1/30/2015

Ode an die Freundschaft

Müsste ich nochmal sterben,
immer dort möchte ich dann sterben
und von neuem möchte ich dort leben,
nah der wilden Lippen,
den Worten, die wie der Südwind wärmen
und den kürzlich empfangenen Klängen.

Niemand denke daran, mir diesen Wunsch zu nehmen,
an die schönsten Wünsche wollen wir denken,
vom Tisch voll Liebe speisend.
Ich kann kein blutdurchtränktes Brot mehr sehen,
keine Musik mehr hören,
die von ihren Klängen sich lösen mussten,
ich möchte, dass der Fabrikant mit der Studentin ausgeht,
dass der Anwalt mit dem Kind das Lachen neu erfindet,
ich möchte mit euch den rotesten Wein trinken.

Ich werde nicht kommen, um mich zu lösen,
mit einem Lied auf den Lippen werde ich daherkommen,
um mit euch zu singen,
auf dass du mit mir singst.


Semra

Du Blume unverwüstlich,
du verschlingst und erklimmst das Heilige mit Zorn
und mit schweren Krallen klammerst du die Zeit
an dein ermüdetes Geschöpf,
dein Zorn schwillt und weht in deinen purpurnen Adern,
schnürt dir die Luft ab,
doch dann lauschst du, du atmest lang.

Sterben möchte ein Teil und leben willst du,
wie ein Werkzeug, wie eine unendliche Hand,
einer Bewegung gleich der massiven Wellen.
Wem zulieb und zu wem ertönt im Dunkel
deine sich steigernde Melodie,
die selbst im Salze meines Daseins Blüten trägt,
wie einer Muschel glänzenden Perle.

Oh verschlossene, ununterbrochene Schöne,
festgetaut an der Zone des Feuers,
im furchtbaren Kreislauf unbewegt,
eine Blume inmitten der Trockenheit.
Dann aber zwischen meinen Händen,
unter dem Duft deiner Augen,
fährt das Herz fort zu nähen,
ihre durstige Nadel ist am Werk.

1/28/2015

Ich habe Tau für Dich

Dir muss ich etwas geben,
alltäglich und nimmer verebbend,
ein Geschenk in Blau,
ein kühles Blütenblatt aus dem Wald,
ich habe Tau für Dich.

Mir selber bleibt nur der Regen,
Deine Hülle aus Herz und Glas,
ich behalte das ganze All in diesem Tropfen
um darin den Frühling zu bezeugen,
ich habe Tau für Dich.

Ach, der Winter wird vergehen,
er wird verwaiste Wege hinterlassen,
verstummte Zimmer,
er wird Arbeit hinterlassen,
das Vergessene wieder auffüllen
mit Sonne und Mond,
mit Lachen, die in meine Hände tropften,
ich habe Tau für Dich.

1/15/2015

Täglich die Erde

Der Mensch war Erde, das Gefäß aus Ton oder Lidschlag,
die zitternde Wurzel, Gemälde aus Erdenton und Regen,
er war des Meeres schaumige Krone, Stein aus Marmor, auch Geröll.
Zart war er und grausam zugleich und jetzt,
ziert der Anmut der Erde den Knauf seiner Waffe.

Niemand mehr erinnert sich daran und die Sprache des Wassers vergaß sie,
der Wind wurde verscharrt und ging verloren wie ein Schlüssel
und wurde überflutet von Schweigen oder Blut.
Doch nicht verloren ging das Leben einer wilden Rose gleich,
ein Tropfen Rot im grauen Dickicht und die erloschenen Lampen erglühen.

Ich will hier nicht des Lebens Lauf erzählen, von Feldern grün und weit
bis zu den Lichtern, die in Gefangenschaft an und aus gehen, nein,
ich will nicht anfangen wo die Erde endet, vom angehäuften Schaum,
der aus dem Blut fliehen zu scheint, des düstren Schweigens der Purpurlanze.

1/08/2015

Steh auf mit mir

Steh auf mit mir und beginne den Kampf,
denn nichts lieber möchte ich.
Steh auf mit mir und verlasse das Kissen,
auf dem ihre Wimpern die Welt umschlossen,
wo Nacht für Nacht ich einschlafen ließ mein Blut,
dort, wo ihr Anmut es durchströmte.
Steh auf mit mir und teile mich auf, unter deinem Hunger.

Du, steh auf mit mir, gehen wir hinaus und
kämpfen Mann gegen Mann, ohne Bandagen,
denn auch ihr Duft war nackt und wild,
steh auf mit mir und beginne den Kampf,
kämpfen wir, der du mir das Elend hast beigebracht.

Nun beginnt der Kampf und du stehst hier mit mir
und ich habe sie geliebt, sie und ihre friedliche Natur,
aber doch ist sie es, die hier mit mir steht und kämpft,
als sie ihr Kissen verließ und die Welt unter ihren Wimpern erlosch,
wo jetzt Nacht für Nacht mein Blut aus dem Kampfe fließt
und ihr Anmut mit mir aufsteht um ihn zu beginnen.