3/31/2015

Die Goldsucher in Kalkutta

Nun dann, die Sonne wechselt ihr Gewand,
wie eine rastlose Frucht erreicht der Mond die Gassen
und des Leben samteste Küsse zugewandt
ist das mit Gestank und Tod bekleidete Lächeln,
das hinabsteigt in die Gruben,
schwärzer noch als die begleitende Nacht und
Schweigen, Schweigen, der Mund ist gefüllt mit Schweigen.

Sohn, Vater, Bruder, menschlich ist dein Geschlecht,
Träumer und Visionär, farbig ist dein Traum,
Zeichner des Lebens, beschriebenes Blatt,
wann wurden deine Hände zuletzt geküsst, Goldsucher?
Welche Hände drückten zuletzt die deine,
für Dank, dafür, dass in Geschmeiden sie sich strecken
und mit der Kanalisation nie eins wurden?

Ich küsse deine Hände, Goldsucher,
nicht für Gold, ich küsse deine Hände,
weil sie die Nacht nicht nach Hause tragen,
sie tragen Brot und Früchte,
Wasser und die Milch, schmerzliche Weisheiten,
sie tragen die Sonne in Augen,
die der Hunger schon weitete.

Reiche mir die Hand, Goldsucher,
lasse meine erzittern und verschließe deine Wunden,
die der Salpeter und Quecksilber zurückließ,
verschließe diese Lippen, die niemals küssen werden,
die nur den bitteren Geschmack des Goldes kennen.
Reiche mir die Hand, Goldsucher,
reiche mir alle Hände, ich will sie berühren und
fest drücken, so ehrlich, wie das Leben euch.

3/18/2015

Zu deiner Farbe

Auch die Schatten treiben ihre Wurzel,
ich kann sie nicht zurückgewinnen die Zeit,
bis zu den lichtverhangenen Kronen entkommen sie
und heute nicht mehr und morgen auch nicht,
all die Netze die ich auswarf,
werde ich nicht mehr einholen.

Auch die Wurzeln werfen ihre Schatten,
wachsen sogleich wie ein Geschwüllst
am Körper und die Zeit gewinnt,
sie durchbricht das Licht und Netz
und treibt das Salz zusammen und
spült es an die Küste der Morgenröte.

Sommerlich ist dein Körper,
wo ein jeder Schatten hinschmilzt
zu deiner Farbe, kussbemalte Blume.
Und salzig dann soll das Brot nun sein,
das uns ernährt, die unbeschwerte Schönheit
in der Wunde, die mit Glasperlen befüllte Nacht
im Fieber unsrer Küsse.

Willkommen

Nicht erwartet habe ich dich,
keiner Nachricht bist du gefolgt,
die ich zwischen den Weizen niederließ.
Aber ich schaue dich an,
wie ich mich gewandelt habe,
von den Ästen ließ ich mich nieder und
wie ein Blatt folgte ich der Stimme der Erde.

Ich heiße dich willkommen, Liebe,
willkommen bist du wie die Nacht aus Küsse,
wie das sättigende Brot und zart ist das Geflüster,
das von deinem Herzen tropft.

Aus der Nacht heraus brachst du dein Schweigen,
wortlos, doch ungeduldig,
denn dein Werk verrichtetest du.
Und nicht mehr gewartet hast du auf mich,
hast dich in meiner Brust
mit meiner Neugier gepaart und
mein Auge sieht wie das eines Kindes,
Freude und Wunder zerschneiden die Triste.

Wärme und ihre Küsse, ihre Küsse,
wie danke ich, Narr, dir nur genüge für ihre Küsse,
der Schmerz zieht vom Felde,
denn sie wachsen, ihre Küsse,
sie umwachsen mein tiefstes Gewässer
und bringen ihm die Klarheit wieder,
die Sprache, die ich mit ihr gemeinsam schöpfe,
sie hinterlassen ein Bildnis unter meinem Lid,
Duft- und Farbenschwer.

Ich heiße dich willkommen, Liebe,
willkommen bist du, hier, in deinem Zuhause,
wo unsre Geheimnisse blühend verstillen.

Und ich heiße Dich willkommen, Du,
die meiner Liebe Grund ist Dich zu lieben,
weil ich Dich liebe und weil ich Dich liebe,
liebe ich Dich und darum kann der Liebe Grund genüge sein,
sich verschüttend in mir zu reifen.

3/02/2015

Als Du plötzlich kamst

Und plötzlich kamst Du, hinauf die Stufen,
als ahnte ich Dich wie den wachsenden Frühling,
denn Dein Duft eilte Dir voraus.
Erst kamen die Augen,
ja, diese Augen,
ach ich möchte sie küssen diese Augen,
jetzt, ich lege meinen Stift nieder.

Dann kamen Deine Lippen und
die Sonne verstummte vollends, alsdann Deine Worte
aus meinen Lippen kamen und
sie glühten mehr und mehr,
mit jedem Deiner Worte und nur
Deine Lippen vermochten dieses Fieber zu bändigen.
Ja, diese Lippen,
ach ich möchte sie küssen diese Lippen, so,
wie ich sie zum ersten mal hatte küssen wollen,
gierig und etwas unverschämt, hungrig,
durstig und ungeduldig wie die Biene zum Nektar.

Und wie die Taille einer jungen Tänzerin
sah ich Deinen Hals, sanfte Wogen,
mit Leben und Eleganz durchzogen und
süßer noch als der Honig ist der Geschmack Deines Duftes,
denn aus nichts anderem kann so eine Stimme wachsen.
Ja, dieser Hals,
ach ich möchte ihn küssen diesen Hals,
immerdann und immer wieder,
wie ein Gefangener im Turm,
trage ich die Sehnsucht durch Mauern und Wolken und
Zeit, Zeit, so viel Zeit musste sterben,
so viel nichterlebtes musste erlebt werden,
bis die Leere in meinen Händen
von Deinen verdrängt wurde
und meine Finger regten sich wieder.

Und heute sind sie wie Menschen, unsre Hände,
denn die Leidenschaft wuchs bis zu ihren Wurzeln
und manchmal ist es dann genüge, sie zu beobachten,
wie sie sich nähern und umstreichen,
als wären sie blind und
sichtbar werden ihre Körper mit dem Tanz.
Ja, diese Hände,
ach ich möchte sie küssen diese Hände,
ich möchte sie ganz, so wie sie sind,
vollkommene, feste Rundungen,
von Deinem Irgendwo geben sie mir immer,
was keiner Erklärung bedarf,
sie geben mir, ohne Wort und ohne Laut,
wie Menschen das Wärmste.

Sanft

Und meine Liebe tue ich in deine Brust,
klopfe sanft somit ich vernehme die deine
und ich lasse sie hinübertreten,
über das Geflüster im Dunklen,
über die Schwellen,
durstiger noch als die Strände
und über die gepflasterte Straßen,
wo die klagenden Hammerschläge noch erzittern
und meine Liebe tue ich in deine Brust
und ich klopfe sanft,
denn zu dick sind nur die Mauern hier draußen,
ich klopfe sanft an deine Samtheit,
laße uns hinein,
denn ich komme mit Tausenden,
ich komme mit jenen,
die unser Lächeln nicht kennen, das,
das mit Geschrei durch das Feuer gehen musste,
Schmerz,
nichts anderes formte diese Lippen.
Ich komme mit wutentbrannten Liedern,
von blutigen Lippen gesprungen,
tauche sie ein in deine Melodie,
denn nichts anderes ist hier nötig.
Sie werden kommen und sanft klopfen,
mit mir und mit dir werden sie alle kommen,
die es verdient haben geliebt zu werden,
so wie ich dich liebe.