9/30/2012

Bei Sonnenaufgang

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang strecken sich die Schatten,
reichen sich die Hände
und nehmen gemeinsam
einen Schluck von der Sonne.
Bis sie dann wieder einheitlich fliehen können,
vergehen Acht Stunden.
Das heißt, Acht Stunden Frieden,
bis die Kälte sich in die Räume drängt.

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang ging der kleine Mehmet
in die Schule,
heute jedoch nicht und morgen auch nicht,
tödliche Nachrichten aus ferne Länder
haben diese von der Erde verbannt.
Bis er eine Schule wieder besuchen kann,
vergehen bleivolle Jahre.
Das heißt, Jahre ohne Nahrung und Bücher,
Jahre voller Haß und dahinfließende Träume.

Die Gedanken, sie arbeiten,
sie arbeiten unermüdlich
und bei Sonnenaufgang
fällst du in ihre Mühlen.
Bei Sonnenaufgang sind die Meere aus Gold
und das Juwel in deiner Brust
fängt an zu Glühen,
als tropfte Nelkenöl auf dein nacktes Herz,
weil du noch denkst und weil du noch fühlst und
weil du noch liebst zu fühlen,
was du noch denkst,
obgleich lange Eisenstangen dein Gesicht zeichnen
oder du mit erhobenen Hauptes an der Mauer
in ihre Augen starrst.
Das heißt, bis ein Kuss auf deiner Stirn
diese dann schließt.

Das Kind

Ich bin ein Kind von Acht Jahren
und habe das Spielzeug
gegen ein Gewehr umgetauscht,
ich habe das Spielen
für das Töten aufgegeben.

Eines Tages klopfe ich sodann
an eure Türe,
aber ihr werdet mich nicht sehen,
denn tote Kinder sind unsichtbar,
wie der Wind, der das Bonbonpapier trägt
und der Geschmack ist für mich
nur ein süßes Wort.

Zuerst blutet mein Hemd,
derweil ich den Schmerz ertrage,
dann verbrennt meine Haut
und meine Augen zerfallen zu Staub.

Ich bin ein Kind von Acht Jahren und
sie haben mir das Lächeln genommen
und gegen ein Gewehr umgetauscht.
Sie haben mir beigebracht zu Töten
und nicht das Spielen,
nicht den Geschmack der Süßigkeiten.

Die graue Meile

Ich weiß nicht,
wie oft ich die graue Meile auf und ab gegangen bin.
Ich weiß nicht,
wieviele Gedanken von meinen Augen herab
auf die graue Meile regneten.
Vielleicht so viel wie es in einem Jahr regnet.
Viele Menschen gehen diese Meile mit
gesenkten Häuptern auf und ab, Tagein Tagaus,
Zeit spielt hier keine Rolle mehr.
Und schon garnicht, wenn man ein Gefangener
seiner eigenen Gedanken ist.

Heute habe ich sie wieder bewandert,
wie ein Ochse, der immer wieder
das selbe Feld pflügen muß.
Und wieder regneten Gedanken nieder,
immer wieder, unaufhörlich
plätschert dieser eine Wasserfall
aber triefnass werden nur die Augen.

Die Dunkelheit hat sie verschluckt,
sie winden und wenden sich,
rudern wild wie eine Boje
auf wilde Gewässer umher
und ihr Bauch ist gewölbt
und ringt nach mehr,
nach noch mehr Volumen,
wie Katzen, gefangen in einem Sack.

Liebste, meine Liebste Magnolie,
sie sind Gefangene ihrer selbst
und manchmal fällt ein Tropfen Sonne
auf die graue Meile
und etwas wie ein Funke
wandert sodann Hoffnung versprühend
zwischen den Gefangenen umher.

Die Dunkelheit hat sie verschluckt und
sie winden und wenden sich nicht mehr,
wie ein altes Gemälde, verstummen ihre Farben.
Sie trinken die Sonne
und werden sichtbar.

Über ein Gemälde

Ihr Blick ist traurig und starr
und irgendwo in der Ferne verliert sie sich
in einem längst vergessenen Traum.
Ihr kurz geschorenes, rotes Haar leuchtet
wie eine pralle Frucht,
wie die gesättigte Abendsonne,
umschlossen vom stillen Meer.

In ihren Händen ruht der Frieden,
wie in eine Rose gebettet,
pocht er an ihrer Brust.
Ihr Kleid, ein grauer Vorhang
wirkt geradezu wie ein kalter Kuss
auf saftigem Grün.

Wo ist sie nur hin,
auf welchen Gedankenzug ist sie aufgesprungen?
Ihre verschlossenen Lippen werden es nicht preisgeben.
Ihr Blick zeigt dir den Weg,
irgendwo in der Ferne,
in einem längst vergessenen Traum wird sie sein.

Der blutende Fisch

Die Sehnsucht pocht in meiner Brust,
sie will ausbrechen,
mit der Entschlossenheit einer fleißigen Spinne,
die immer und immer wieder ihr Netz
von Neuem spinnt.
Ach mein Herz, meine wunderschöne Magnolie,
meine Gedanken sind vollgesogen mit Deinem Antlitz.
Jeden Tag tauche ich in sie hinein,
jeden Tag bin ich ein Fisch,
der an Deinen Wimpern hingebungsvoll
und voller Leidenschaft blutet.

Die Nachricht

Heute erwarte ich eine Nachricht von Dir,
wie trockene Erde zerrissen,
klafft mein nacktes Herz
nach Deinem Regen.
Die Ungeduld gräbt sich durch mein Fleisch
und verrichtet geduldig ihr Werk.

Wie ein aufbrechender Keim,
erzittert meine Erde
und werden Deine lebendigen Worte
mit den Stufen der Sonne
zu mir hinabsteigen,
so werden meine Dämme
mit Ehrfurcht zusammenbrechen
und das Leben,
getragen vom fleißigen Regen
wird das Trockene
in die Finsternis verschließen.

Heute erwarte ich eine Nachricht von Dir
und es ist schon beinahe Mittag.
der frühe Regen hat schon seine Arbeit verrichtet,
die tiefen und weiten Wurzeln
haben ihre lebendige Nachricht schon erhalten.

Die Unerträglichkeit des Seins

Die Gedanken werden hier immer lauter
und manchmal blicken sie mit
unerträglich gleißenden Augen durch Wände,
trachtend nach ziellosen Schritten,
greifend nach der Leere,
wo einst Herzen die knochigen Gitter befüllten.

Die Gedanken werden hier immer lauter
und brechen unerträglich
aus ihrem fleischigen Nest aus.
Und grotesk hauchen sie ihren Schauspiel
einen fauligen Geschmack bei.

Die Gedanken werden hier immer lauter
und nachts ist es immernoch gefährlich
auf den dunklen Fluren.
Man sagt, dass die Fischer draußen
mit dem Monde schweigen,
wenn die Unerträglichkeit des Seins
in den Fluren, mit modrigem Laub,
die von den Wänden bluten,
dich lebendig verzerren.

Ein Lächeln bewandert diese Flure

Ein Lächeln bewandert diese Flure,
wie von der Welt gelöst
und von Hoffnung getragen,
ist farbig diese Melodie,
wie wenn eine Rose sie truge.

Ein Lächeln bewandert diese Flure,
von Flammen behauptet,
von Oliven bewacht,
ist fruchtig dieses eine,
vollsogen mit Sonne, des Honigs Muse.

Gestrige Gespenster, Angst aus der Truhe,
kreischende Seelen, auch zur Mittagsstunde.
Entkettet die Hände zu Falters Schwingen,
dieser Duft, dieser Hauch,
ein Lächeln bewandert diese Flure.

9/29/2012

Morgentau

Guten Morgen meine Magnolie,
guten Morgen meine Liebste.
Strecke aus Deine Blüten,
der Morgentau glänzt
wie eine reife Frucht in der Sonne.

Liebste, meine Liebste,
man sagt man solle nicht daran denken,
was nicht wiederkommt.
Aber ich denke nicht daran,
nicht daran zu denken.

Ich habe den großen Kampf verloren
und doch denke ich an den Sieg.
Ich habe beinahe mein Leben verloren
und doch dachte ich derweil
an den Neuanfang.

Und wenn der letzte Mensch
diese Erde verlassen hat,
so wird die große Freiheit
mit jedem Sonnenaufgang an uns denken,
jeden Morgen meine Magnolie,
jeden Morgen meine Liebste,
wenn die Blüte im Morgentau
wie eine reife Frucht glänzt.

Vergebens

Das schwindende Meer
kündigt dies an.
Ein Schwarm trockener Rosen,
halb verdurstet und
durchzogen mit ergrauter Leere,
drängen das Blau
in ihre grollenden Mägen.
Auf dunkelroten Felde,
bist Du wiedermal
heimlich von mir geflogen
und vergebens versuche ich
meine zerzausten Schwingen
in die Lüfte zu tragen,
wofern ein Stein
scheinbar bedeutungslos sich wendend
in ihnen nach etwas brauchbarem sucht.
Und aus der Rose
schießt ein Dorn empor
und injiziert eine Nachricht
in mein Fleisch,
ein Blatt Papier,
gänzlich unbekleidet,
ein Brief,
den ich nie erhielt.

Die eine Nacht

Die eine Nacht
trug mich in die Finsternis
und die blutigen Felder
öffneten mein Grab.

Ich verließ Dich wie ein Traum,
heimlich über Dich weggeflogen
und hinterließ Deine Augen
in meinem weiten Schatten.
Deine Tränen waren Schatten,
Deine Hände und Stimme
waren Schatten.

Halb ertrunken lösten sich meine Worte
und fielen, gleichsam wie faule Früchte
in den gierigen Schlund meiner Alpträume.
In kurzen Lichtbildern,
war ich Dir nah und fern zugleich.
Ebbe und Flut,
im Schnellzug der Gezeiten.

Weder mich,
noch den trunkenen Tropfen
auf Grashalme habe ich beinahe verloren,
sondern Dich, Dich mein Kind
und meine geliebten Menschen
habe ich beinahe ins Unantastbare
geschlossen.

Doch ich lebe
und wie ich lebe.
Wie krachende Buchstaben einer Schreibmaschine
schlugen eure Narben eine Nachricht
in mein Herz nieder.

So trug mich die eine Nacht
an der Finsternis vorbei,
gleißende Lichter,
Augen durchs Horizont gezogen
und mit Wut und Verachtung entzürnt,
schnellten sie durch mich hindurch.
Und weit von mir getragen,
auf dem blutigen Felde,
ließ ich etwas zurück,
etwas ohne Namen
und ohne Gesicht, etwas
das an meinem Rückgrat hochkroch
und meinen Augen das Gift brachte.

Die eine Nacht,
schnellte ihre Pfeile ab,
durch einen Teil in mir
und es versank splitternd
in die Tiefen meines Grabes.
Es musste sein, es musste sterben,
ohne mich,
um letztendlich mit mir
von neuem zu leben.

Betäubend

Der Rauch meiner Zigarette
steigt mit seiner Leichtigkeit zur Decke,
welche im Dunste vergangener Jahre
eingeschlossen ist.
Stille Möbelstücke,
die schon lange ihren Glanz verloren,
leisten mir Gesellschaft
und die vielen Scheiben um mich herum
haben einen beängstigenden Blick,
so als wäre ich von Geistern umringt.
Aus dem Nebenzimmer
geht eine sanfte Musik umher
und auf noch sanfteren Sohlen
kommt und klopft sie schließlich bei mir an
und begleitet mich in wohlige Melancholie.
Plötzlich Schweigen...der Wind schweigt...
der Rauch schweigt...und
die Stille ist betäubend laut.

9/22/2012

Eigentlich

Ich möchte mich hinlegen und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil Du nicht dann
neben mir liegst.

Ich möchte etwas essen,
was auch Du gern gegessen hast und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil ich es nicht dann
mit Dir teilen kann.

Ich möchte einen Spaziergang machen und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil Du mich nicht fragen kannst dann
über die Natur.

Ich möchte das Lied hören,
das auch Du gern hörtest und
möchte es aber auch nicht,
vielleicht weil ich nicht hören kann, dann
wenn Du es singst.

Ich möchte meine Hand wieder in Deine legen
und die Sanftheit ersuchen, die ich dort fand und
möchte es aber auch nicht,
weil ich weiß, dann
ertrage ich mich selber nicht.

Als ich mich sterben sah

Als ich mich sterben sah,
starb auch der Schnee in den Wolken
und die Kälte kam zu uns
mit der Luft.
Weiß ist die unsre Farbe,
kräftig wie das Schwarz
in den Augen der Krähe.

Als ich mich sterben sah,
blieb nichts als eine leere Wolke zurück
und das Leben verfing sich
im unsichtbarem Wurzelwerk.
Ein Name blieb zurück,
eine Ahnung von dem,
was einst gewesen ist.

Weiß ist die um uns wickelnde Farbe,
wie das Schwarz die Augen der Krähe umschließt,
starb auch der Schnee in den Wolken,
als ich mich, mit gepflücktem Leben
in gefalteten Händen, sterben sah.

Als wir beschlossen

Als Du beschlossen hast
mich nicht mehr zu lieben,
habe ich beschlossen
Dich weiterhin zu lieben,
Dich noch mehr zu lieben,
so wie Du gewesen bist
und auch so,
wie Du geworden bist.
Ich kanns Dir nicht verdenken,
Deine Wandlung,
in der Dir Flügel wuchsen
und Du sodann wie eine fruchtige Fliege
die Prächtigsten aller Vögel anzogst.
Ich habe beschlossen
Dich weiterhin zu lieben
und sogar mit der Liebe
von Dir zu gehen,
die mir hat beigebracht,
Dich zu lieben, so sehr
wie Du mich geliebt hast,
kompromisslos und
aus tiefster Überzeugung, unverrückbar
wie das Blau zum Meer gehört.
Als Du beschlossen hast
mich nicht mehr zu lieben,
habe ich beschlossen
Dich weiterhin zu lieben,
denn verzeih, unter dieser Gabe
liegt mein Herz.

So hungrig war ich selten nicht

Aus dunklem Zimmer kamst Du herein
So flüchtig und zart wie ein Federlein
Kussbezart und Dein Lächeln gar
Unterm Wolkenbruch nicht verschwommen war
Und so hungrig war ich selten nicht

Von Rosen warst, ich sah´s, bewandet
Um Duft um Duft ist´s in mein Herz gelandet
Ich konnts nicht öffnen mein Herz allein
In meinen Händen so schwer wie Stein
Und so hungrig war ich selten nicht

Die Frau die ich geträumt mit Wolkenhaar
Hochdroben von Ästen und Sangesklar
Das Meer es trinkt, das Meer es besingt
Die letzte Träne, mein Trauerkind
Und so hungrig war ich selten nicht

Mein Herz spielt noch am Klavier

Nun schweigt der Tag
im abendlichen Blaugewand
und mein Herz
spielt noch am Klavier.
Was fließt durch Deiner Träne entlang,
wenn die Wolken sie nicht befüllen?
Doch noch ferner sind meine Finger,
die stillen Wächter
Deines Magnoliendufts.
Und sie werden ihn Dir wiederbringen
und in Deinem Haar
und Lippen wiederbetten,
im Gesang des fließenden Lichts,
doch nun schweigt der Tag
im abendlichen Blaugewand
und mein Herz
spielt noch am Klavier.

Manchmal kommen sie wieder

Die Tage als Fischer am Bosporus,
manchmal kommen sie wieder.
Die Tage als Traumgestalt
über dem Istanbuler Lichtermeer,
manchmal kommen sie wieder.
Die Tage als Fährmann,
manchmal kommen sie wieder.
Und die Tage,
wo Du zu Erde zu Bursa wurdest,
manchmal kommen auch sie wieder.
Die einsamen Tage am Marmarameer,
manchmal kommen sie wieder.
Manchmal kommen sie alle wieder,
die Tage,
an den die Flüsse stillstanden
und die Rosen
den letzten Weg säumten.
Die Tage,
Finsterverstillten, Abgrundig und Erstarrten,
aus denen steigen sie nicht empor
und kommen nicht wieder
meine geliebten Menschen,
ihr Lächeln ich stahl
und vom Neste fallen ließ und
ohne Mund und ohne Stimme, die Tage,
kommen sie manchmal wieder.

Von Schwelle zu Schwelle

Glücklich war ich schon lange nicht mehr,
der Gedanke,
der mich glücklich stimmte,
singt nun sein leidiges Lied.
Ich trage es wie die Uhr
ihre schlechteste Stunde,
wie ein Bündel Papier
unter meinem Arm
von Schwelle zu Schwelle.

Glücklich war ich schon lange nicht mehr,
mein ersonnenes Spiel,
trug nur schattige Sieger hervor,
mit Aschekalten und
Marmorsplitternden Gesichtern.
Die Augen täten mir sinken,
alsbei die gestrigen Henker
die goldenen Kelche austranken.

Im Staubgespinst von leerem Geröll
der Sterbenswörter,
war ich das Tuch auf euren Wunden,
aus denen das Leben hinauswollte.
und Glücklich bin ich seit dem nicht mehr,
in dem ich seltsam reifte,
in was ich euch angeschah.

Ein Tropfen der Sehnsucht

Obgleich ich durchs Ernackte blicke,
ergeben und freudlos,
oder durch das Tropfensalz
hindurchschwimmend die Horizonte
nach Deinem Leuchtturm trachte,
wächst das Dunkle,
dunkler als Schatten,
den springenden Augen nach.
Dein Herz ist mir abwesend,
durch das ich atme
und ohne Wein
ist die Karaffe bedeutungslos.

Viertel nach Neun,
die Sterne sind in die Decke gezogen,
ihre Augen sind geschlossen,
mit dem Haar gedeckt
und irgendwo in einem Licht erloschen,
ist die meine Stunde in ihrem Tag.
Ein noch junges Kind,
ihre Augen so dunkel
wie die Erde und
feucht und stolz
wie der fleißig aufbrechende Samen
in dieser,
ernacktet die Blicke und
schwimmt hindurch das Tropfensalz.

Ich küsse Dich still

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort schreibe ich Dir nieder
und küsse Dich still.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort tanzt mit Deinen Lippen
und durch ein Kuss wieder still.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort hat viele Gewänder
und küssen Dich nicht will.

Ich möcht Dir senden ein Kuss
und nicht das Wort,
das Wort schreibe ich mir nieder
und küsse Dich still.

Wie es ist

Nichts als meine Hände
sind mir geblieben
und ich habe mir angewöhnt,
sie zu berühren, zu streicheln,
von der leuchtenden Kuppe
bishin zu den Ebenen,
aus den sie wuchsen zu lieben.
Es ist so,
als berührte ich Deine Hände,
die eine Hand meine,
auf der anderen Hand Deine.
Und es ist so,
als umstreichen unsre Finger sich
wie in ihrer Verliebtheit
zwei schüchterne Jugendliche,
die sich unausweichbar nähern,
um bis zur Unzertrennlichkeit
zusammenzuwachsen.

Nichts als meine Hände
sind mir geblieben
und ich habe mir angewöhnt,
nachts,
im gesenkten Himmelsfieber,
dass meine Hand, Deine Hand ist
auf meiner Brust,
denn meine Hand
kommt dann zu Dir geflogen
und es ist so,
sofern Du Deine Hand
auf Deinem Kissen ruhst,
ich sofort einschlafe.

Die Wolke

Die eine Wolke
begnügt sich meines Blickes,
die eine Insel,
halbverschlungen
vom wellenlosen Meer,
weit über all wachsende Gedanken.

Die eine Wolke,
ein Vermächtnis
der helfenden Hand,
die das Leid verbreitet,
eine verbrannte Liebe
der salzigen Rose,
der grauwachsende Atem
von hagelnden Worten.

Nun treibt sie,
die eine Wolke
inmitten der
lückenlosen Hoffnung.
Und Wortlos
fällt mein Blick zurück
in meine Hände.

9/19/2012

Prinzessin

Ein Gedankenmeer
wird seine Zunge um Dich werfen
und vom weißen Schaum,
der sich dann auflöst,
wird ein Kleid übrigbleiben,
das Dich dann in ein Königreich
heben wird.

Du bist meine Prinzessin
und ein Wolkenreich
prachtet unter Deinen Füßen,
ganz gleich wo Du auch schreitest.
Und ich bin Dein König, ohne Königin,
denn ein Wort,
das von den Wolken fiel,
hat sie mitgerissen und
ferne Augennetze fingen sie auf.

Du bist meine Prinzessin
und auf rosenrotem Teppich
sollst Du ewig gehen,
Deinen sternenklargleichen Träumen nach
in jedwedes finstre Land,
das in Deinem Zepter sich erlösen wird.

Das Glück

Das Glück,
das habe ich da gelassen,
als ich von euch ging
und mich selbst
in einer leeren Flasche zurückließ.
Das Glück,
das zu mir kam
und mich bereicherte,
indem es einen Wunsch
von meinem Herzen nahm
und in Kinderschuhe
mit Glückseligkeit begoss
und Aufwachsen ließ,
das habe ich da gelassen
als ich von euch ging
und mich selbst
zum Glück begab,
das lange schon
unglücklich verstarb.

Herbst

Nun hält er Einzug,
der frühliche Herbst
und das Blattgold löst sich
gleichsam mit den Krähen
in alle Windesrichtungen.
Der Rasen ist gemäht
und die Felde sind bestellt
und all Vorbereitungen für den Winter
sind beinahe abgeschlossen.
Die Wolken werden schon bald
vielmehr Regen bringen,
Regen voller Leben,
das die Wurzeln und Samen,
zu tiefer Erde,
schon sehnsüchtig Erwarten.
Eine neue Jahreszeit bricht an
und das Meer
wird seinen kalten Schaum
über den südlichen Strand ausbreiten.
Abgeschlagen von meinem Augenstamm,
fließt dieser Meeresblick
von Küste zu Küste
und die kurze Sonnenzeit
wird die selben Schatten zeichnen,
in Deinem Garten,
Deinen verlassenen Rasen betreten
und in Deiner abwesenden Ruhe,
wird es unerträglich laut sein.
Nun hält er Einzug,
der frühliche Herbst
und ein Tropfen löst sich
gleichsam mit Deiner Stille
in alle Windesrichtungen.

Tag wie Nacht

Der Tag war gleichsam die Nacht
und die Nacht, so lang wie der Tag.
In einer Zwischenwelt
spielen diese keine Rolle mehr
und wovor glaubte ich mich zu verstecken?
Das Haus war sichtbar gefüllt
mit Dunkelheit und Verzweiflung.
Sie erdrückten die Wände, Fenster und Türen
und im Tunnel bebte
der Rum in seinem Verlies.
Eine kleine Stimme ertrank in der Nacht,
sowie ein Glühwürmchen
in den Tag hineinfällt und
als die weiße Rose ihren Duft fallen ließ,
war der Tag gleichsam die Nacht
und die Nacht, so lang wie der Tag.

Die Steine

Manchmal höre ich sie noch fallen,
die Steine die ich warf,
glaszersplitternd
gelangen sie mir ins Ohr.
Sie versammeln sich im Tale
und verschreckt fliehen die Schwalben
von Wipfel zu Wipfel.
Die Ebenen sind nackt von Schnee
und wie das Meer,
sind sie mit nichts als mit sich selbst umgeben,
leeres Geschrei,
das nur die Steine meiner selbst befüllt.

So wie Du warst

Als Du stumm warst,
brauchte ich was Du sahst
und als Du taub warst,
brauchte ich was Du sagtest.
Als Du blind warst,
brauchte ich was Du fühltest
und als Du nicht mehr warst,
brauchte ich Dich,
              so wie Du warst.

Das Unantastbare

Das noch Unbefahrene
werd ich nicht befahren,
die unberührte Schönheit
soll allein den Winden
überlassen sein.

Das noch Ungesagte
werd ich nicht aussprechen,
die unausgesprochene Schönheit
soll allein von Aug zu Aug
gesagt werden.

Das noch Ungeküsste
werd ich nicht küssen,
die duftbetuchte Schönheit
soll allein an Deiner Traubenhaut
und allein nur an Deinem Lippenzweig
bewachsen sein.

Liebesgedicht

Und ich träume
             aus Dir heraus,
wenn Deine Hoffnung
an meinem Herzensrand blüht.
            Und schweigst Du still
in Deinen Träumen,
                so wachsen die Worte Drei
                            auf ewig Zeit.
Und Du träumst
             aus mir heraus,
klopfend durch mein Herz,
sinkend in meine Sehnsuchtsfelder.
           Und schweig ich still
in meinen Träumen,
                 so horche ich Deiner Worte Drei,
                             für die Ewigkeit.

Der unmögliche Kuss

Mein Augennetz,
das ich einst nach Deinen Augen auswarf
und sie einfing,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

Meine Ohrengänge,
auf denen Deine Stimme wanderte
und in ihnen immer noch hallt,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

Mein Herz,
das nach dem Takte tanzt,
der aus Deiner Herzensmelodie entsprang,
möcht ich küssen,
doch das kann ich nicht.

So trage ich ihn zu Dir,
den unmöglichen Kuss,
zu Deinen Rosenlippen
und möglich bewächst er dann
meine Augen, mein Ohr und
mein Herz.

Tiefe Brunnen

Aus den tiefen, leidbefüllten Brunnen
erzittert die Feder
für das lichte Aug,
Zupfgeigen der Harmonie.

Stimmbefüllt im Geiste
des gestrigen Tages,
zerfließt schattig
über Wangen und Hände.
Und Insektengleicht jene Zunge,
die verendet im
abendlichen Dämmerhauch,
ein Sandkorn, ärmlicher als Staub
und zeitverstillter als ein
Schmetterlingsflug.

Die Feder,
laßt sie trinken,
auf das sie dem heimlichen Wort
das schreckliche Antlitz enthebt,
aus den tiefen, leidbefüllten Brunnen.

Der Umdreheffekt

Dreh dich um,
dein Schatten wächst dir nicht gegen,
dreh dich um
und öffne dein Aug,
er wächst dir davon,
mit deinem Meeresblick
bricht er in Tausend Tropfen.

Dreh dich wiederrum um,
dein geschlossen Antlitz
der Sonne entlächelnd,
dreh dich um
und las dein Liegenschwarz
hinter dir.

So verharre still,
für eine oder zwei Sekunden
und sei beflügelt,
über das Erdverhaftetsein.

Kerze

Dein Aug ist die Kerze
und Dein Blick die Flamme,
soll Dein Blick niemals erlöschen,
wofern er in meiner Finsternis
immer Licht ist.

Gewiss ist,
Deine vier Lippen,
bekugelt von umsternten Planeten,
werden nicht sinken.
Das Meer verschluckt die Sterne nicht,
sie Erwachen zu fruchtigen Glanze
im Nabel der Bauche.

Ich umschließe Dich,
auf das was dem Auge schmerzt
und hebe Dich zum Vollendlichen.

Fließende Schatten

Mit der Nacht kam Dein Aug
und küsste meine Augen.
Dein, das dunkle Braun
wich Deinem Lächeln
und Deine Augen ahmten Deine Lippen.

In der Nacht wuchs ein Stern
zum Tage,
zu Jenem, der das Blatt grünt
und aus einer drängenden Stimme
wuchs ein Schmetterling
und versteinerte zu einer Krähe.

Mit einem mal flohen die Wolken,
doch ein Schwarm von dunklem Etwas
verschlang sie.
Die Schatten fließen ineinander
und treiben auf uns zu.

Und heimlich ging Dein Schmerz

Ein Schein der Sonne
schien abgebrochen,
denn plötzlich
lag die Wärme auf mir.
Meine Augen waren geschlossen,
aber zwischen meinem Aug und Lid
ging ein Licht umher.

Die Wärme drang
unter meine Kleider,
Insektengleich kroch sie
lautlos meiner Haut empor.
Ich brenne, aber schmerzlos,
ich schmerze, aber heimlich.

Ich öffnete meine Augen
und heimlich ging Dein Schmerz
und das Licht entbrannte
bissig hindurch mein Leib.

In die Ferne abgetrieben

Nie wuchs aus euch mir ein Dorn,
aus eurem samtigen Fleische
und dennoch
begoss ich euch mit Feuer.
Eure Teller teilten meinen Hunger
und das Kristall
trug meinen Durst davon.
Blumig finsterte sie hoch,
die nicht mehr allzu Runde Träne
und ich trank die Finsternis
und wurde sichtbar.
Im Gestern treibt ein Lächeln dahin,
aus meinen Händen segelnd,
mit meinen Winden fort.
Die Rose, gestillt vom salzigen Blau,
fernt aus meiner Sicht,
fernt von meiner Erde.

Trommelfeuer

Unaufhörlich
trommelt das Feuer
auf die noch rosige Haut,
findet ein Weg
und die noch Knospenden Träume
fließen dahin.

Ich weiß noch

Ich weiß noch wie es wallte,
Dein Haar über dem Meer.
Der Himmel schien
Deine Farben anzunehmen,
braungolden der Horizont
und tiefer blaute der Spiegel,
der Dich zu mir zurückwarf.

Ich weiß noch wie Du schwiegst,
in Deiner Zufriedenheit,
die über Dich hineingeflossen schien
und nichts vermochte sie von Dir zu nehmen.
Die Wellen senkten ihre Häupter
und der Wind verfing sich in Deinem Haar.

Ich weiß noch wie ich da stand,
nach einem vergangenen Jahr
und ein flüchtiger Traum,
der vorbeiflog, Dich mitnahm und
unseren Spiegel halbleerte,
den Wind von Deinem Haar befreite
und der Zufriedenheit ihr Herz entriss.

Wie Du solltest geküsst sein

Meine Lippen werden
von Deinen Schläfen, von Deinen Wangen,
bishin zu Deinem Nacken
ein Teil von Dir sein
und Du von ihnen.
Ich küsse Deine Fragen
und Deine Antworten,
Deine von mir vergebene Freiheit,
Deine Hände,
mein Herz umschließend
und Deine Füße,
die zu mir kamen
und wieder von mir gingen.
Die Hoffnung küsse ich,
die von Deinem Lächeln tropfen
und Deinen Augen entstrahlen.
Ich küsse den Duftverhangenen Wind,
der losgelöst von Deinem Haar
gar die Wälder behaftet.
So solltest Du geküsst sein,
wie vom Regen benäßt
und nie vom selben Wind getrocknet.


(Nach einem Gedichttitel von Paul Fleming)

Ich träume aus einer Welt

Ich träume aus einer Welt,
in der die Wirklichkeit verstarb.

Ich träume aus einer Welt,
wo ein Wort ist
von Tausend Küssen begabt.

Ich träume aus einer Welt,
wo Tränen
der Sonne entgegenfließen.

Ich träume aus einer Welt,
wo unsre Träume
von Hand zu Hand sich begrüßen.

Ich träume aus einer Welt,
wo unsre Träume
sich zu einem See zusammenschließen.

Ein geheimer Gruß

Ein vorbeifliegendes Trillern
fischte mich aus Deinen Armen
und ließ mich gleichsam mit meinem Erwachen
in die Stirn der wachsenden Riesen fallen.

Ihre gelben Augen,
hunderte Tore in eine eigene Welt,
öffnen sich schlagartig und
wie Menschenaugen, hüten sie
alle ihr eigenes Geheimnis.

Ich blicke aus eines ihrer Augen und
stillbehaftet tränkt die Träne meine Lippen,
ein geheimer Gruß,
der mir da blieb.

Dich zu vermissen

Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich.
Mir fehlen Deine Honigblutenden Worte,
die meinem erstarrten Lächeln
die unverkennbare Süße Deiner brachten.
Ich treibe das Schwert in die Zeit,
in der ich nicht das Glück Deiner Augen pflückte
und vergebens suche ich in ihrem Bauche
nach den tropfenden Trauben.
Sie fielen nieder,
zwischen Grashalme
in einem stillen Bildnis und
der dumpfe Hall erschüttert immernoch
mein noch nicht ausgehobenes Grab.
Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich,
wofern ich Dich
durch meine blühende Liebe tragen möchte.
Jeder lichte Tag,
fließt wie verschütteter Schatten davon,
derweil die nachschwemmende Nacht
die begrünten Ufer ihrer Farben vertupft,
denn Dich zu vermissen,
wird immer unerträglicher für mich.

Der lebendige Traum

In der vergangenen Nacht
bist Du mir im Traum
in meine Arme gefallen
und trännenreich
war unsere Begrüßung,
als wollten wir
ineinander fließen.

Die blütenweiße Rose
mit Kieferngleichen Augen
kündigte mich zeitgleich
mit den Flammen
zu Deinem Ohr und Wangen an.
Und dieser glühend bissige Kuss
hinterließ unverkennbar
seinen schwarzen Stempel.

Nur Dein bezaubernder Duft
losgelöst vom rauschenden Weiß
der Meere, blieb mir abermals fern.
Ich verzehre mich nach Dir
meine Magnolie,
meine Sehnsucht in mir ist Feuer
und gleichsam aus Papier
bist Du in meinen lodernden Armen
sichtbarer Atem.

Und gemeinsam
entsteigen wir den Winden,
wobei wir schlussendlich zu einem
gemeinsamen Stern erstarren.

Schon bald

Die Sonne hat ihre tägliche Runde
vollendet
und die Hitze,
die sie gegen die Wände drückte,
löst sich allmählich
mit den Schatten der Bäume
im kühlen Rauschen.

Schon bald
werden die Wände
und Strassen ihre Augen öffnen,
schon bald mein Kind,
wird unsre Stunde
ihre Flügel weit öffnen.

Zwischen den Stäben

Die Musik aus den Boxen
ist nur noch Geräusch,
wie ein vorbeifahrender, endloser Zug
und zwischen den Stäben
fließt der Wind.

Die Uhr an der Wand
ist nur noch ein trinkendes Gemälde,
das die Zeit verschluckt
und zwischen den Stäben
ruhen die Stunden.

Die Menschen hier
sind nur noch wandelnde Gedanken
aus Fleisch und Haar,
dunkel und traurig
und zwischen den Stäben
faulen die Finger.

Und ich
bin nur noch
ein wandelndes Gefängnis,
ein Wanderzirkus
und zwischen den Stäben
wandert die Welt.

Der Traum

Durch nächtliche Schwaden
betrat ich halbbetäubt
unsren ewig blühenden Garten.
Ich sah Dich wie zu Erwarten
unterm Orangenbaum.
Deine Füße waren,
unter Deinen, durchs Wortgeflecht
reisenden Augen, lebendig.
Sie gruben sich
wie halbverhungerte Regentropfen
ins Grün.
Durch die Reise hinweg
schwieg Dein Mund und
nur ein gelegentliches Lächeln
entstieg Deinen Lippen
und zwinkerte
wie eine Wunschmünze aus einem Brunnen.
Auf sonnigen Stufen
stiegen Deine Worte zu mir
und schrieben in die Dunkelheit
"Deine Träume werden frieren,
wenn du sie nicht der Sonne überlässt."
Ich schwieg..
und die blasse Sonne
schaltete meinen Stern ein.

9/17/2012

Der Patient

Auf Felde so Grün und Gelb das Blut
Ist mein Atem die schwarze Glut
Das Schwert dringt tief ins Knochennest
Wer hats gedacht, mein Wort ist die Pest

Obgleich ein Kelch, ob Gold ob Blech
Schöpft aus mir das erlesen Pech
Vielmehr fließt rein als das Aug ersehnt
Vielmehr als ein Kind die Welt versteht

Nun auf Felde aus Grau und Kalt
Ist mein Atem zu Ende bald
Das Schwert steckt fest im Knochennest
Und das Herz bespiegelt vom Silberrest

Der gelöste Kuss

Die Süße einer Traube
ließ einen Kuss fallen,
der unbeirrt
auf Deine Lippen fiel
und Deine Worte
schwiegen sodann,
wie ein großer dunkler Raum.

Und ein Kuss löste sich
von meinen Lippen,
als die Nacht über mich rollte,
unter meinen schlafenden Augen.
Doch dieser fiel von meinen
nicht auf Deine
und irrte sodann schweigend
im großen dunklen Raum.

Die braunäugige Blume

Und plötzlich falle ich tief
in meinem Bauch,
atemlos von wirbelnden Türmen,
in das Antlitz
so rein wie Morgentau.
Ach Du Eine mit dem Blumenkörper,
Deine Augen so Erdenbraun,
ist ein Sehnsuchtsverlangen
meiner Dichterhände.
Und schreitest Du
sogleich wie ein vollkommener Tanz,
möcht ich die Melodie sein,
in diesem Augenblick,
wenn ein Schmetterling die Welt entfacht.
Meine Dichterhände
haben für Deine Blumenhände eine Nachricht,
eine Einzige Berührung,
jenseits von Wort und Laut,
eine Einzige Berührung,
sowie das Meer den Himmel berührt.

Dem Meer so nahe

Immer wolltest Du sein,
dem Meer so nahe,
kühl funkelnde Angel
auf fließendem Himmel,
zog Dich immerzu hinaus.
Wohlige Wogen umsanften Dein Gemüt
und weißt Du noch?
Immer hast Du uns etwas
von da Draußen mitgebracht,
einen warmen Abend und
die Sterne kamen als Gäste.
Oder einen Gruß der Sehnsucht,
der in Deinen Augen gelehnt,
an uns gerichtet war.
Dem Meer so fern,
löstest Du dich vom Baum
und mit einem Gruß zu Deiner Stirn,
trugen wir Dich zu Erde,
durch die schlafenden Berge
am Rande des Herzens
zur Lichterstadt,
dem Meer so nahe.

Ein Abschied

Durch die flutende Nacht
steigt nach und nach
eine Blume empor
und tauscht die Tropfen
gegen die Sonne aus.

Sie reiste noch zuvor
von Wolke zu Wolke,
ruhte auf der Haut,
faltig wie eine weiße Fahne
und zeichnete mit einem Silberstift
die Rundungen eines Weinglases.

Ihr Revier ist nicht mehr geheim,
ihr Zuhause hat keine Türen
und sie kommt nicht aus dem Meer
und auch nicht aus dem Lande,
das die Nacht vergessen hat.
            Ein Abschied
         ist nah in der Ferne.

Und wenn ein Kind

Das Schweigen ziert die Schale von Innen
und bricht es dann naß und nackt
in einem kleinen Wort,
wächst es dann unaufhaltsam zu Worten,
unbegreiflich,
so sehr wir es versuchen.
Aus der Erde bricht die Sonne auf,
klettert den Stamm empor und
wiegt sich in der Krone,
steigend von Ast zu Ast,
ehe es dem Alter wieder hinabsteigt,
am blutjungen Grünzweig entlang,
wenn ein Kind spricht
mit den Augen voran.

Die Pflastersteine beten um Erbarmen,
bis sie dann Fliehen können
in bunter Kreidegestalt,
das Klettergerüst wird zum Schiff
und die grüne Wiese zum Meer.
Bald schon werden die Kanonen geladen,
ehe ein Donnern sich von der Ferne löst,
wenn ein Kind spielt
mit der fantastischen Hand.

Ein Quell versiegt in der Tiefe
und die sandigen Ufer verwehen zu Staub.
Die losgelösten Steine beben in der Hitze
und trocken hallt ein Ruf
in der vergebenen Nachtruhe,
wenn auch der Pfirsich
auf Grasgrün sonnig verstillt,
wenn ein Kind trauert
für die Hälfte der Welt.