabes.
Es musste sein, es musste sterben,
ohne mich,
um letztendlich mit mir
von neuem zu leben.

Betäubend

Der Rauch meiner Zigarette
steigt mit seiner Leichtigkeit zur Decke,
welche im Dunste vergangener Jahre
eingeschlossen ist.
Stille Möbelstücke,
die schon lange ihren Glanz verloren,
leisten mir Gesellschaft
und die vielen Scheiben um mich herum
haben einen beängstigenden Blick,
so als wäre ich von Geistern umringt.
Aus dem Nebenzimmer
geht eine sanfte Musik umher
und auf noch sanfteren Sohlen
kommt und klopft sie schließlich bei mir an
und begleitet mich in wohlige Melancholie.
Plötzlich Schweigen...der Wind schweigt...
der Rauch schweigt...und
die Stille ist betäubend laut.

9/22/2012

Eigentlich

Ich möchte mich hinlegen und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil Du nicht dann
neben mir liegst.

Ich möchte etwas essen,
was auch Du gern gegessen hast und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil ich es nicht dann
mit Dir teilen kann.

Ich möchte einen Spaziergang machen und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil Du mich nicht fragen kannst dann
über die Natur.

Ich möchte das Lied hören,
das auch Du gern hörtest und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil ich nicht hören kann, dann
wenn Du es singst.

Ich möchte meine Hand wieder in Deine legen
und die Sanftheit ersuchen, die ich dort fand und
möchte es aber auch nicht,
weil ich weiß, dann
ertrage ich mich selber nicht.

Als ich mich sterben sah

Als ich mich sterben sah,
starb auch der Schnee in den Wolken
und die Kälte kam zu uns
mit der Luft.
Weiß ist die unsre Farbe,
kräftig wie das Schwarz
in den Augen der Krähe.

Als ich mich sterben sah,
blieb nichts als eine leere Wolke zurück
und das Leben verfing sich
im unsichtbarem Wurzelwerk.
Ein Name blieb zurück,
eine Ahnung von dem,
was einst gewesen ist.

Weiß ist die um uns wickelnde Farbe,
wie das Schwarz die Augen der Krähe umschließt,
starb auch der Schnee in den Wolken,
als ich mich, mit gepflücktem Leben
in gefalteten Händen, sterben sah.

Als wir beschlossen

Als Du beschlossen hast
mich nicht mehr zu lieben,
habe ich beschlossen
Dich weiterhin zu lieben,
Dich noch mehr zu lieben,
so wie Du gewesen bist
und auch so,
wie Du geworden bist.
Ich kanns Dir nicht verdenken,
Deine Wandlung,
in der Dir Flügel wuchsen
und Du sodann wie eine fruchtige Fliege
die Prächtigsten aller Vögel anzogst.
Ich habe beschlossen
Dich weiterhin zu lieben
und sogar mit der Liebe
von Dir zu gehen,
die mir hat beigebracht,
Dich zu lieben, so sehr
wie Du mich geliebt hast,
kompromisslos und
aus tiefster Überzeugung, unverrückbar
wie das Blau zum Meer gehört.
Als Du beschlossen hast
mich nicht mehr zu lieben,
habe ich beschlossen
Dich weiterhin zu lieben,
denn verzeih, unter dieser Gabe
liegt mein Herz.

So hungrig war ich selten nicht

Aus dunklem Zimmer kamst Du herein
So flüchtig und zart wie ein Federlein
Kussbezart und Dein Lächeln gar
Unterm Wolkenbruch nicht verschwommen war
Und so hungrig war ich selten nicht

Von Rosen warst, ich sah´s, bewandet
Um Duft um Duft ist´s in mein Herz gelandet
Ich konnts nicht öffnen mein Herz allein
In meinen Händen so schwer wie Stein
Und so hungrig war ich selten nicht

Die Frau die ich geträumt mit Wolkenhaar
Hochdroben von Ästen und Sangesklar
Das Meer es trinkt, das Meer es besingt
Die letzte Träne, mein Trauerkind
Und so hungrig war ich selten nicht

Mein Herz spielt noch am Klavier

Nun schweigt der Tag
im abendlichen Blaugewand
und mein Herz
spielt noch am Klavier.
Was fließt durch Deiner Träne entlang,
wenn die Wolken sie nicht befüllen?
Doch noch ferner sind meine Finger,
die stillen Wächter
Deines Magnoliendufts.
Und sie werden ihn Dir wiederbringen
und in Deinem Haar
und Lippen wiederbetten,
im Gesang des fließenden Lichts,
doch nun schweigt der Tag
im abendlichen Blaugewand
und mein Herz
spielt noch am Klavier.

Manchmal kommen sie wieder

Die Tage als Fischer am Bosporus,
manchmal kommen sie wieder.
Die Tage als Traumgestalt
über dem Istanbuler Lichtermeer,
manchmal kommen sie wieder.
Die Tage als Fährmann,
manchmal kommen sie wieder.
Und die Tage,
wo Du zu Erde zu Bursa wurdest,
manchmal kommen auch sie wieder.
Die einsamen Tage am Marmarameer,
manchmal kommen sie wieder.
Manchmal kommen sie alle wieder,
die Tage,
an den die Flüsse stillstanden
und die Rosen
den letzten Weg säumten.
Die Tage,
Finsterverstillten, Abgrundig und Erstarrten,
aus denen steigen sie nicht empor
und kommen nicht wieder
meine geliebten Menschen,
ihr Lächeln ich stahl
und vom Neste fallen ließ und
ohne Mund und ohne Stimme, die Tage,
kommen sie manchmal wieder.

Von Schwelle zu Schwelle

Glücklich war ich schon lange nicht mehr,
der Gedanke,
der mich glücklich stimmte,
singt nun sein leidiges Lied.
Ich trage es wie die Uhr
ihre schlechteste Stunde,
wie ein Bündel Papier
unter meinem Arm
von Schwelle zu Schwelle.

Glücklich war ich schon lange nicht mehr,
mein ersonnenes Spiel,
trug nur schattige Sieger hervor,
mit Aschekalten und
Marmorsplitternden Gesichtern.
Die Augen täten mir sinken,
alsbei die gestrigen Henker
die goldenen Kelche austranken.

Im Staubgespinst von leerem Geröll
der Sterbenswörter,
war ich das Tuch auf euren Wunden,
aus denen das Leben hinauswollte.
und Glücklich bin ich seit dem nicht mehr,
in dem ich seltsam reifte,
in was ich euch angeschah.

Ein Tropfen der Sehnsucht

Obgleich ich durchs Ernackte blicke,
ergeben und freudlos,
oder durch das Tropfensalz
hindurchschwimmend die Horizonte
nach Deinem Leuchtturm trachte,
wächst das Dunkle,
dunkler als Schatten,
den springenden Augen nach.
Dein Herz ist mir abwesend,
durch das ich atme
und ohne Wein
ist die Karaffe bedeutungslos.

Viertel nach Neun,
die Sterne sind in die Decke gezogen,
ihre Augen sind geschlossen,
mit dem Haar gedeckt
und irgendwo in einem Licht erloschen,
ist die meine Stunde in ihrem Tag.
Ein noch junges Kind,
ihre Augen so dunkel
wie die Erde und
feucht und stolz
wie der fleißig aufbrechende Samen
in dieser,
ernacktet die Blicke und
schwimmt hindurch das Tropfensalz.

Ich küsse Dich still

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort schreibe ich Dir nieder
und küsse Dich still.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort tanzt mit Deinen Lippen
und durch ein Kuss wieder still.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort hat viele Gewänder
und küssen Dich nicht will.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort schreibe ich mir nieder
und küsse Dich still.

Wie es ist

Nichts als meine Hände
sind mir geblieben
und ich habe mir angewöhnt,
sie zu berühren, zu streicheln,
von der leuchtenden Kuppe
bishin zu den Ebenen,
aus den sie wuchsen zu lieben.
Es ist so,
als berührte ich Deine Hände,
die eine Hand meine,
auf der anderen Hand Deine.
Und es ist so,
als umstreichen unsre Finger sich
wie in ihrer Verliebtheit
zwei schüchterne Jugendliche,
die sich unausweichbar nähern,
um bis zur Unzertrennlichkeit
zusammenzuwachsen.

Nichts als meine Hände
sind mir geblieben
und ich habe mir angewöhnt,
nachts,
im gesenkten Himmelsfieber,
dass meine Hand, Deine Hand ist
auf meiner Brust,
denn meine Hand
kommt dann zu Dir geflogen
und es ist so,
sofern Du Deine Hand
auf Deinem Kissen ruhst,
ich sofort einschlafe.

Die Wolke

Die eine Wolke
begnügt sich meines Blickes,
die eine Insel,
halbverschlungen
vom wellenlosen Meer,
weit über all wachsende Gedanken.

Die eine Wolke,
ein Vermächtnis
der helfenden Hand,
die das Leid verbreitet,
eine verbrannte Liebe
der salzigen Rose,
der grauwachsende Atem
von hagelnden Worten.

Nun treibt sie,
die eine Wolke
inmitten der
lückenlosen Hoffnung.
Und Wortlos
fällt mein Blick zurück
in meine Hände.

9/19/2012

Prinzessin

Ein Gedankenmeer
wird seine Zunge um Dich werfen
und vom weißen Schaum,
der sich dann auflöst,
wird ein Kleid übrigbleiben,
das Dich dann in ein Königreich
heben wird.

Du bist meine Prinzessin
und ein Wolkenreich
prachtet unter Deinen Füßen,
ganz gleich wo Du auch schreitest.
Und ich bin Dein König, ohne Königin,
denn ein Wort,
das von den Wolken fiel,
hat sie mitgerissen und
ferne Augennetze fingen sie auf.

Du bist meine Prinzessin
und auf rosenrotem Teppich
sollst Du ewig gehen,
Deinen sternenklargleichen Träumen nach
in jedwedes finstre Land,
das in Deinem Zepter sich erlösen wird.

Das Glück

Das Glück,
das habe ich da gelassen,
als ich von euch ging
und mich selbst
in einer leeren Flasche zurückließ.
Das Glück,
das zu mir kam
und mich bereicherte,
indem es einen Wunsch
von meinem Herzen nahm
und in Kinderschuhe
mit Glückseligkeit begoss
und Aufwachsen ließ,
das habe ich da gelassen
als ich von euch ging
und mich selbst
zum Glück begab,
das lange schon
unglücklich verstarb.

Herbst

Nun hält er Einzug,
der frühliche Herbst
und das Blattgold löst sich
gleichsam mit den Krähen
in alle Windesrichtungen.
Der Rasen ist gemäht
und die Felde sind bestellt
und all Vorbereitungen für den Winter
sind beinahe abgeschlossen.
Die Wolken werden schon bald
vielmehr Regen bringen,
Regen voller Leben,
das die Wurzeln und Samen,
zu tiefer Erde,
schon sehnsüchtig Erwarten.
Eine neue Jahreszeit bricht an
und das Meer
wird seinen kalten Schaum
über den südlichen Strand ausbreiten.
Abgeschlagen von meinem Augenstamm,
fließt dieser Meeresblick
von Küste zu Küste
und die kurze Sonnenzeit
wird die selben Schatten zeichnen,
in Deinem Garten,
Deinen verlassenen Rasen betreten
und in Deiner abwesenden Ruhe,
wird es unerträglich laut sein.
Nun hält er Einzug,
der frühliche Herbst
und ein Tropfen löst sich
gleichsam mit Deiner Stille
in alle Windesrichtungen.

Tag wie Nacht

Der Tag war gleichsam die Nacht
und die Nacht, so lang wie der Tag.
In einer Zwischenwelt
spielen diese keine Rolle mehr
und wovor glaubte ich mich zu verstecken?
Das Haus war sichtbar gefüllt
mit Dunkelheit und Verzweiflung.
Sie erdrückten die Wände, Fenster und Türen
und im Tunnel bebte
der Rum in seinem Verlies.
Eine kleine Stimme ertrank in der Nacht,
sowie ein Glühwürmchen
in den Tag hineinfällt und
als die weiße Rose ihren Duft fallen ließ,
war der Tag gleichsam die Nacht
und die Nacht, so lang wie der Tag.

Die Steine

Manchmal höre ich sie noch fallen,
die Steine die ich warf,
glaszersplitternd
gelangen sie mir ins Ohr.
Sie versammeln sich im Tale
und verschreckt fliehen die Schwalben
von Wipfel zu Wipfel.
Die Ebenen sind nackt von Schnee
und wie das Meer,
sind sie mit nichts als mit sich selbst umgeben,
leeres Geschrei,
das nur die Steine meiner selbst befüllt.

So wie Du warst

Als Du stumm warst,
brauchte ich was Du sahst
und als Du taub warst,
brauchte ich was Du sagtest.
Als Du blind warst,
brauchte ich was Du fühltest
und als Du nicht mehr warst,
brauchte ich Dich,
              so wie Du warst.

Das Unantastbare

Das noch Unbefahrene
werd ich nicht befahren,
die unberührte Schönheit
soll allein den Winden
überlassen sein.

Das noch Ungesagte
werd ich nicht aussprechen,
die unausgesprochene Schönheit
soll allein von Aug zu Aug
gesagt werden.

Das noch Ungeküsste
werd ich nicht küssen,
die duftbetuchte Schönheit
soll allein an Deiner Traubenhaut
und allein nur an Deinem Lippenzweig
bewachsen sein.

Liebesgedicht

Und ich träume
             aus Dir heraus,
wenn Deine Hoffnung
an meinem Herzensrand blüht.
            Und schweigst Du still
in Deinen Träumen,
                so wachsen die Worte Drei
                            auf ewig Zeit.
Und Du träumst
             aus mir heraus,
klopfend durch mein Herz,
sinkend in meine Sehnsuchtsfelder.
           Und schweig ich still
in meinen Träumen,
                 so horche ich Deiner Worte Drei,
                             für die Ewigkeit.

Der unmögliche Kuss

Mein Augennetz,
das ich einst nach Deinen Augen auswarf
und sie einfing,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

Meine Ohrengänge,
auf denen Deine Stimme wanderte
und in ihnen immer noch hallt,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

Mein Herz,
das nach dem Takte tanzt,
der aus Deiner Herzensmelodie entsprang,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

So trage ich ihn zu Dir,
den unmöglichen Kuss,
zu Deinen Rosenlippen
und möglich bewächst er dann
meine Augen, mein Ohr und
mein Herz.

Tiefe Brunnen

Aus den tiefen, leidbefüllten Brunnen
erzittert die Feder
für das lichte Aug,
Zupfgeigen der Harmonie.

Stimmbefüllt im Geiste
des gestrigen Tages,
zerfließt schattig
über Wangen und Hände.
Und Insektengleicht jene Zunge,
die verendet im
abendlichen Dämmerhauch,
ein Sandkorn, ärmlicher als Staub
und zeitverstillter als ein
Schmetterlingsflug.

Die Feder,
laßt sie trinken,
auf das sie dem heimlichen Wort
das schreckliche Antlitz enthebt,
aus den tiefen, leidbefüllten Brunnen.

Der Umdreheffekt

Dreh dich um,
dein Schatten wächst dir nicht gegen,
dreh dich um
und öffne dein Aug,
er wächst dir davon,
mit deinem Meeresblick
bricht er in Tausend Tropfen.

Dreh dich wiederrum um,
dein geschlossen Antlitz
der Sonne entlächelnd,
dreh dich um
und las dein Liegenschwarz
hinter dir.

So verharre still,
für eine oder zwei Sekunden
und sei beflügelt,
über das Erdverhaftetsein.

Kerze

Dein Aug ist die Kerze
und Dein Blick die Flamme,
soll Dein Blick niemals erlöschen,
wofern er in meiner Finsternis
immer Licht ist.

Gewiss ist,
Deine vier Lippen,
bekugelt von umsternten Planeten,
werden nicht sinken.
Das Meer verschluckt die Sterne nicht,
sie Erwachen zu fruchtigen Glanze
im Nabel der Bauche.

Ich umschließe Dich,
auf das was dem Auge schmerzt
und hebe Dich zum Vollendlichen.

Fließende Schatten

Mit der Nacht kam Dein Aug
und küsste meine Augen.
Dein, das dunkle Braun
wich Deinem Lächeln
und Deine Augen ahmten Deine Lippen.

In der Nacht wuchs ein Stern
zum Tage,
zu Jenem, der das Blatt grünt
und aus einer drängenden Stimme
wuchs ein Schmetterling
und versteinerte zu einer Krähe.

Mit einem mal flohen die Wolken,
doch ein Schwarm von dunklem Etwas
verschlang sie.
Die Schatten fließen ineinander
und treiben auf uns zu.

Und heimlich ging Dein Schmerz

Ein Schein der Sonne
schien abgebrochen,
denn plötzlich
lag die Wärme auf mir.
Meine Augen waren geschlossen,
aber zwischen meinem Aug und Lid
ging ein Licht umher.

Die Wärme drang
unter meine Kleider,
Insektengleich kroch sie
lautlos meiner Haut empor.
Ich brenne, aber schmerzlos,
ich schmerze, aber heimlich.

Ich öffnete meine Augen
und heimlich ging Dein Schmerz
und das Licht entbrannte
bissig hindurch mein Leib.

In die Ferne abgetrieben

Nie wuchs aus euch mir ein Dorn,
aus eurem samtigen Fleische
und dennoch
begoss ich euch mit Feuer.
Eure Teller teilten meinen Hunger
und das Kristall
trug meinen Durst davon.
Blumig finsterte sie hoch,
die nicht mehr allzu Runde Träne
und ich trank die Finsternis
und wurde sichtbar.
Im Gestern treibt ein Lächeln dahin,
aus meinen Händen segelnd,
mit meinen Winden fort.
Die Rose, gestillt vom salzigen Blau,
fernt aus meiner Sicht,
fernt von meiner Erde.

Trommelfeuer

Unaufhörlich
trommelt das Feuer
auf die noch rosige Haut,
findet ein Weg
und die noch Knospenden Träume
fließen dahin.

Ich weiß noch

Ich weiß noch wie es wallte,
Dein Haar über dem Meer.
Der Himmel schien
Deine Farben anzunehmen,
braungolden der Horizont
und tiefer blaute der Spiegel,
der Dich zu mir zurückwarf.

Ich weiß noch wie Du schwiegst,
in Deiner Zufriedenheit,
die über Dich hineingeflossen schien
und nichts vermochte sie von Dir zu nehmen.
Die Wellen senkten ihre Häupter
und der Wind verfing sich in Deinem Haar.

Ich weiß noch wie ich da stand,
nach einem vergangenen Jahr
und ein flüchtiger Traum,
der vorbeiflog, Dich mitnahm und
unseren Spiegel halbleerte,
den Wind von Deinem Haar befreite
und der Zufriedenheit ihr Herz entriss.

Wie Du solltest geküsst sein

Meine Lippen werden
von Deinen Schläfen, von Deinen Wangen,
bishin zu Deinem Nacken
ein Teil von Dir sein
und Du von ihnen.
Ich küsse Deine Fragen
und Deine Antworten,
Deine von mir vergebene Freiheit,
Deine Hände,
mein Herz umschließend
und Deine Füße,
die zu mir kamen
und wieder von mir gingen.
Die Hoffnung küsse ich,
die von Deinem Lächeln tropfen
und Deinen Augen entstrahlen.
Ich küsse den Duftverhangenen Wind,
der losgelöst von Deinem Haar
gar die Wälder behaftet.
So solltest Du geküsst sein,
wie vom Regen benäßt
und nie vom selben Wind getrocknet.


(Nach einem Gedichttitel von Paul Fleming)

Ich träume aus einer Welt

Ich träume aus einer Welt,
in der die Wirklichkeit verstarb.

Ich träume aus einer Welt,
wo ein Wort ist
von Tausend Küssen begabt.

Ich träume aus einer Welt,
wo Tränen
der Sonne entgegenfließen.

Ich träume aus einer Welt,
wo unsre Träume
von Hand zu Hand sich begrüßen.

Ich träume aus einer Welt,
wo unsre Träume
sich zu einem See zusammenschließen.

Ein geheimer Gruß

Ein vorbeifliegendes Trillern
fischte mich aus Deinen Armen
und ließ mich gleichsam mit meinem Erwachen
in die Stirn der wachsenden Riesen fallen.

Ihre gelben Augen,
hunderte Tore in eine eigene Welt,
öffnen sich schlagartig und
wie Menschenaugen, hüten sie
alle ihr eigenes Geheimnis.

Ich blicke aus eines ihrer Augen und
stillbehaftet tränkt die Träne meine Lippen,
ein geheimer Gruß,
der mir da blieb.

Dich zu vermissen

Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich.
Mir fehlen Deine Honigblutenden Worte,
die meinem erstarrten Lächeln
die unverkennbare Süße Deiner brachten.
Ich treibe das Schwert in die Zeit,
in der ich nicht das Glück Deiner Augen pflückte
und vergebens suche ich in ihrem Bauche
nach den tropfenden Trauben.
Sie fielen nieder,
zwischen Grashalme
in einem stillen Bildnis und
der dumpfe Hall erschüttert immernoch
mein noch nicht ausgehobenes Grab.
Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich,
wofern ich Dich
durch meine blühende Liebe tragen möchte.
Jeder lichte Tag,
fließt wie verschütteter Schatten davon,
derweil die nachschwemmende Nacht
die begrünten Ufer ihrer Farben vertupft,
denn Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich.

Der lebendige Traum

In der vergangenen Nacht
bist Du mir im Traum
in meine Arme gefallen
und trännenreich
war unsere Begrüßung,
als wollten wir
ineinander fließen.

Die blütenweiße Rose
mit Kieferngleichen Augen
kündigte mich zeitgleich
mit den Flammen
zu Deinem Ohr und Wangen an.
Und dieser glühend bissige Kuss
hinterließ unverkennbar
seinen schwarzen Stempel.

Nur Dein bezaubernder Duft
losgelöst vom rauschenden Weiß
der Meere, blieb mir abermals fern.
Ich verzehre mich nach Dir
meine Magnolie,
meine Sehnsucht in mir ist Feuer
und gleichsam aus Papier
bist Du in meinen lodernden Armen
sichtbarer Atem.

Und gemeinsam
entsteigen wir den Winden,
wobei wir schlussendlich zu einem
gemeinsamen Stern erstarren.

Schon bald

Die Sonne hat ihre tägliche Runde
vollendet
und die Hitze,
die sie gegen die Wände drückte,
löst sich allmählich
mit den Schatten der Bäume
im kühlen Rauschen.

Schon bald
werden die Wände
und Strassen ihre Augen öffnen,
schon bald mein Kind,
wird unsre Stunde
ihre Flügel weit öffnen.

Zwischen den Stäben

Die Musik aus den Boxen
ist nur noch Geräusch,
wie ein vorbeifahrender, endloser Zug
und zwischen den Stäben
fließt der Wind.

Die Uhr an der Wand
ist nur noch ein trinkendes Gemälde,
das die Zeit verschluckt
und zwischen den Stäben
ruhen die Stunden.

Die Menschen hier
sind nur noch wandelnde Gedanken
aus Fleisch und Haar,
dunkel und traurig
und zwischen den Stäben
faulen die Finger.

Und ich
bin nur noch
ein wandelndes Gefängnis,
ein Wanderzirkus
und zwischen den Stäben
wandert die Welt.

Der Traum

Durch nächtliche Schwaden
betrat ich halbbetäubt
unsren ewig blühenden Garten.
Ich sah Dich wie zu Erwarten
unterm Orangenbaum.
Deine Füße waren,
unter Deinen, durchs Wortgeflecht
reisenden Augen, lebendig.
Sie gruben sich
wie halbverhungerte Regentropfen
ins Grün.
Durch die Reise hinweg
schwieg Dein Mund und
nur ein gelegentliches Lächeln
entstieg Deinen Lippen
und zwinkerte
wie eine Wunschmünze aus einem Brunnen.
Auf sonnigen Stufen
stiegen Deine Worte zu mir
und schrieben in die Dunkelheit
"Deine Träume werden frieren,
wenn du sie nicht der Sonne überlässt."
Ich schwieg..
und die blasse Sonne
schaltete meinen Stern ein.

9/17/2012

Der Patient

Auf Felde so Grün und Gelb das Blut
Ist mein Atem die schwarze Glut
Das Schwert dringt tief ins Knochennest
Wer hats gedacht, mein Wort ist die Pest

Obgleich ein Kelch, ob Gold ob Blech
Schöpft aus mir das erlesen Pech
Vielmehr fließt rein als das Aug ersehnt
Vielmehr als ein Kind die Welt versteht

Nun auf Felde aus Grau und Kalt
Ist mein Atem zu Ende bald
Das Schwert steckt fest im Knochennest
Und das Herz bespiegelt vom Silberrest

Der gelöste Kuss

Die Süße einer Traube
ließ einen Kuss fallen,
der unbeirrt
auf Deine Lippen fiel
und Deine Worte
schwiegen sodann,
wie ein großer dunkler Raum.

Und ein Kuss löste sich
von meinen Lippen,
als die Nacht über mich rollte,
unter meinen schlafenden Augen.
Doch dieser fiel von meinen
nicht auf Deine
und irrte sodann schweigend
im großen dunklen Raum.

Die braunäugige Blume

Und plötzlich falle ich tief
in meinem Bauch,
atemlos von wirbelnden Türmen,
in das Antlitz
so rein wie Morgentau.
Ach Du Eine mit dem Blumenkörper,
Deine Augen so Erdenbraun,
ist ein Sehnsuchtsverlangen
meiner Dichterhände.
Und schreitest Du
sogleich wie ein vollkommener Tanz,
möcht ich die Melodie sein,
in diesem Augenblick,
wenn ein Schmetterling die Welt entfacht.
Meine Dichterhände
haben für Deine Blumenhände eine Nachricht,
eine Einzige Berührung,
jenseits von Wort und Laut,
eine Einzige Berührung,
sowie das Meer den Himmel berührt.

Dem Meer so nahe

Immer wolltest Du sein,
dem Meer so nahe,
kühl funkelnde Angel
auf fließendem Himmel,
zog Dich immerzu hinaus.
Wohlige Wogen umsanften Dein Gemüt
und weißt Du noch?
Immer hast Du uns etwas
von da Draußen mitgebracht,
einen warmen Abend und
die Sterne kamen als Gäste.
Oder einen Gruß der Sehnsucht,
der in Deinen Augen gelehnt,
an uns gerichtet war.
Dem Meer so fern,
löstest Du dich vom Baum
und mit einem Gruß zu Deiner Stirn,
trugen wir Dich zu Erde,
durch die schlafenden Berge
am Rande des Herzens
zur Lichterstadt,
dem Meer so nahe.

Ein Abschied

Durch die flutende Nacht
steigt nach und nach
eine Blume empor
und tauscht die Tropfen
gegen die Sonne aus.

Sie reiste noch zuvor
von Wolke zu Wolke,
ruhte auf der Haut,
faltig wie eine weiße Fahne
und zeichnete mit einem Silberstift
die Rundungen eines Weinglases.

Ihr Revier ist nicht mehr geheim,
ihr Zuhause hat keine Türen
und sie kommt nicht aus dem Meer
und auch nicht aus dem Lande,
das die Nacht vergessen hat.
            Ein Abschied
         ist nah in der Ferne.

Und wenn ein Kind

Das Schweigen ziert die Schale von Innen
und bricht es dann naß und nackt
in einem kleinen Wort,
wächst es dann unaufhaltsam zu Worten,
unbegreiflich,
so sehr wir es versuchen.
Aus der Erde bricht die Sonne auf,
klettert den Stamm empor und
wiegt sich in der Krone,
steigend von Ast zu Ast,
ehe es dem Alter wieder hinabsteigt,
am blutjungen Grünzweig entlang,
wenn ein Kind spricht
mit den Augen voran.

Die Pflastersteine beten um Erbarmen,
bis sie dann Fliehen können
in bunter Kreidegestalt,
das Klettergerüst wird zum Schiff
und die grüne Wiese zum Meer.
Bald schon werden die Kanonen geladen,
ehe ein Donnern sich von der Ferne löst,
wenn ein Kind spielt
mit der fantastischen Hand.

Ein Quell versiegt in der Tiefe
und die sandigen Ufer verwehen zu Staub.
Die losgelösten Steine beben in der Hitze
und trocken hallt ein Ruf
in der vergebenen Nachtruhe,
wenn auch der Pfirsich
auf Grasgrün sonnig verstillt,
wenn ein Kind trauert
für die Hälfte der Welt. 

7/01/2012

Der Gärtner

Dein ganzes Sein,
hat ein Krug voll Süße für mich,
Nektar, unverkennbar glänzend
an Deinen Rosenblüten.

Öffne ich meine Hand,
finde ich an meinen Kuppen
Deinen rosigen Duft,
als versprühtest Du diesen,
einzig und allein
für meine Gärtnerhände.

Ich sehne mich abermals
nach Deinen Händen,
Deinem Lächeln,
nach Deinem Rosenkörper.
Sie fehlen mir,
wie ein Spalt dürstender Erde,
aus der man einst
eine Rose stahl.

Und zusammen,
könnten wir vollkommen sein,
wie das Meer und der Strand,
wie eine Rose,
in meinen Gärtnerhänden.



Wie die Nacht

Wie die Nacht,
bin ich zur Trauer geboren,
trage Schwarz in meine Seele,
niemals das Tageslicht zu sehen.

Wie die Nacht,
ist mein Gewand durchlöchert
und sehe hindurch alles verkleinert,
wie die Nacht,
Deiner aufbrechenden Augen gegen.

Wie die Nacht,
bin ich in die Dornen geboren,
heiß verströme ich mein goldnes Blut
und durch mein Hals,
erwacht ein kalter Sturm.

Und wie in die Nacht,
versinken Deine Schritte in mir,
doch meine Begier,
endet an Deinem strahlen Antlitz,
verschlafen,
wie die Nacht.

6/30/2012

Wankende Brücken

Beim Gang über wankende Brücken,
beschloss ich euch zu verlassen.
Meine Schritte gaben unsicher nach
und sank zu meinen Knien,
ich trat wieder auf und beschloss,
ihr sollt aus mir treten,
da ich in euch, wie ein kantiger Fels laste,
wie eine unheilbare Krankheit
in euch meine faulen Wurzel vertiefe.

Und in dieser Minute,
überkam euch ein Traum
mit wolkiger Stimme
und sie trug euch hinweg,
aus mir heraus, in sonnige Tränen.
Und als die Flut noch nicht bereit war,
beschloss ich aus dem Schlick zu treten.
Und auf wankende Brücken,
zu meinen Knien hinabsinkend,
beschloss ich, euch zu verlassen.


Und wenn ihr doch
eurer eigenen Bitte nachkommt
und meine Wurzeln abschlagt
und im Windesschlund begrabt,
die eure Seelen durchbohrt,
so träumen wir vielleicht einen
gemeinsamen Traum,
zusammen auftauchend, rein und leicht,
ohne Schlick und wankende Brücken,
ohne Scherben in die Hände tragend,
vom Feuer unsrer Freundschaft versiegelt.



6/28/2012

Schweigen

Wenn das Schweigen plötzlich
mit der Nacht über mich hereinfiele,
so wie Schnee, der mit einem Mal
Strassen, Dächer und die majestätischen
Kronen der Wälder bedeckt,
dann flöge die Ferne heimlich her
und meine Augen sogleich ihr entgegen.


Ich weiß, es könnte mir gefallen,
wenn der stille Kuss nicht mehr heimlich
meine Lippen verschlosse
und die Wunderlichkeiten,
erfüllt von meinem Wesen, wären mir
mit einem Mal erreichbar.
Ich wäre der Falter aus meinen Träumen,
aber die Schwermut sodann abgelesen
und kein Laut und keine Klage,
könnt mich jemals berühren.


Oh Zeit, halte ein drum,
dass mein Schweigen im Schweigen liege,
lass deine hallende Schritte ruhen drum,
dass mein Schweigen mit dem Schweigen spreche.
Es genügt mir ein Wort, um dich zu brechen,
drum würde ich lächeln nur,
wie ein kleines Licht, nur eine Kleinigkeit
und ich wäre fröhlich
und wiederum nicht.



6/27/2012

Wenn Träume bluten

Mit der Leere durchzogene Hüllen,
ausgesaugt und ausgespuckt und
an den Haaren herbei
durch die Nacht gezogen,
tänzeln sie, vom Terror Religion, geschickt geführt,
an Fäden für das hastige Auge unsichtbar,
durch unsre Sonne.

Ich erkenne meine Menschen nicht mehr,
irgendwo unter Verzweiflung und
gefütterter Angst irren sie umher, meine Menschen.
Und von irgendwo her kam einst
der schwarze Vogel geflogen
und breitete über ihnen seine toten Schwingen aus,
wo alle in der schwarzen Masse,
in sumpfiger Gemeinschaft verkühlen.

Doch hin und wieder erblicke ich
im Schönsten in einem Gesicht,
einen blühenden Garten, goldene Tropfen,
die nach Orangen duften, ein Hauch von Wildnis.
Nur ungepflückt, endet im Nirgendwo
selbst das schönste, noch nicht gesprochene Wort.

Ich sterbe jeden Tag und lasse dennoch leben
und grüße meine Menschen,
wo wir doch alle vom selben Ast in die Winde zogen.
Nur kämpfe ich gegen das wahre Verbrechen an,
das aus Fleisch, brennendes Metal macht
und der vergiftete Gedankenregen,
die eigenen Träume hinrichtet.

6/26/2012

Ich grüße die Liebenden

Ich grüße die Liebenden und jene,
die ich aus meiner Ungeduld heraus liebe.
Ich grüße euch und eure Hände,
die zu einem lodernden Herzen zusammenwachsen.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die ich, wie ein Kind ein Geschenk hastig aufreißt, liebe.
Ich grüße euch und eure Augen,
die so vieler Worte Blüten tragen
und auf all Lippen morgenrötlich lächeln.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die es verdient haben geliebt zu werden,
so wie ich einst geliebt wurde.
Ich grüße euch und eure nach Kiefern duftende Gedanken,
die Schmetterlinge zwischen den Wolken.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die mit ihrer Liebe, ihrer Liebe einen Wunsch abnehmen.
Ich grüße euch und eure hohe Berge Vögel,
die die finstersten Flure hell erleuchten.

Ich grüße all die, die aus ihrer Liebe heraus
den Flammen ein neues Gewand schneidern
und jene, die ihre Geschichten zu einer erzählen.
Ich grüße die Liebenden und jene,
die ihre Liebe zu roter Erde trugen.

6/25/2012

Verfolgung

Selbst in meinen Träumen,
kann ich meine Augen nicht davor verschließen.
Stetig werde ich an den letzten Atemzug erinnert,
graumelierter Regen, von Duft und Melodie
verlassener Ort.
Und schau ich an diesen verwünschten Tagen
durch die niederwachsene Glasfäden
und trommelnde Winde,
gewinnt mein Kummer, verfluchte Liebe,
an Gestalt und küsst mich blutig, mit dornigen Lippen.
Hilflos sind die helfende Hände,
die nach dem verlorenem greifen
und doch unerreichbar, bleiben nur klagende Blicke zurück,
panische Blicke, wie des eines Kindes,
das nicht begreift, was nach ihm greift.
Der Abschied naht,
der Rosenduft war mir noch nie lieblicher
und einen Strahl dieser Lieblichkeit werde ich mitnehmen
und euch sodann, meine goldenen Honigblüten,
noch heller entgegen, als es mir bislang verboten war.

6/22/2012

Der Fluss in meinem Tal

Du bist der Fluss in meinem Tal.
Größere gibt es, größer als Du es bist,
reinere gibt es, reiner als Du es bist
und tiefere gibt es, tiefer als Du es bist.
Doch nur Du bist der eine Fluss in meinem Tal,
nur Du bringst die Schwellung in meine Brust zurück.

Dürre überfiel lange schon meine Felder,
verlassen und von der Sonne erschlagen
zerschellen meine Träume auf ihrer Haut
und kaum Einer bemerkt dies.

Deine Schritte kamen mit jedem Deiner Worte,
sie tropften in die Furchen,
bis ein seidenblauer Teppich aus ihnen wuchs.
Er ist nicht groß wie andere,
Broken fielen herab und verengten das Tal.
Er ist nicht rein wie andere,
Trübsal wird noch weggeschwemmt.
Er ist nicht tief wie andere,
meine Worte die fielen,
schlicken zu einer undurchdringlichen Masse.

Du bist der Fluss in meinem Tal
und nur Du und ich, meine liebste Poetin,
meine Netze in Deinem fließenden Kuss,
bringen die Tiefe wieder zurück.

Dieser eine Moment

Dieser eine Moment,
so kurz in seinem flüchtigen Blick
und doch anhaftend an der Ewigkeit.
Dieser eine Moment,
wenn du in die eine Welt eintauchst
und alles verstummt
und alles verschwimmt.
Dieser eine Moment,
wenn er lächelt von deinen Lippen
und die Freiheit begrüßt,
wie sie noch nie zuvor
an Wimpern wie zwei Schmetterlinge prangte.
Dieser eine Moment,
ach dieser eine Moment,
ich liebe diesen einen Moment,
wenn Augen miteinander Sprechen
und Atmen, ohne sich zu berühren Küssen
und umarmen und zusammen,
wie entgleistes Glück,
zu ihrem Bahnhof zurückkehren.
Und dieser eine Moment,
rosige Insel mit duftigen Trauben,
erblicke ich dich flackernd und beinahe zerrissen,
werde ich wieder durchtränkt
meine Hände und Knie
in dein samtes Weiß versenken.
Und dieser eine Moment,
wird meine Zuflucht, mein Zuhause,
bis der kurze und flüchtige Blick
wieder weiterreist.

6/19/2012

Abgrund

Manchmal steige ich ab,
in mein Finsterloch, Schweigen, Stille,
in meinem Abgrund stolzen Zorns
und nur mühselig komme ich herauf,
mit Fetzen anhaftend, was ich nur finden kann
in der Tiefe meines Seins.

Was kann ich schon finden,
in meinem sumpfigen Fleisch?
Trübe Wasser, Stimme der Stimmen,
das mein Fleisch schluckt
und durch meine Fenster wieder zurückwirft.
Was meine wunden Augen sehen,
wenn ich nichts sehe.

In meinem Abgrund werde ich nicht finden,
was für mich oben niedergelassen wurde,
vielleicht ein mit Tau behafteter Lilienduft,
ein küssender Blick,
noch tiefer als die Nacht, meine Nacht.

Doch ich fürchte mich davor,
mich nicht in meine Dorne fallen zu lassen,
ich fürchte mich meines Wortes, das dann kommt,
um womöglich dich zu verletzen,
denn es ist geladen mit Bitterkeit
und Sehnsucht, gesponnen aus blauem Gold.

Wirst du mich anlächeln,
wenn meine Zunge dich beißt
und zugleich dir die Rosen reicht?
Oder brichst du deinen Schlüssel in Zwei
und begräbst die Reste im Schoss der Meere?

Liebe mich nicht, behalte dein Lächeln,
denn ich bin verletzt.
Denn trete ich dir verletzt gegenüber,
verletze ich deine Augen
und nicht mal deine Brust vermag es,
diesen harten Augenblick zu entschärfen.

6/18/2012

Hier sterbe nur ich

Ich liebe Dich nicht, solange ich noch lebe,
denn von Deiner Liebe gelange ich zum Stillstand meines Lebens.
Und vom Warten auf das Leben, kommt sie unerwartet,
die keuchende Liebe aus meinem nebligen Herz.

Und beschließt Du dann meine Augen zu schließen,
überreiche ich Dir den Ausmass meiner ganzen Liebe
und mit meinem Hass werde ich Dich blind lieben.

Aber vielleicht verschluckt der grauende Nebel,
das Schreckenstuch der Nacht, meine wärmsten Worte,
nicht klopfend durch meine vereisten Kuppen
an Dein bläuliches Licht.

Hier sterbe nur ich, wenn ich Dich liebe,
weil ich Dich liebe sterbe ich,
ich liebe Dich, Liebe, blindes Blut, Feuer aus Fleisch.


6/17/2012

Auf blanken Füssen

Mit dem glühenden Kuss noch in der Grube begraben,
sind die sonnigen Winde,
aber sie nähert sich euch, die Stunde der Zusammenkunft,
auf blanken Füssen kommt sie euch näher.

Das Gesicht noch mit deren Trübsal bedeckt, kommt sie gemach,
mit sehr schweren Schritten, kommt sie auf euch zu,
die Stunde der Zusammenkunft, auf blanken Füssen.

Ich weiß, gefesselt sind eure Handgelenke,
so wie Kabel, stramm am Telefonmast
und schwer ist das Gemüt
und noch schwerer wird sie, mit jedem Tropfen,
die ohne Unterlass auf die selbe Stirn klopfen,
doch sie nähert sich euch, die Stunde der Zusammenkunft,
auf blanken Füssen kommt sie euch näher.

Ihr durchwandert meine Gedankenwiese, Tag für Tag
und denke ich an euch, ist es so,
als würde sie ihre Schritte noch mehr erschweren,
die Stunde der Zusammenkunft, auf blanken Füssen.
Und sei es auch so, weiß ich dies,
dass ihr wie ein wankendes Rad umfallen werdet,
bevor sie euch erreicht.

6/15/2012

Du, die Sonne und der Himmel

Denke ich an Deine Lippen,
die sich in einen Halbmond formen,
auf Deinem himmlischen Gesicht,
kommt mir der Duft einer Rose in den Sinn.
Und lese ich ein Gedicht,
umschlossen von Gehör und Licht,
denke ich an Dich,
wie an eine blühende Insel,
zwischen dunkle, schreiende Wellen.

Ich ertrage Dein Schweigen schon so lange
und würde ich dann hören Deine Stimme,
dann wäre es so,
als sähe ich seit langem die Sonne wieder
und ich wäre verwundert darüber,
wie weit weg sie ist
und doch auf meiner Haut so nahe.
Und stünden auf einmal Deine Augen vor meinen,
dann wäre es so,
als erblickte ich seit langem den weiten, blauen Himmel
und ich wäre verwundert darüber,
wie weit und tief sie sind.

Ich weiß jetzt,
durch mein Leben habe ich mich selbst verloren,
irgendwo zwischen Geburt und Tod,
zwischen Lügen und Wahrheiten,
bin ich stehengeblieben.
Und irgendwo,
werden sie mich ein letztes Mal begraben,
diejenigen,
die mir die Sonne und den Himmel stahlen.
Und ich wüsste dann gern,
wenn ich dann zur Blume werde,
ob Du dann ihr die Sonne und der Himmel wärst.

6/13/2012

Es ist wieder Zeit

Dein Bildnis entsteigt der schwarzen Schattenmasse,
in die ich Deine Unendlichkeit meißelte.
Klagen strömen herbei, so wie Lachse stromaufwärts,
das Verlassene füllt die Morgenstunden.

Es ist wieder Zeit für den Abschied, immer wieder
wiederholt sich der Regen aus eisigen Knospen in mir.
Aus Dir entfliehen, durch mich hindurch, Krieg und Frieden
und kann nicht unter Deinen Schwingen hervortreten,
ich habe mich verloren in Deinen Flügen aus Gesang,
ich habe mich verloren in den Stunden,
wo Deine Küsse meinen Mund überfielen.

Der Sturm trug Dich ans scharfkantige Leid
und die Sehnsucht in Dir wurde immer schwerer,
die Angst eines verlorenen Seemanns kroch aus Dir empor
und schiffbrüchig versankst Du in Tränen.

Alles in mir ist nun Schiffbruch,
schwer beladen mit dunklen Mauern,
die ich nicht über Bord werfen kann.
Im Nebel meiner Kindheit, waren schon meine Flügel gebrochen.

Ich leugne es nicht,
dass ich das Steuerrad niederreißen möchte,
auf das mein Schiff zu Dir hinab sinkt.
Jetzt, wo Du die schwarze Einsamkeit bist auf fruchtiger Insel,
bin ich Dein Hunger und Durst zugleich,
die Trauer und Verfall im Angesicht Deines Wunders.

Es ist wieder Zeit für den Abschied,
die Trauben glühen noch über Deinem Grab,
mit der neu geborenen Morgenröte.
Es ist wieder Zeit,
Deine zerküssten Lippen und Lider zu verlassen.

Bald schon erwacht Dein Tag

Dann, wenn Du des Lesens mächtig bist,
schenke ich Dir meine Worte, damit Du mich nicht vergisst.
Und dann, wenn Du des Schreibens mächtig bist,
nutze Deine Worte, damit die Welt Dich nicht vergisst.

Der Sonne und dem Mond ausgesetzter Schulhof,
belebt bei Tag und verlassen bei Nacht, wird schon bald
mit Deiner Stimme singen und mit Deinen Augen,
neugierige Fische, den Spielplatz darauf säumen.

Stehst Du schon vor Deine Herzenstore?
Schreite nicht allein hindurch, wenn Du wirst geleitet
von Wissen und Unwissen, von Torheit und Hingabe.
Aber sorge Dich nicht Deines Weges mein Kind,
Bücher voll Schätze werden Dich bei Deiner Reise bereichern,
es liegt nur an Dir, sie Wort für Wort in Deine Hallen zu tragen.

Bald schon erwacht Dein Tag mein Kind,
wenn Dein letzter Mond Deine rosigen Wangen streicht.
Und schon stehst Du in unsrer Welt, mit all ihren Geheimnissen,
pflücke die Früchte nach und nach, nicht auf einmal.
Koste an jenem Apfel, und nippe an diesem Nektar,
du wirst die Welt schmecken, immer wieder von neuem,
wobei keine Welle das zweite mal durch den Sand laufen wird.

6/12/2012

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil du dann so weit in der Ferne bist.
Vielleicht hörst du mir von der Weite her zu,
aber meine Stimme fängt dich nicht ein,
es ist als flögen deine wogenden Wangen davon
und es ist, als verschlosse ein Kuss deine Lippen.

Mein Herz reist in allen Dingen
und so reist auch du in allen Dingen,
durchzogen meiner Herzenswabe,
voll Honig und der Süße, unverrückbar deines Herzens.
Du bist mein Herz in meinen Händen,
wenn sie doch nach deinem Körper suchen.
Du bist mein Herz in meinen verlorenen Blicken,
wenn sie doch unablässig nach der Stille unter deinen Lidern trachten.

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil du dann scheinst, von mir fortgegangen zu sein,
wehklagend wie ein Falter ohne Schwingen.
Vielleicht hörst du mir von der Weite her zu,
aber meine Stimme verliert sich im Irgendwo.
Ich möchte die Stille sein, hinter deinen Lippen.

Ich möchte auch zu dir sprechen, mit deiner Stille,
so klar wie ein Licht, umgeben von schwarzen Wänden,
so schlicht, wie die Farbe der Tinte.
Deine Stille gleicht der Sternennacht,
fern und wunderschön in ihrer Schlichtheit.

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil deine Ferne meine Schmerzen besingt,
als wärst du schmerzlich von mir gegangen, tief begraben.
Aber keine Erde kann dich aufnehmen,
denn du bist selbst des Lebens Essenz, hoch auflebend
und ich bin überglücklich, dass du noch lange da sein wirst.

6/10/2012

Mit dem Untergang der Sonne

All die Wahrheiten nicht aussprechen zu können,
die gereimten Tage, Verse voller Leidenschaft,
mit den Leid schaffenden erblassen zu lassen.
All das Glück nicht annehmen zu können,
von der Freiheit,
die Türe zu schließen und alles hinter sich zu lassen
und nicht mehr zurückzukehren,
als ließe man eine verlassene Stadt hinter sich.
Von der Freiheit,
sich nicht mehr wissentlich Ausrauben zu lassen,
die Faust zu erheben, mit der Sonne in der Hand
und Schlag für Schlag die Armut
wieder in die Rachen zu verbannen,
aus den die Flammen, so kalt wie dunkle Gewässer,
die Hoffnungen der Hoffnungslosen unter sich begruben.
All das nicht machen zu können, nicht
weil man nicht will, sondern weil man nicht kann,
wenn doch zu schwer sind all die Lasten,
die einem auferlegt wird,
Zeitlosigkeit, falsche Verantwortung,
leben, um ein seelenloses Leben am Leben zu erhalten.
Sind wir schon tot und wissen es noch nicht,
weil wir zu beschäftigt sind, uns Aussaugen zu lassen?
Wir sind über Nacht gestorben,
als unsre Sonne unterging und die Sterne,
nach denen wir jahrelang griffen,
nun auf uns herabschauen.

6/09/2012

Der Baum im Vergnügungspark

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
er ist alt, borkig und rau,
doch weder Mann noch Frau bemerken ihn.
Sie sind beschäftigt im Vergnügungspark,
sie eilen von Karussell zu Karussell,
ein jeder will der Erste sein,
am höchsten und am schnellsten sein,
indes der Baum im Vergnügungspark
in seiner Freiheit verhaftet ist
und weder Mann noch Frau bemerken ihn.

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
sein Schatten zeichnet seine junge Vergangenheit,
schaumig wie eine Wolke und gigantisch wie ein Berg,
trotzte er jeden Sturm und gewann an Größe,
mit jedem niederwachsenden Regen,
als käme er direkt von der Sonne.
Ein jeder will ein Großer sein,
so groß und weise wie ein Baum,
doch kaum ein Mann, noch eine Frau
wissen von der wahren Größe
eines Regentropfens.

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
er ist alt, borkig und rau.
Neid und Hass liegen wohl in der ängstlichen Hand,
sie schnellen zu den Wurzeln nieder
treiben das Leben in Zwei,
wobei die Enden,
endgültig in andere Richtungen wachsen werden,
doch weder Mann noch Frau bemerken das.

6/06/2012

Wieder bist du zurückgekehrt

Wieder bist du zurückgekehrt,
hast du mich gesucht und gefunden?
Ich hatte mich doch verabschiedet
von deinen goldenen Wellen und
deiner Hoffnungslosigkeit,
die mir wie ein süßer Spritzstrahl entgegnete.
Wieder bist du zurückgekehrt, zu mir,
ich habe weder dich gesucht,
noch nach deinem Namen verlangt.
Jetzt stehst du da, vor mir und
hast dich neu gekleidet.
Schaue dich nur an,
du musst der Spiegel der Götter sein.
Mit deinen Augen,
die die Meere und die Wälder beheimaten.
Mit deinem Haar,
das still und mit der dunklen Sanftheit
eines prallen Kastanienbaums wallt.
Mit deinem Lächeln,
welch Zauber auch die Lippen besprühte,
ich denke nicht daran sie zu entzaubern,
noch nach deinem Geheimnis trachte ich,
welches deine Lippen wohl hüten.
Mit deinen Gedanken,
die ich jeden Tag lese, ja,
nahezu inhaliere,
sie sind die wärmende Poesie,
meiner erkalteten Seele.
Jetzt bist du da,
ohne meine Netze nach dir ausgeworfen zu haben
und jetzt weiß ich nichts mit dir anzufangen,
außer einem versprochenem Tanz.
Jetzt bist du wieder da,
schöner und intelligenter denn je
und ich kann meine Augen nicht
von deinen nehmen und
möchte mich in deinem Haar,
mit Kastaniens Süße betäuben
und dein Lächeln, kann es sich nicht
auf meinen Lippen verewigen?
Wieder bist du zurückgekehrt, Liebe
und eines Tages wirst du wieder,
so wie du gekommen bist, gehen.
Und ich werde,
so wie du gegangen bist zusehen,
was du wieder von mir nehmen wirst.

Allmählich

Betrachte ich den blauen Himmel,
oder das Meer in meinen Erinnerungen,
berühre ich beim Feuer die unantastbare Asche
und das trockne Holz im Flammengewand.
Und all das bringt mich auf einem Mal zu Dir,
als wäre all das was mich umgibt,
eine Wolke weißer Pollen,
die mich geradezu Deiner Blütenwiese trägt.

Wenn nun aber meine Liebesblüte
in Deinem Garten nicht mehr wächst,
werde ich Deine Rosen
in meinem Garten auch nicht mehr begießen.
Und wenn Du mich jetzt allmählich vergisst,
suche nicht nach der Stimme,
die Deinen Namen noch vielleicht
wie ein dunkles Geflüster kennt,
denn allmählich werde ich Dich dann vergessen.

Aber entscheidest Du Dich allmählich dafür,
mich vom Rande Deines Herzens zu stoßen,
wo ich in ihrer Mitte verwurzelt bin,
so bedenke,
dass ich an jenem Tag meine Hunderten Blätter,
die meine Arme und Hände, Blicke und Gedanken sind,
allmählich ausbreiten werde,
um die Welt zu berühren,
dann,
wenn allmählich Dein Boden sich auf den Weg macht,
um andere Wurzel in seine Mitte aufzunehmen.

Doch wenn Du jeden Tag von unsrem Garten Früchte isst
und Du allmählich empfindest, was auch ich empfinde,
so kehrt all das Feuer wieder,
mit all der Asche und Holz im Flammengewand,
das mich mit einem Mal zu Dir brachte.

Eine ernste Sache

Zu lieben heißt zu leben,
also eine ernst zu nehmende Sache.
Wie eine Rose beispielsweise,
sie lebt, um der Liebe Willen
und lässt lieben, um des Lebens Willen.

Zu lieben macht das Leben erst lebenswert,
lebe die Liebe, so,
wie eine Ärztin,
die ihr Leben an das Leben widmet.
Und liebe das Leben, so,
dass du dafür aufrichtig bluten würdest,
wie ein gefesselter und mit dem Rücken
an der Mauer lehnender Mann.

So ernst,
als würdest du dafür auch für Menschen sterben,
deren Gesicht du nicht mal kennst,
unter deren Augensaum du nicht mal gestanden hast.

So ernst,
als würdest du, ohne jeglichen Zwang,
wissentlich für die schönste, atmende Sache
dieser Welt sterben.

So ernst,
das du mit Achtzig noch ein Pfirsichbaum pflanzt,
nicht der Nachwelt wegen,
weil du den Tod fürchtest und
dennoch nicht daran deinen Glauben schenkst.

6/04/2012

Unerträglich

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
so unerträglich,
wie die Unerträglichkeit in der Geduld
der Grashalme bei Nacht,
ist die seine des Glückes gegen.
Das sonnige Antlitz unsrer Mutter Erde,
die ihr letztes und schönstes Kind noch gebären wird,
am schönsten,
noch nicht erlebten Tag,
kann ihm ein ehrliches Lachen nicht mehr entlocken.

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
obgleich ihn das Glück küsst,
oder der Rosendorn ihn entzweit,
das Herz um sein Glück,
ist schon lange dessen Grab geworden.
Und die Trauben,
trocken wie sterbende Finger,
nur noch ein Schatten,
vom gestreichelten Glück.

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden
und dort, wo ein jedes Licht stirbt,
endet gar das erlesenste Lächeln.
Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
so unerträglich,
wie die Unerträglichkeit in der Geduld
der lang ersehnten Freiheit.

5/30/2012

Wenn ich Dich lebe

Ich öffne Deine Augen
Wenn ich meine schließe
Ich belebe Deine Worte
Wenn ich meine richte
Ich beglänze Deine Lippen
Wenn ich am Wein nippe
Und ich sehe Dich unweit
Wenn ich in der Ferne schwinde

Ich versteinere mein Herz
Über Deine Meeresaugen
Und lasse es versinken
In Dein tiefstes Vertrauen
Ich verwandle Dich
In einen Schmetterling
Und lasse zurück die Raupe
Die an Deinem Seidenfaden hing


5/29/2012

Ich will Dich mit dem Himmel kleiden

Ich will Dich mit dem Himmel kleiden,
auf das Deine Träume mir entgegen regnen,
doch sorge Dich nicht, ich schreite sanft,
denn es sind Deine Träume, die mir entgegen regnen.

Ich will Dich mit dem Himmel kleiden,
auf das Deine Wünsche meine Becher füllen,
doch sorge Dich nicht, ich benetze nur meine Lippen,
denn es sind Deine Wünsche, die meine Becher füllen.

Ich will Dich mit dem Himmel kleiden,
auf das Deine Sehnsüchte meine Worte tragen,
doch sorge Dich nicht, meine Worte sind gewählt,
denn es sind Deine Sehnsüchte, die meine Worte tragen.

Ich habe Dich mit dem Himmel gekleidet
und ich sorge mich um Dich,
denn es hat lange nicht mehr geregnet,
meine Becher sind gefüllt mit Leere
und meine Worte fallen mir vor die Füsse.

5/27/2012

Jetzt liegt es an Dir

Jetzt liegt es an Dir,
Leben dem Licht zu schenken,
jetzt liegt es an Dir,
nicht mit andren Blumen zu welken.

Es liegt nicht an Dir,
Das größte aller Wunder zu bürden,
es liegt nicht an Dir,
wenn andre Dich von nun an leugnen.

Jetzt liegt es an Dir,
an Deinen Hafen zu gelangen,
jetzt liegt es an Dir,
mit der Süße aus der Kälte zu entbrennen.

Es liegt nicht an Dir,
wenn die Unerträglichkeit aus Dir spricht
und es liegt nicht an Dir,
wenn der Boden Deine Tränen bricht.

Jetzt liegt es an Dir,
zu wachsen mit Deiner Herzens Frucht,
jetzt liegt es an Dir,
zu entsteigen Deinem tristen Herbst und Furcht.

Vielleicht Deinetwegen

Die Sonne steigt durch Deine grün-blauen Fenster
und hat ihr fröhliches Gewand um Dich geworfen.
Ich weiß nicht, warum ich auf einmal daran denken muss,
vielleicht ist es die Sanftmut der Vögel,
die ihrer Stimme diese entlocken.

Ich streife durch die Landschaft,
an Wiesen und Felder vorbei
und lasse mich blenden von den stummen Worten,
der Sonne entkommen und dem Bach beiwohnend.
Ich weiß nicht, warum ich auf einmal diese Welt anbeten möchte,
vielleicht weil Deine lachenden Worte so gleich schön sind.

Mit dem schönsten Lied, mit der schönsten Stimme zu wandern,
über wilde Wege und gezähmte Strassen,
die glühende Winde zu fühlen und das Herz entspringt der Flamme.
Ich weiß nicht, warum ich auf einmal an die Liebe denken muss,
vielleicht weil sie in meiner Dunkelheit erglüht,
der entsprungene Funke Deiner Flamme.

5/25/2012

Ich habe geschlafen neben Dir

In der vergangenen Nacht habe ich geschlafen neben Dir,
weit von meinem Meer, auf trockenem Lande.
Du warst Liebe und Duft, im Wechsel von Schlaf und Gesang,
im Wechsel von Rot und Blau.

Vielleicht wuchsen wir in unsre Träume,
ich in Deinen und Du in meinen,
hoch oben wie Zweige, vom selben Wind belebt
und tief unten wie Wurzel, in die Essenz gewachsen.

Aber vielleicht trennten sich auch unsre Träume,
Du von meinen und ich von Deinen und
suchten uns über dunkle Schattenmasse,
dicht an unsren Augen vorbeifliegend,
als hätte es uns noch nicht gegeben.

In der vergangenen Nacht habe ich geschlafen neben Dir,
ich meine die ganze Nacht und
während die Gefallenen und noch stehenden
mit der Erde, wissend oder unwissend, sich drehten
hat meine Hand Deinen Bauch geküsst.
Weder der anbrechende Tag, noch ein anderer Traum
konnte mich von Dir trennen.

Ich wollte sie küssen, Deine fernen Lippen,
ich wollte das Meer schmecken, das Salz und das Blau.
Und gerade von der Nacht entkommen,
von der Morgenröte empfangen,
erhielt ich keinen Kuss von Dir,
denn am Tage trug Dich die Nacht abermals davon.

5/22/2012

Dir sei es gedankt

Es werden die Tage kommen,
die einem Orangenbaum gleichen,
die nach Welt duften.

Es werden die Früchte wachsen,
die meiner Hand entgegnen,
als wäre sie die Sonne.

Es werden Hoffnungen glänzen,
die nach Honig und Blütennektar schmecken.
Und unter meiner Brust wird wieder das Leben klopfen.

Es werden noch Einsamkeiten
mit den Nächten über mich hereinbrechen,
aber sie werden lachen,
wie der plätschernde Bach, am Waldesrand.

Es werden Rosengärten meine Blicke befüllen,
wenn ich ans Ende meines Weges gelangt bin,
ohne mein blaues Zuhause zu erreichen.

Es wird der Tod mit seinem Seidenweichen Liedern
an meine Türe klopfen, aber ich werde,
Dir sei es gedankt,
ihn mit seinem kaltem Gewand,
nicht herein lassen.
Dir sei all das gedankt.

Ein Funken Hoffnung

Was wäre Leben ohne Hoffnung?
Ein Funke der aus der Kohle springt und erlischt,
wie ein Teller kalter Asche
entnommen aus einem kaltem Kamin.

Wohin !
Wohin sind unsre Träume,
unsre Hoffnungen, die wir einst säten?
Dahin im letzten Rauch, mit dem Winde sie wehten.

Wo ist nur das Feuer hin,
das ich in deine Augen trug?
ist es erloschen,
ertrunken in Tränen,
verborgen in Höhlen, in tiefen Gewässern
wird es erhört, mein dunkles Flehen?
In Deine himmlische Augen getragen,
dieser Klang, die schönste Stimme,
im schönsten Lied geborgen.

Täglich geht die Sonne auf
jährlich kehrt der Frühling wieder,
nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Wie ein Buch das vor mir liegt
und leise flüstert: lies!
schlägt sich ein Funken Hoffnung nieder
hier in meinem Herzen, hier in meiner Mitte
wie kann das sein?
Ich höre leise Schritte!

Lass mich hinein durch Deine Herzenstore,
meine Schwingen verkümmern ohne Winde,
sie trägt mich heran, die Meereswoge
inmitten von Tränen, die ich von jeher besinge.
Auf dornigen Pfaden bin ich geschritten
Barfuß auf Rosendornen
die Füße zerschnitten.



(In Zusammenarbeit mit Insa Fetting)

Wenn Träume flüstern

Gestern Nacht träumte ich von Dir.
Mit einem Mal lösten sich Deine Haare
und fielen gleichsam wie ein Vorhang
über Deine Stirn, über Dein Gesicht,
aber deine Augen verschwanden nicht.

Der Boden regte sich,
das Leben keimt in ihm und
meine Träume flüsterten, sie werden frieren.
Von den im Dunklen sich verlierenden Ästen
fiel etwas zwischen uns
und Du schmiegtest Dich noch näher an mich,
aber Du wärmtest mich nicht.

Deine feuchten Lippen öffneten und schlossen sich,
Du hast mir in Deinem leichten Lächeln etwas erzählt,
in Deinem rosigen Rot schimmerten Deine Zähne,
wie das Silber im tiefen Blau,
aber Deine Stimme hörte ich nicht.

Deine nackte weiße Haut
ist wie ein praller Pfirsich in meiner Hand.
In dieser Nacht konnte meine Hand
weder lesen noch schreiben,
denn sie ruhte auf der Haut
meiner vergangenen Rose.
aber die Brust war meine, unter meiner Hand.

Und während über mein Gesicht
ihr wallendes Haar wehte,
stumm und ohne Leben, ohne Duft,
wusste ich im selben Moment,
ich lebe nicht um zu sterben,
ich sterbe um zu leben.

5/19/2012

Sehnsucht

Die Sehnsucht zerrt an mir,
nach Orten, wo ich nicht bin.
Zum Beispiel im Weltgrößten,
überdachten Markt in Istanbul,
oder am Mittelmeer, mit Duft und Laut.
Zum Beispiel am gedeckten Tisch
in einem kleinen griechischen Dorf,
oder inmitten von Mammutbäumen in Kanada,
bei den wahrlich größten Lebewesen,
wo ein Menschenleben bedeutungslos scheint.

Vielleicht spielt mir mein Hirn einen Streich,
oder hat mich der Wein und Rum
in diesen Zustand versetzt?
Ich denke die Einsamkeit,
die mich überfiel, jetzt,
wo ich auf die Vierzig zugehe,
treibt mich in jene Weiten.

Die ach so große Sehnsucht in mir,
die sich Nacht für Nacht
auf leise Sohlen anschleicht,
so schleicht sie auch gleich wieder davon.
Vielleicht wird es besser,
wenn ich etwas mehr Schlaf finde,
oder wenn die Nachrichten weniger
über Leid und Kummer berichten,
oder, wenn ich eine Nachricht von Dir bekomme.

Der Regen, mein Kind und die Ferne

In der Nacht ist plötzlich Regen gefallen.
Der Morgen begann mit dem Zwitschern der Vögel,
die ihre Gesänge durch die nass glänzende
Äste und Zweige trugen.
So weit das Auge reicht,
erstrahlen Dächer, Strassen und der Wald
in ihren morgendlichen Gewänder.
Glückseligkeit und Trauer
kommen mir gleichzeitig in den Sinn.

Mein Kind,
die Jahreszeit hat sich wieder geändert,
nach einer langen Geburt und
unter der Erde geht das Leben weiter.
Leben, das der Regen dahin trug,
stolz und voller Fleiß.
Jetzt da draußen zu sein, im Regen, unter dem Regen
und die Pferde auf der Koppel galoppieren zu sehen,
oder die Kühe auf der Weide zu beobachten,
wie sie mit jedem Schritt ihrer Hufen,
langsam aber gewiss in die feuchte Erde einsickern.

In meinem Gefängnis habe ich nie etwas aus den Augen verloren,
wenn auch nicht so sehr wie Dich,
so liebe ich die Natur und ihre Unbezwinglichkeit fast genauso.
Und manchmal seid ihr beide mir so fern. 

5/18/2012

Mein Freund das Meer

Vielleicht werden wir uns nicht wieder sehen,
mein Freund das Meer,
vielleicht sehen wir uns in diesem Leben nicht mehr.
Verabschiedungen liegen mir nicht besonders,
ich möchte mich auch nicht von dir verabschieden.

Etwas von deinen Wellen habe ich mitgenommen,
ein Stück Sonne, die täglich in dir das Leuchten gewinnt
und etwas von deinem blauen Salz.
Deine Endlosigkeit trage ich in meinen Augen,
ich blicke durch sie hindurch.
Verzeih, doch dein Leid nahm ich auch mit,
denn sie spricht mit dem meinem dieselbe Sprache.

Deine blaue Weisheit erzählte mir etwas,
von Hoffnung und stürmische Sehnsucht ,
vom Leben das kommt und geht und
von Trennung und Abschied.
Du wusstest, wir werden uns nicht wieder sehen,
mein Freund das Meer.

5/16/2012

Kampf und Freiheit

Sie sind wiedergekommen,
mit ihren Flaggen, schwarzen Stiefeln
und hasserfüllten Gesängen
haben sie die Strassen, Welle für Welle, durchflutet.
Sie haben das Licht wieder ertränkt.

Die Gefallenen um Berlin,
sind wieder auferstanden und
tragen ihre Wunden,
wie die Sonne in ihren Händen.
Den kommunistischen Staub abgeschüttelt,
ersticken die Strassen unter schwerem Schritt.

Diese Tage sind nicht die Tage
wonach wir streben und kämpfen.
Hört ihnen zu, was unsre Feinde antreibt,
seht ihnen zu, wozu unsre Feinde fähig sind.
Treibt die Dummheit von der Wiege in die Enge.
Dieser Kampf gilt den Faschisten,
Dieser Kampf ist für unsre Freiheit.

5/09/2012

Vermissen

Viele Dinge vermisse ich,
viele Dinge fehlen mir,
als fehlte der Mensch in mir
aus sonnigen Tagen,
wo das Meer deine Augen sind
und die warme Luft deiner Blütenhaut gleicht.
Ich vermisse die Sanftmut,
die noch jungen Knospen,
die mit deinen Gedanken
der Triste dieser Welt entgegenwachsen.

Vermissen ist was schönes,
höre ich immer wieder.
Ja, es ist schön sich daran zu Erinnern,
was einmal war und nicht mehr ist.
Und ja, es ist schön
wieder eine Zeit zu Durchleben,
in der ich und du die Zeit erlebt haben.

Vieles vermisse ich,
vieles die ich mit der Zeit verlor.
Vieles, die mir am Herzen wuchsen und
wieder raus gerissen wurden.
Die Dinge fehlen mir
wie des Lebens Füllhorn,
mit seinen unermesslichen Gaben.
Zu welchem Zweck diene die Tinte,
wenn sie keine Bücher oder Papier
mehr bekleiden darf?

Vermissen ist was schönes,
sagen sich die Menschen.
Gewiss, bis der bittere Schmerz
dich von deiner Erinnerung entzweit
und im Blutes Strom dich in
dunkle Katakomben verbannt.

Vermissen lässt mich selbst
in der Kälte Vermissen,
wenn ich nach dem Menschen
aus sonnigen Tagen trachte.
Vermissen lässt mir die Augen trocknen,
wenn ich in diese Meeresaugen tauchen möchte,
um nur ein einziges Mal in der Haut voller Blüten
zu entschwinden.

Und doch,
da wo mein Herz nicht schlägt,
kann es keine andere Brust füllen.
Da wo mein Herz nicht schlägt,
kann es nicht stehen bleiben.

5/08/2012

Tag für Tag

Sie klopfen an meine Türe immer wieder,
Tag für Tag erreichen mich die Todesnachrichten,
von Menschen die wie Papier verbrannten.
Ich kann euch nicht in die Augen blicken,
der Wind trug sie schon lange davon.
Die Gestorbenen starben im Kampf,
für ihre Freiheit, für ihre Liebe,
wo sie jetzt alle beisammen,
in der Sonne begraben sind.
In der Sonne,
die dunkle und kalte Wolken zerschneidet.

Ich klopfe an eure Türe immer wieder,
Tag für Tag, von Auge zu Auge,
von Grab zu Grab,
von der feuchten Erde, bishin zur warmen Sonne.
Ich verlange nichts von euch für mich,
ich gebe euch nur zurück,
was man euch von euren Augen nahm,
die Liebe und die Sanftmut,
zwei Tropfen vom Meer, Tränen der Sonne.

Sie klopfen an meine Türe immer wieder,
Tag für Tag erreichen mich die Todesnachrichten,
von Menschen die wie Papier verbrannten.
Meine lieben Kinder,
diese Nachrichten sind eure Nachrichten,
klopft eine Tür nach der anderen,
zeigt es ihnen,
das lodernde Feuer in euren Augen.
Zeigt es ihnen,
das der Wind nicht eure Asche trägt,
zeigt es ihnen,
dass der Wind mit eurem Kaugummipapier tanzt.
Tag für Tag.

5/06/2012

Licht und Dämmerung

Das Licht verfällt der Dämmerung,
seichte Farben umstreichen klangvoll
die warmen Kurven der Gitarre.
Lässig und fast vergessen
lehnt sie schon lange an der Wand
und lange schon haben ihre Saiten
auch nicht mehr getanzt.

Die Medien bringen heute
keine guten Nachrichten.
Hoffnungen verbrennen an Leiber,
kein Liebesspiel,
wie das des Meeres und des Mondes.
Ein Liebeslied,
wenn das Licht zerfällt,
in den Händen der Dämmerung.

Das Licht verfällt der Dämmerung,
seichte Farben ergänzen
die Leere an meiner Leinwand,
gesponnen von den Resten
                           unserer Träume,
die wir noch vor ihnen hüten konnten.
Kein Liebesspiel,
nicht so wie das eines Kindes
und der weißen Schatten ihrer Träume.
Ein Liebeslied,
in den Versen sie unsterblich wurden.

Das Licht ist der Dämmerung verfallen.
Still ist es geworden,
still und kühl.
Ich zerfließe mit diesem Moment und
tauche hinein in die Dämmerung,
wo das Licht auch ist verfallen.

5/04/2012

Zungen schweigen heut noch darüber

Ich weiß nicht
wie oder wo du gestorben bist
in welcher Stadt, in welchem Dorf
entsandtest du deinen letzten Atem?
Die Nachricht kam mit einem Anruf.
Ich weiß nicht
wie oder wo du gestorben bist
ich weiß nicht, wo dein Grab liegt
Zungen schweigen heut noch darüber.

Glaubst du wirklich
wenn man den Reisenden hinterher reist
sie im ewigen Traum zu finden?
Und doch hoffe ich es so sehr, so sehr.
Der Frieden wird euch Zwei
über den Wolken finden
denn unterhalb der Wolken
habt ihr den euren nicht gefunden.

Ich weiß nicht
wie oder wo du gestorben bist.
In welcher Stadt, in welchem Dorf
kann ich dich besuchen und
mich von dir verabschieden?
Zungen schweigen heut noch darüber.

Tränen ergossen sich nach dir
doch dieser Regen wächst nicht grün
aus der Erde empor
denn die Bitternis glänzt mit ihrem Salze.
Dein Name wandert nicht mal
von Zunge zu Zunge
als hättest du nie gelebt.
Ich weiß jetzt
dass du schon tot warst
als du noch lebtest.
Doch ich weiß nicht
wie oder wo du gestorben bist
ich weiß nicht, wo dein Grab liegt
Zungen schweigen heut noch darüber.

5/03/2012

Ich grüße die Arbeiterklassen

Ich grüße die Arbeiterklassen,
Gruß an die Schaffenden,
an die frischen Knospen,
die gedeihen und sich entfalten,
ich grüße euch.
All eure Früchte prangen noch
an euren Ästen,
Die Tage, die wir erwarten,
die ach so schönen Tage,
erwachen bald schon
in euren Händen,
die Recht schaffenden, großen Tage,
in ihrem Licht keine Würde mehr
über das Asphalt geschliffen wird
und zu Nacht niemand mehr
hungrig seinen Schlaf suchen muss,
Tage voll Brot, Rosen und Freiheit.

Ich grüße die Arbeiterklassen,
die in den Strassen
die Hoffnungen besingen.
Die Hoffnungen auf Erde und Felder,
in Büchern,
Arbeit voller Hoffnung.

Ich grüße die Arbeiterklassen,
die jeden Feind bluten lassen,
das mächtige Geld,
die selbstherrliche Dunkelheit
und die Raketen und Bomben,
die die Luft verbrennen.

Ich grüße die Arbeiterklassen,
Gruß an die Schaffenden.


Nazim Hikmet

4/28/2012

Was war, ist und immer sein wird

Der Mensch strebt nach Freiheit,
voll und kräftig, wie ein Baum
gen Himmel wächst.
Wie oft wurden diese Bäume
schon gefällt,
von der Wurzel her
von der Erde getrennt?
Und wollen sie ihre Häuser zerstören,
mischen sie die stählernen Zähne
mit unter das Fundament.
Kann ein Falke fliegen,
mit gebrochenen Flügeln?
Können wir denken,
mit einer Kugel im Kopf?

Sie sind die Wurzel dieses Landes,
zu den Ästen wandernde Wasser,
das in den Wurzeln verborgen bleibt.
Sie sind der Hoffnung Fundament,
die Schwingen der Freiheit und
des Volkes Gedanke.
Allzu oft und zu fast jeder Zeit,
schnellt die Axt zu den Wurzeln
und trocknet das Wasser zu den Ästen.
Schwingen werden gebrochen und
Gedanken hingerichtet und
schlussendlich werden die Menschen
wie Marionetten auf die Bühne geschickt.
So war es schon immer und
so wird es immer sein.

4/18/2012

Lasst es nicht zu

Es sind die Frauen, unsre Mütter,
die starke Männer gebaren,
so wie das Licht,
das vor unseren Augen schwindet.
Ihr Großmächte dieser Welt,
hat euch nicht auch eine Mutter geboren?
Fügt ihnen kein Leid zu,
lasst nicht zu, das die Lüfte sie verbrennen.

Ein kleines Kind rennt mit seinem Drachen
über Wiesen und durchs Geäst,
wie ein Schmetterling
vor einem Raubvogel fliehend.
Ihr Großmächte dieser Welt,
auch ihr seid einst
über Wiesen und Felder geeilt.
Fügt ihnen kein Leid zu,
lasst nicht zu, das die Lüfte sie verbrennen.

Vor einem Spiegel
kämmt eine junge Frau ihr Haar,
suchend im Spiegel nach irgendwem.
Ihr Großmächte dieser Welt,
auch ihr wurdet so in Spiegeln gesucht.
Fügt ihnen kein Leid zu,
lasst nicht zu, das die Lüfte sie verbrennen.

Süß wie die Lippen meines Kindes,
sind die Gedanken der alten Menschen unter uns,
klare Erinnerungen an erloschene Lichter
und gefallene Blätter.
Ihr Großmächte dieser Welt,
Fügt ihnen kein Leid zu,
sie haben gelebt und leben noch,
lasst nicht zu, das die Lüfte sie verbrennen.