10/31/2013

Das verschüttete Gefäß

Meine traurigsten Gedanken
könnte ich wieder niederschreiben,
wenn ich wieder dem nicht entlaufen kann,
wenn das Dunkle wieder nach ihren Sternenaugen trachtet
im blaugefrorenen Wind,
das zitternde Geäst im Nacken und
der nächtliche Gesang zieht kreisend durch die Gassen.
Ich laufe fast erblindet und
die grabende Sichel in meinem Bauch
entfloh der Liebesleuchte und manchmal glaube ich,
sie hat mich noch gern.

In Nächten wie diese, könnten meine Arme
ihre wärmende Decke sein und
meine Lippen mit den ihren Verschließen,
unter ihren endlosen Augen,
denn ich liebte sie und manchmal
werd ich dann zur Nacht und mein blauer Atem zur Ferne,
wenn meine traurigsten Gedanken
ich wieder niederschreiben könnte.

Meine traurigsten Gedanken
könnte ich wieder niederschreiben,
denn in der Ferne, sehr Ferne singt irgendwer
mit ihrer Stimme, die ich in meinem Herzen verbarg.
Und wie um sie wieder herzuholen,
ist mein Herz auf der Suche und meine Brust leer,
habe nichts mehr in mir zu schenken.
Die Dunkelheit ist immernoch die selbe
und deine Sternenaugen,
nur wir sind nicht mehr die gleichen,
wir sind das in uns verschüttete Gefäß.

10/30/2013

Oda an die Hände

Ihr Hände,
gesellige, neugierige Samtheiten der Welt,
aus Anzug, Hemd und Blaumann
wachst ihr stets hinaus, hastig blickend,
wie Bienen nach Blumenkronen.
Eure Finger immer besorgt drum,
die Türe aus Seide zu öffnen,
um der duftenden Liebe
einen Tropfen Tau
aus Diamanten zu schenken.
Ihr Hände,
Unermüdliche,
Tag und Nacht Schaffende,
Flügel aus frisch gemahlener Erde,
fliegt ihr uns immerzu voraus und
kehrt zurück mit einem Becher
süß duftender Freiheit.
Und von allen Häusern die ihr besucht,
holt ihr Honig,
der Geheimnisvoll
in die Kuppen eurer Zehn Könige wandert,
von jeher pochend sodann
in die Herzen tropft.
Ihr Hände,
ein Leben habt ihr allein,
ein Seelenkleid
aus knisterndem Gold,
ihr versteht euch selbst zu lieben,
das nackte Papier
mit Gedanken zu bekleiden.
Wie Augen,
seid ihr Hände,
die durch die Distanz
miteinander tanzen.
Ihr Hände,
Botschafter rollender Gedanken,
Zungen der Stummen,
vernagelte Sonnenstrahlen habt ihr,
die manchmal brennend
über die zartesten Wangen zittern.

10/28/2013

Ode an das Auge

Auge,
leuchtender Saphir,
Blütenblatt um Blütenblatt,
formte das Kristall dich
um seiner Schönheit.
Sprudelnde Seen
ließen dich schwellen und
im Verborgenen der Seele
füllte dein Rund sich mit Süßtau.
Im Mutterleib
ward dieses Wunderwerk und
als dein unbeholfener Stern
das Licht einfing und
deine Wimpern
ihre ersten Schatten warfen,
drängte das Herz
seinen ganzen Reichtum zusammen
und wies dein nacktes Meer
wie in schwellende Wellen.
Sodann schuf dich die Erde,
Auge,
hell wie die Fackel,
um zu beleuchten
des Menschen
Dunkelraum,
unvergänglicher Wegweiser,
rundliche Rose du,
Wassersturm
in den Kelchen
der Gefühlsspiralen.
Auge,
auch gedenke ich
wie dein Schein
der Liebe und Freundschaft
eine transparente Brücke schlägt,
deine feinumschwungene Bewegung
zu rühmen,
auf den Hemisphären meiner Augen.
Aber erreichbar bist du,
selbst wie die entferntesten Galaxien,
um den Hunger zu töten.
Stern der Sterne,
gütige Fee,
eingehüllt in Mandelpapier,
kommst du aus den Höhlen,
ewig, vollkommen und rein und
quillt eine einzige leidbehaftete Träne,
zerschneidet ihre Schneide mein Aug.

10/27/2013

Der riesige Baum und die winzig kleine Rose

Er war ein riesiger Baum und
liebte eine winzig kleine Rose.
Die kleine Rose,
sie stand immerzu im sicheren Grün des Baumes,
der Baum im Duftgestrahl der Rose.
Sie wiegten sich im Vorgarten.

Die Liebe im Baum,
sie war so riesig wie er selbst und doch,
die rosigen Blüten hätte er niemals berühren können,
ihre Schönheit niemals liebkosen,
denn riesenhaft war er und
würde niemals passen in die Welt
der winzig kleinen Rose.

Er war ein riesiger Baum und
liebte eine winzig kleine Rose.
Die kleine Rose
war der Bequemlichkeit zu neige und
wurde des Regens langen Wege und
der langen Wintertage schnell müde,
so stand sie eines Tages in dem kleinen Haus,
vor einem kleinen Fenster und
wurde mit reichlich Wasser und Zuneigung
verwöhnt.

Jetzt verstand der riesige Baum,
wie er seine riesige Liebe in ihre Welt tragen kann,
so kam die Axt im Winter seiner Bitte nach und
der riesige Baum kam winzig klein als Brennholz hinein
und wärmte die winzig kleine Rose
mit seiner riesigen Liebe.


Das versunkene Lied

Ich verzeihe euch,
wenn durch eure Augen
nicht mehr Helligkeit dringt
als Meeresgischt.

Ich verzeihe euch,
wenn euer Raum sich nicht mehr ausdehnt,
ungeschützt und nicht endend.

Eintönig ist euer Lied,
der Klang eines düsteren Vogels,
trostlos und winterlich,
eines unverwüstlichen Planeten.

Ich verzeihe euch,
wenn ihr folgt dem Wasser,
nicht das der Klippe und Gischt,
das launische Hin und Her meine ich,
nicht das der Ebbe und der Flut,
das des Schwalls, das das Salz
gegen die Mauern
eures geheimen Seins schmettert.

Ihr seid selbst ein Teil des Winters,
der Weite,
die sich unaufhörlich wiederholt,
von Glockenklang zu Glockenklang,
mähnenschweres Algenschweigen,
wie ein versunkenes Lied.
Doch ich verzeihe euch.

Aber was zählt schon mein Wort,
in eurem Nichtfühlen,
vergebt euch selbst und
brecht aus eurem Kern hinaus,
entspringt der Flut,
sei es auch nur ein wenig,
um zu sehen was noch blüht
jenseits eures Ersticken.

10/26/2013

Ode an das kindliche Lachen

Kleinster Stern, du scheinst begraben
für alle Zeit in meinem Herzen,
deine Herkunft geheim.
Alle Tage versucht Mensch zu schauen
hinter deinen rosigen Vorhang,
wollen dich entfesseln wieder, Lachen,
dein Feuer, das uns immerzu einfängt und
unser Innerstes entzweit,
um lodernd zu suchen, was dich einst löschen wird.

Du erblickst die Welt,
fliegst wie wilde Wolken durch den Tag,
Städte durchflutest du, eroberst,
dein gewaltiges Strahlen erhellt das Leben.
Die Flammenglut unsrer Liebe,
du vermagst diesen noch zu steigern.
Doch dann nahte der Krieger,
mit Stacheln übersätem Kinn und
verlockte dich der Zeit,
du schliefst ein, ruhtest eingehüllt tristend.

Gäbe es auch nur einen Gott,
so wärst du es und
verteidigt wäre die Morgenröte.
Schenke dich mir oh du Gütiger, nein,
behalte dich, bleibe bei dir,
reiche mir nur eine Wolke deiner Himmelsglocke
und in gleichlaufenden Wellen deine Stimme,
oh du kindliches Lachen.
Wann nur,
wann zerbröckelt die Wabenzelle in uns,
die die Triste hat verklebt?
Somit der Erwachsenmensch deine Heimat erkennt,
die kindliche Burg mit ihren großrunden Fenstern,
Lichtverstrahlend aus Augen, Wangen, Stirn und Händen.

Du rasendes Licht, ferner Lebewesen,
erster und letzter Winkel unsrer Häfen, du Blütenwuchs,
Liebe im unsichtbarem Gewand, irrsinniger Funke,
wandere weiter von Kind zu Kind,
denn wir wissen dich nicht zu halten,
begraben dich in unsre Höhlen,
als seist du blindes Gestein.

10/25/2013

Will küssen deinen Mund

Will küssen deinen Mund, lasse ihn fluten
über meine Wüste und lege nieder meinen Staub,
der deiner Blume Licht betucht.

Will küssen deinen Mund, ich hungere schweigend
durch die Strassen und wanke seit der Frühe
im Blitzgestrahl deiner wolkengleichen Lippen.

Will küssen deinen Mund und deine Hitze
will ich mir überstreifen,
die deines brennenden Herzens entquillt.

Will küssen deinen Mund, küssen will ich dich
und verschließen mein Herz in einem Traum,
der in diesem Moment durch dich erwacht. 

10/22/2013

Liebe ist hier

Liebe ist hier mein Herz,
wenn in den finstren Wäldern der Wind sich kämmt
und der Mond, sichtbar für mich, in deinem Haar
wallend sich erschimmert,
Tag für Tag, einanderreihend, wie Segelschiffe,
beladen mit Küsse, segelnd nach unerreichbaren Orten.

Der Nebel, wenn er hinabsinkt und zu deinen Füßen
in einen grünen Teppich sich verwandelt.
Tropfen, Abertausende, Meeresaugen, so scheint es,
Gefolgsleute der Möwe, die deinen Mund umschwingt.

Oder die schwarze Kirsche allein,
fruchtgeladen bis auf ihre Seele,
von weither Ruf und Erwiderung der weiten Gärten.

Dies alles sind Häfen der Liebe mein Herz,
Liebe ist hier.

Liebe ist hier mein Herz,
vor und hinterm Horizont und verdeckt unterm
anlegenden Abend.
Immerzu in all den kleinen Dingen, immerzu
unter all den kalten Massen und
manchmal im Fortziehen nach Tagen,
in den noch nicht gelebten.

Und wenn du mir plötzlich so fern wärst,
wäre auch das Liebe mein Herz,
was ich nicht mehr hätte,
nur Überdruss, der mit der Finsternis um mich ränge.

Doch Liebe ist hier mein Herz,
in deinen großen Kastanienaugen, deren Schein
mein gepflücktes Herz befüllen. 

10/20/2013

Je höher ich stieg

Wenn meine Beine noch einmal fehlgehen,
das heißt,
wenn sie mich zu einem Herzräuber führen,
sollen sie wie Zündhölzer verkohlen und
unter meiner Last zerfallen.

Wenn meine Hände andere ersuchen,
die jeden Tag von neuem die Sanftheit
erfinden,
sollen sie jeglicher Gefühle entgegen erkalten und
nicht mehr in der Lage sein,
je einen Stift zu führen.

Wenn ich ein anderes Leben wieder entziehe,
so entzieht mir das Leben,
mir das Licht und den Schatten.
Reicht mir das Schwert,
die Klinge so rein wie Kristall und
ich überfülle sie mit meinem Schwarzblut.

Verzeiht meine kratzenden Worte,
nichts weiter als leben wollte ich,
nichts weiter als lieben wollte ich.

Je höher ich stieg,
umso länger dauerte der Fall.
Hier unten bin ich nun angekommen,
hier gefällt es mir, hier bleibe ich.

Ich will mich bemühen zu verstehen

Ich will mich bemühen zu verstehen,
warum du zur Ferne wurdest und du
mir in diesem transparentem Gewand so nahe.
Und ich will mich ja bemühen zu verstehen,
warum du nicht mit mir kamst,
um den Mond zu pflücken,
die Risse und Löcher in deinem Herzen
mit dem Frühling zu füllen.

Du kamst zu mir, mit deinem lückenhaften Buch
und ich bemühte mich diese leeren Zeilen zu beschriften.
Ich wurde zum ersten Tau des Tages, wenn du durstetest,
ich quälte mich durchs Feuer, wenn du nach Brot hungertest,
den Wind eilte ich heran, wenn dein Orangenlächeln blühte
und in den Meeren suchte ich den dunkelsten Grund,
damit die Steine dort und nicht in dein Herz sanken.

Ich weiß nicht, was andere über mich sagen,
ich weiß nicht, womit die Wegziele sie rechtfertigen,
die ich nicht ging, die sie selbst nie betraten,
stattdessen die eingeäscherte Liebe von ihren Reisen
wiederbrachten, die in andere Münder und Schöße verbrannte.
Doch will ich nicht richten über sie,
die nichts weiter sein wollen als die andern,
wofern ich lediglich nur ein weiterer Schatten
in einer dunklen Gasse bin.
Ich weiß nicht, was andere dir über mich erzählen.

Ich will mich nur bemühen zu verstehen,
was dich hat fortgetragen, so plötzlich, so schweigsam,
so fortklagend wie eine verletzte Möwe,
die ihre Träume von Küste zu Küste trägt. 

 


10/16/2013

Der Duft der Frauen

Um zu beginnen den Tag, um durch eures reinen Duftes,
gleich einem Ausbruch einer gespalteten Rose, zu träumen.
Ein Verlangen eines unermeßlichen Gesanges, das aufgreift
ein silbernes Schweigen und Frühlingsgeläut.

Der Duft der Frauen, Kelch Glückseligkeit, Dunst aus Diadem,
zärtliche Liebe und brennende Zärtlichkeit.

Und morgen wieder an eure Häfen ankommen
und durch Hoffnung staunend wissen, das sichere Licht glüht
von Stern zu Planet, von Mond zu Gras, von Haar zu Hand,
süßgehaltvoll, heimatlich, unbegrenzt.

Darauf gründet die geheime, überströmende Blüte,
die meine Brust füllt und schmilzt das Eis des Gestirns.

10/12/2013

Bei Lampedusa

So viel Licht ist hier erloschen und
gelbe Erstreckungen ermüdeten dort,
wo kein Wind hinabsinkt,
keine Blätter je diesen sahen.

Das ist ein Tag der gesunkenen Schiffe,
eine im Meer gefangene Uhr und
ihre Zeit, Tropfen für Tropfen
mit grausam durchschneidende Gier bedeckt.

Wer trägt dieses Gewand mit geschlossenen Augen,
in ihm die Tage des dunklen Wassers angehäuft sind?
Wer nur vergrub die Zeit,
die weder Hoffnung noch Furcht einfingen, weder
Männer und Jünglinge noch Frauen und Mädchen
das Licht wiederbrachten?
Viel zu stumm ist ihr Klagen geworden,
in den aufgelösten Tagen,
einer traurigen Gruft, von Fischen durchschwommen.

Wie ein Amboss hart war die Wahrheit,
aufbrachen wir die Erde und errichteten Grenzen,
das irre Verlangen nach einem gebrochenen Herzschlag.
Und das ist es letztendlich, das unmerklich belastet
und sich nicht verbraucht, eine vage Spur,
dass Erde, Luft, Tal, Gebirg und Fluss, ja,
dass diese Welt nicht uns gehört,
ein Verhauchen von Mensch zu Mensch.




10/10/2013

Schön bist du

Wie nur,
wie kann ich es dir je nur zurückzahlen,
täglich nur in deine Schönheit hinzusinken?
Schön bist du, 
wie blaue Rubine aus Honig geboren und
schön bist du,
wie die Ahnung des Tages bei Nacht.

Wie nur,
wie ist der Wunsch in dir nur gewachsen,
hoch vom Obelisk zu steigen,
der nur deinen Glanz aus weißem Gold erfand?
Verpreise ihn nicht,
wofern dein Wunsch Erde ist
und blumig soll er sich vermehren und
mein Wunsch soll sich zu deinen gesellen,
der Klang deiner Lippen
möge in Hände tropfen,
die ihn für dich verwahren.

Wie nur,
wie nur halte ich es nicht aus,
in deine Augen zu steigen und
sie zu durchwandern,
wie ein nach Nektar dürstender Kolibri?
Denn schön bist du,
wie ein Bildnis deiner eigenen Samtheit,
das der Zeit seine Wärme verlieh.
Schön bist du, du ewige Schöne
und ich bin nur ein narrer Dichter,
vertaut an die vergängliche Uhr,
der es dir nicht vergelten kann. 

10/07/2013

Tinte

Tinte du,
Zerstörungswerk
meiner Vernunft und Unvernunft,
du hältst mich hin,
Tropfen für Tropfen,
bist die endlose Narbe,
unsichtbar jedoch
im ruhenden Schlaf.
Gieße ich dich in einen Kelch,
wirst du zum Wein,
aufgesogen meines Seelenbrotes
und tropfst klecksend
meinen Schritten nach,
was ich mein Lebtag
geschrieben hatte,
nicht lesbar,
einzig und dunkel,
eine wortlose Spur.

10/06/2013

Die Trauben und der Wind

Geliebte, wieder einmal kehrst Du zurück zu mir
und vieles gesehen habe ich in Deiner Abwesenheit,
Orte, die ich sah, verberge ich hinter meinen Augen und
vieles versank in meinen Händen und andere Hände
gaben meiner ihre Wärme und was ich hörte,
verbirgt der Wind nun um mich herum.

Weder älter noch jünger bist Du geworden,
lediglich die Trauben in unsrem Garten,
verzeih,
den Vogel in der Uhr konnte ich nicht einfangen
und die Zähne der Jahre gruben sich tief
in all Wurzel.

Was ich war in Deiner Ferne,
schrieb ich auf die Haut der Trauben nieder,
rauhe und sanfte Bekenntnisse,
immer habe ich Dich beschenkt,
habe Dich für unsterblich erklärt, mit was mein war
und auch nicht.
Den Wind habe ich abgenutzt, wie einen alten Wanderweg,
um hinüberzugelangen, zu Dir,
wie Erz in die Erde zurücksinkend.

Dich gibt es nicht, sagen alle, Du sollst nicht mehr Du sein.
So faßt mich an, die Trauben und den Wind,
berührt das, was Erde ist und Fluss.
In meinem Gesang erblicken gar Fremde Ihre Augen,
das blaue Volk der Trauben, sie brodeln noch,
wie glühende Kohlen unterm Meer.

Von Deiner Zeit und Deinem Leben,
Deinem Traubenduft und Wäldergrün,
werde ich weiterhin dichten und noch mehr dichten.
So kehre wieder Heim mit meinen Liedern und
denke, ich war Dir nie fern, war nie fort und
Du, mir nie zurückgekehrt.


10/05/2013

Die Entsagung

Ich meinte zu sterben,
aber die Kälte nahte nicht,
Wärme durchstrahlte mich, Leben,
so könnte man sagen,
denn ich sah Dich, hinabsteigend
durch meine irdischen Nächte und
Dein Lächeln, so fühlte ich, war mein Tag.

In diesem Augenblick hatten reisende Worte,
unauslöschliche Augen,
die unbeirrten Schätze dieser Welt
ein jähes Ende,
von alledem entsagte ich plötzlich,
nur nicht von Deinem Bildnis,
aus Stern und Licht geschlagen.

Doch was nur bleibt allein,
wenn ich vermeine dann zu sterben,
dann, wenn Dein und mein Herz
in einer Brust nur schlagen?
Dein Blick für so viel Leere,
die Liebe, mein Licht, das ein Leben dann 
verdunkelt.

Ich meinte zu sterben,
aber die Kälte nahte nicht,
Wärme durchstrahlte mich.
Lebe, so sage ich nun und
steige hindurch mein durchsichtiges Leib und
Dein Lächeln, so wirst Du fühlen,
wird der Welt das Unausweichliche schenken,
in der ich, Dir sei es dann gedankt, wieder atme.

10/04/2013

Lasse dich frei sein

Lasse dich frei sein,
dich und deine Augen und
dein Herz lasse ich weiterströmen,
lasse deine Augen erklimmen,
über Berge, die das Leben erhob.
Die Leidenschaft kocht in dir,
sie küsst das Feuer,
das in dir zuckend lodert.

Du sagtest, du erkennst es nicht.
Es sind die Blitze, goldene Ströme deiner Sinne,
die hellwach hindurch deinem Wimpernwald zucken.
Es ist dein Fleisch und Haar, geformt aus Rosen,
die unaussprechlich auf Zungen entflammen.

Und sieh wie allein nur du stehst,
wie ein unversehrter Stil und frei von Dorn.
Dein Leib fliegt auf, wie tanzende Asche
und überglänzt wie das nächtliche Meer von Sternen.

Lasse dich frei sein,
dich und deine Augen und
dein Herz lasse ich weiterströmen.
Sei da, du Rose, aber nicht um alles zu geben,
sei der Niederschlag, rasendes Fühlen,
als wärst du jetzt auf die Welt gekommen.

Gesang für deine Seele

Allein deine Brust ist genügsam für mein Herz,
allein ein Wort ist genüge für deine Freiheit und
dieses gelangt, gleichsam wie die reisende Welle,
von meinem Munde in deine Himmelssphäre,
tief schlafend auf deiner Seele.

In dir ist das Schauspiel des Universums,
Schmerz und Freude durchströmen dein Blut,
wenn du kommst wie der Tau durch die Nacht.
Doch dein Fernsein ist die ewige Flucht, wie Sekunden.

Du singst, so weiß man´s, im Federkleid,
über Wälder und Horizont reicht dein Gesang
und wie sie bist du weit und schweigsam,
wenn plötzlich du wirst traurig, wie der Regen.

Aber freundlich bist du, wie ein Bach und
dich bewohnen tropfende Stimmen der Sehnsucht,
die mich erwecken. Und mit einem Mal
fliehen sie, noch tief schlafend zuvor auf deiner Seele.

Erlebte Zeit

In so vielen Stunden,
habe ich gelesen deine Augen.

Durch so viele Stunden
bin ich geschwommen,
um zu erreichen deine Hände.

In so vielen Stunden
bin ich geirrt,
in deiner Abwesenheit.

Durch so viele Stunden
habe ich gelebt,
wenn allein du atmetest.

Aus so vielen Stunden lieben,
zu lieben dich, du meine,

vom Erwachen des Lichts,
zu den erfrorenen Sternen.

10/03/2013

Tag für Tag Dämmerung

Auch dieser Abend hat uns verlassen,
einsam waren wir in der Dämmerung,
Hand in Hand,
während das blaue Tuch herabsank auf die Welt.

Das Abendfest der Sonne
fand fern vor meinem Fenster statt,
in Höhen, wo alles hinab wächst.
Und manchmal erwacht die Sonne
in meiner Hand,
wie das helle Zwinkern
eines Wassertropfen.

Das warst du,
du und deine Gedanken in meinem Kopf,
dein Herz in meiner Brust, ja,
ich dachte an dich, von jener Traurigkeit,
die du an mir kennst.

Wo bist du dann gewesen,
welche Worte fielen über deine Lippen
und wohin eilten sie dann,
wo wurden sie zu Gedanken und Lächeln?

Dein Bildnis versank,
wonach man immer in der Dämmerung greift und
mein losgelöster Kuss fiel verletzt
in den knittrigen Umhang.


10/02/2013

Düsteres System

Mir ist das Gemüt so schwer,
von so vielen Dingen,
die ich kennenlernen musste.
Es ist, als wäre ich eine Wolke,
beladen mit so viel Regen und
ich stürze hinab, unaufhörlich
in trauernden Fäden.

Ich wusste nicht, wie mir geschah,
noch weiß ich wie mir geschieht,
vielleicht wissen es Andere,
warum von Nebel zu Nebel ich schritt,
in meinem Glauben, das nichts ist geschehen,
auf der Suche nach Blumen an Gemäuer,
nach gelben Erlichtungen auf schwarzem Feld.

Nicht nur Geröll, auch Schatten
fügten sich in meine Brust,
indes ich schlief.
Doch sollten sie Recht behalten?
Fragt mich nicht, ich erblinde
im düsteren System.

Ja, so sieht es aus, so sind die Dinge und
auch wiederrum nicht,
denn ich lebe, denn wir leben,
haben Schutz vor Wind und Regen
und fern der Armut anderswo.

Und so geraten wir durcheinander,
hören wir die Traurigkeit nebenan klagen,
in der lichten Zeit aller Versprechungen.
Und fragt mich sodann besser nicht,
nach allem was ich habe gesehen
und was ich weiß,
nach all den Seelentoten auf den Strassen,
die ihrer offenen Hand folgen,
die uns nicht sehen aber vielleicht uns hören wollen,
fragt mich besser nicht..

Sie sollten hier sein und meine Brust fühlen,
wie sie sich anfühlt,
wie eine Wolke,
schwer beladen mit so viel Regen, hinabstürzend
und unaufhörlich in trauernden Fäden.

10/01/2013

Der Feind

Er kam daher und brachte, durchpestet,
die sogenannte Lehre,
er befahl die grausame Vernichtung
der Menschlichkeit.
Er fand ein Volk dort, das singen wollte
und das Andere, die Seinesgleichen,
die seiner Blindheit folgten und
das Mädchen mit befreitem Haar,
es fiel mit seiner Fahne.
Und der Jüngling, der der Freiheit
seine Gedanken schenkte,
er glitt mit ihr nieder.

Er ist der Mörder, er,
der Todbringer der Menschlichkeit
und im Namen dieser Toten,
verlange ich Gerechtigkeit.

Ich verlange Strafe für seine Hände,
die von den Armen noch mehr nahmen.
Ich verlange Strafe für seine Zunge,
die nicht zu denen sprach,
deren Zunge
lange schon das Brot nicht schmeckten.
Ich verlange Strafe für diesen Verräter,
der sich als Mensch ausgab und
monströs daher kam.

Ich will nicht, das er die Hand mir reicht, 
naß von unsren Tränen,
ich will das unsre Wut ihn verbannt,
ich verlange Strafe.
Ich will ihn nicht sehen als den Befreier,
als einen sogenannten Heiligen,
ruhig schlafend in seinem Keim.

Ich verlange Strafe, ja für dich, Erdogan,
verlange ich Strafe.