12/18/2014

Das gierige Gespenst

Nein, noch waren die Augen nicht trocken,
noch schliefen die Mütter nicht,
als die Freiheit ihr Gewand tauschte und
in Knechtschaft und Pein sich verwandelte,
über den frisch geschmückten Friedhöfen,
aus ihnen neue Worte wachsen werden,
mit Eisenschild und Widerhaken.

Durch Europa streift ein Gespenst,
von so viel Abfall ernährt und
unwissend umherirrend, ja,
auch in unsrem Land, hier ist der Ursprung,
es kommt von grausigen Kerkern,
gierig nach Menschens Fleiß,
doch selbst überreich an Kleidern und Wohnraum,
an Schmuck und Pestgesang.

Sie fühlten sich ruhig und sicher,
die Schaffenden,
das Ende ward begonnen,
ohne Unterricht und ohne Brot zu wachsen,
beginnen sollte das Ende der Staatsdiebe,
beginnen sollte der Triumph des Arbeiters
und dann erhielt er keine Salutschüsse,
seine heilige Zeremonie bestand darin,
ihn hinzulegen, nackt, zu anderer vergessener Erde.

11/27/2014

Es ist immer die Liebe

Anzukommen an deine Schönheit oder
an jedem geliebten Ort deines Körpers, ganz gleich,
wo noch niemand, kein Kuss diesen bedeckte.

Aber ja, ich weiß, es ist sinnlos,
ich werde mich auf den Weg machen, bald schon,
nicht dorthin, wo die Studierten hingehen,
die Ausgebildeten, die Freudigen.
Ach was kümmert's die schon wohin ich gehe, wer ich bin,
was ich schon immer gewesen bin?
Ein ziemlich trauriger Mann, voller Heissblut und Romanze
und doch ach so unglücklich.
Und von Liebe nichts nach all den Glückdurchzogenen Jahren,
ein wenig nur in den Augen, die an meinen vorbeizogen,
in ihnen der Ozean immer wieder still stand,
in der ich eine Muse fand, ein Traum an einer Quelle,
in der ich meine fieberheißen Hände hätte tauchen können.

Jetzt weiss ich, sie war nicht nur Muse, nein,
sie war nicht nur eine Muse für mich,
denn das Leben kam abermals und hat sie mitgenommen.

Liebe, es ist immer die Liebe unter uns Menschen,
die die Wünsche des Anderen in sich tragen,
die unter Lasten gebeugt alles wagen,
die, nicht nur in Bergwerken, ihr Leben dafür hergeben,
sie gehen und kommen unter Schweiß, Demut und Klagen..
wir nähren die Taube und ertragen die Fleischfressenden Kaefer.

11/26/2014

Ramona

Manchmal schaue ich mir deine Augen an
und ich übertrete die Schwelle einer Einsamkeit,
so kommt's mir vor und manchmal
haben sie alles hell erleuchtet, als lassen sie
alles Süße ihres Friedens hinüberlaufen,
bis hin zu meinen Augen und plötzlich
bist du ein Vogel, der vorbeizieht an meinem Herzen
und im Wind der große Duftstrahl deiner Sanftmut.

Morgen schon werden sie dein Herz öffnen und
und ich werde nicht zur Stelle sein, um es zu berühren,
um die Rosen aus der Dunkelheit zu graben,
doch weiß ich wie man leidet tief in der Brust.

Manchmal schaue ich mir deine Augen an
und höre deine Worte duftenden Hauch,
die du hegst im Herzen unverdrossen,
so kommt's mir vor und manchmal
vibrieren sie in meinen Nerven im königlichen Frühling.

Ich kann deine Hand nicht halten,
nicht vereinen meine Hand mit deiner Wange,
auch kann ich nicht erwachen aus deinem Traum heraus,
doch kann ich die Schwelle der Einsamkeit überschreiten
und sie bitten, ihre schlechteste Stunde in meine Zeit zu schlagen.

11/25/2014

Ich liebte dich träumend

Gestern Nacht träumte ich dich,
ich liebte dich unbekannt und liebe dich drum nicht,
plötzlich warst du da wie das Wort, des Schweigens Flügel
und mein Herz tobte lodernd in meiner Brust,
ich liebte dich träumend.

Ich liebte dich träumend, um mit der Liebe zu beginnen,
um noch einmal mit dem Raum unendlicher Fülle anzufangen,
als wollte ich nie aufhören dich zu lieben,
dies genügte meiner Liebe, dich träumend zu lieben.

Jetzt, da die Nacht ihr Feuer losch,
suche ich den Traum meiner Mitte, den Grund meiner Liebe dir,
ich liebte dich unbekannt und liebe dich drum nicht,
denn dies kann der Liebe Grund nicht sein, dieser Traum,
ungewiss und doch gehaltvoll, dich träumend zu lieben.

Gestern Nacht träumte ich dich und
meinem Traum genügt deine Liebe um dich zu lieben
und ich liebte dich unbekannt, ich liebte dich träumend.
Bestimme auch morgen meine Träume, grundlos dich lieben,
wie täglich essen das Brot, will ich dich träumend lieben.

11/24/2014

Im Schlafe

Wie schön du schläfst mein Kind,
du schläfst mit Fingern und Haaren,
schläfst mit ihren rosenfarbnen Nägeln
und dem Vergessen deiner Haare auf Kissen,
die gierig, Nacht für Nacht, sich an sie erinnern,
du schläfst mit allen Sternen,
die wie versenkte Augen die Geographie
deines sandfarbnen Schweifes errichten.

Ich möchte schlafen wie du mein Kind,
mit allen Fasern der Zeit,
mit Ozeans sanfter Zunge,
dem stillen Salz des feuchten Feuers
und dann mit niemanden sprechen,
mich ausstrecken über die Welt,
über Wolkendach und Erde,
ausgeruht darauf,
die Räuber des Traumes gefangen zu haben.

Nacht für Nacht habe ich gesehen wie du schläfst,
es rennt durch dich wie aufgehelltes Wasser die Nacht
und zuweilen warst du im Begriff zu fliegen,
warst vielleicht im Begriff dann hinabzugleiten
in nackte Schneeschluchten und Wasserfälle,
vielleicht wuchst du im Schlaf so sehr
wie die Magnoliendüfte unendlich
und wolltest im Finstren dich zu erkennen geben,
springend über Dächer, Wolken und Vulkane.


11/23/2014

Totenmühle

Gleich Asche, wie stets wachsende Meere
in ihnen die Langsamkeit versank, im Umbruch der Zeit,
als hörte man in den hoch erlangten Wege die Klagen der Glocken,
sich kreuzend, schon vom Metall gelöste Stimme,
verwirrt, erdrückend, zu Staub werdend
in der mörderischen Mühle der fernen Lügner,
der Versprechenden oder nicht gefolgten Taten
und der süßen Früchte, auf der Erde rollend,
mit der Zeit verfaulen, unendlich weit getragen.

Und das alles geschieht so schnell, so lebendig scheinend
und doch leblos starr, wie die Leerrennen in sich,
diese Räder und Zahnräder.
So ist es, wie die harten Adern des Baumes und
Schweigen ringsum, alles Lebendige zerschaufelt,
aber woher, wohin, an welchem Flüstern, welchem Ufer?
Das immergleiche Kreisen um die immergleichen Kadaver,
so stumm, wie eine Feder im Angesicht des nackten Papiers,
oder das Gelangen des Todes an des Menschen Stirn,
die jählings niederbricht, verlassen von Kraft,
wo doch sie der Sonne entgegen singen wollen.

Darum, im Unbewegten verharren fühlen,
alsdann hochdroben die ungeheuren Flügel schlagen,
wie Bienen im ersten und letzten Kampf.
Mein verbleichtes Herz nun, vermag es nicht mehr zu fassen,
die Tränen in der Menge, die unmerklich hervorbrechen,
wie niederstürzender Regen im menschlichen Mühen,
Missetaten, die sich als wärmende Quellen enthüllen.
Verwirrungen unermesslich, die da doch singen sollten,
wie ein Schwert unter Schutzlose.

11/22/2014

Des Schönheits Gewand

Ach ich erinnere mich, als du auftauchtest
aus dem großen Schaum des Meeres,
nass vom blauen Salz und Sonnenperlen,
betrachtete ich die Mühe der Schönheit,
die unablässig ihr Gewand von dir forderte.

Sie kommt und geht, ihr blinder Flug ist eine List,
als vermehrte sie von Flug zu Flug die Eleganz des Tanzes,
das Verlangen ihres Feuers und der Taten hochfreudig,
sie kommt und geht, doch ihr Flug ist eine List.

Ihr Atem duftet nach Regenbogen und Orangen
und einem Leuchtturm gleich sucht sie im Dunklen,
wühlt in Bäuchen lodernd und verschwindet.

Indes du leuchtend dem Meer entstiegst,
ihre Welt betratst im Kleid aus Salz und Sonne,
du strahlende Statue und des Schönheits Gewand.

11/21/2014

Das große Schweigen

An diesem Abend schreibe ich
mit der immergleichen Sicherheit.
Ein großer Falter, dringt der Schatten
in meine schwarzen Augen
voll erschöpfter Unergründlichkeit.

Und die Gedanken hinter meiner Stirn
treten aus der einsamen Welt
meines kleinen Zimmers
und erhellen die finstre Nacht.
Ich schreibe einen strahlenden Namen nieder,
sogleich, mit schwungvollen Lettern,
ich halte noch die Feder in der Hand.

Durch das Fenster sehe ich
ein letztes Stück Freiheit und
denke an mein verlorenes Leben,
von Finsternis befallen,
wie eines Buches nächtliche Seite.
Ich bin auf Reisen, steif meine Augen,
ohne zu sehen, wie durch die Scheiben eines Zuges,
vorübereilende Felder, Häusergruppen,
mit Wasser spielende Ufer, Reichtum, Armut.

Ich träumte einen präzisen Traum,
verändern wollt ich diese Welt mit meiner Welt,
die Träume der abgezehrten Leiber beflügeln,
der gepeinigten Menschen, der Verratenen,
die Träume meiner Liebe beschützen.
Nun ist es zu spät, ich sah das Aufblinken der Dolche
an Freundeshände, die haben mir das große Schweigen gebracht.

11/20/2014

Flamme deiner Lippen

Lächelnd bist du so aufrichtig wie deine Augen,
glatt, irdisch, klein, rund, Lichtdurchzogen,
nächtliche Linie um den Mond, der Kirschen Pracht,
lächelnd bist du so nährend wie das Brot.

Lächelnd bist du die Ruhe zwischen den Regentropfen,
der Duft von frischer Erde und Apfelalleen im Haar,
lächelnd bist du verströmend und gelb,
wie der Sommer auf den Meeren aus Gold.

Lächelnd bist du wie die Rose klein,
gebogene Linie, Rosenfarben bis der Tag anbricht
und du dich in die Träume der Welt begibst.

Wie in einen grossen Palast aus Trachten und Gesang,
dein Licht verstreut, flammt auf und ist nicht mehr
und wandelt sich erneut und wird zur Flamme deiner Lippen.

11/19/2014

Magnolie

Meine Magnolie, ich nenne Dich Pflanze, denn
auch Du bist aus der Erde gewachsen und währst
und mit jedem Deiner Worte in dessen Dehnung du erwachst,
lässt Du aufspringen das Licht der Orangen.

In Deinem Namen summt der Duft, bienengleich fordernd
das Gold aus kastanienbraune Feuer Deiner Augen,
in seinen Buchstaben das Licht eines Flusses,
das in meinem trocknen Herzen mündet.

Oh Shaienne, meine Magnolie, frisch wie der Weizenwind,
Du gleichst der Tür hinter meinen dunklen Tiefen,
der mir die hellsten Düfte der Erde öffnet.

Wandere durch mich hindurch mit Deinen kristallklaren Augen,
entdecke mich, wie Deine täglichen Wunder,
nur lass mich in Deinem Namen über Ozeane fliegen und glücklich sein.

11/18/2014

Wenn ich Deiner gedenke

Oh Rose,
von Dir gibt es kein Erinnerungszeichen,
es gibt kein Gedächtnismal.
Wenn ich Deiner Rosenblüten gedenken möchte
oder Deiner Augen, einst Verwundete,
schnelle ich hinweg über die Stirn
und öffne die Augen, zusammenbeißend meine Lider.
Ich habe keine Erinnerungen,
nichts erinnert mich an Deine stille Gestalt
noch an das Üppige Deines Haares,
nichts erreicht mich, nichts von Deinen Aehren,
denn ich gehe einmal mehr durch die Melancholie der Wege,
um sie alle einzusammeln.
Dich will ich unversehrt und vollkommen
Dir wieder zurückgeben,
mit Lächeln auf Deinen Lippen vom Mond hertropfend
und Worte aus Deinem Mund,
die wie Sterne die Nacht zerschellen,
mit all Deinen Gefühlen, willkommen und frei,
entbunden und offen.
Du dunkelste aller Rosen,
Hüft und Knochenbau der Liebe,
versehrtes Feuer,
ach schmerzensreiche, geliebte Rose,
wenn ich Deiner gedenke,
so blutet leer mein Herz und
ich brauche mein gefülltes Herz,
um Dir Deine ganze Schönheit wiederzubringen,
auf dass Dein Schweigen unter all Deiner Vollkommenheit
niederbricht in die Knie, bezwungen und beendet und
die Stimme Deines Herzens vermehre das Chor der Welt.

11/07/2014

Der Ausgeatmete

Kommt mit mir in die verlassenen Bereiche der Erde,
in die große lufterfüllte Nacht dieser Steppen,
in den dunkelsten Kreis, endloser Weltraum und
wo die Zonen der Gestirne das ganze Schweigen auffangen,
das in der Zeit des Raumes sich verlor .

So viele Jahre Schweigen in einer Glocke
aus Knochennest und Haut, aus ferne Herzen und Mond,
prägen das nackte Antlitz der Nacht.

Ich liebe dich und die ungesehene Erde,
die Unberührtheit dieser Erde, die Ferne, die Gegensätze,
dich, wie Blume und Strasse, wie Überfluss und Knappheit,
liebe ich dich.

Ich liebe dich, reine Liebe des Ozeans,
für mich war diese schwere Leere schwer zu ertragen,
in der weder Mensch, noch Pflanze war,
kommt mit mir in die verlassenen Bereiche der Erde,
wo nichts ist um sich festzuhalten.

Ich war allein und bin es noch,
Fläche nur, Verlassenheit in den Lungen des Lebens
und doch liebte ich dich und liebe dich noch,
diese Leere, diese ausgedehnte präzise Liebe, du,
die große Lufterfüllte Nacht, dunkelster Kreis, endloser Weltraum,
wo du mein ganzes Schweigen auffängst.

11/01/2014

Aufständisches Wesen

Es wird ein Schluchzen sein, 
immer und immer wieder ein Schluchzen,
bis du den Tag der Trauerfarben entwaffnest,
die Tränen gesammelt in deinem Kelch und
die Wege damit benetzt, die trocken waren
von so viel bitter Weinen.

Du bist die Schutzherrin, blickend hochdroben
von meinen Bergen und schlägst das Feuer in Zwei,
das gesammelt lodert in meinem Tale und
zu den erniedrigsten Völkern kommst du wie die Schlacht,
dein Schwert immerzu glänzend im Blute verbündeter Schmerzen.

Ich werfe meinen Mantel in den Staub, ins dichte Staub,
wo meine alten Klingen sich verbünden
und die verstreuten Muschelsplitter gegen die 
blutdürstenden Steine die unheilvolle Trägheit schleudern.

Aber du spaltest das Wort, das Metall und die Ketten und
schreckst die Mauern auf bis sie sinken, jene Mauern,
die das Licht vierteilten, der siegreichen Sonne der Blinden.

10/29/2014

Erklärung meines Durstes ihr

Du fragst dich vielleicht, warum meine Worte,
wie die Wellen an die selbe Küste,
zu ihrer Gestalt, zu ihrem Körper drängen?
Nun, meine Hände ermüden nie, werden nie satt
und meine Lippen rasten nicht und heben auf die Küsse,
die sich mehr und mehr vermehren.

Drum schmiss ich einst den Schlüssel des Käfigs fort,
damit meine Worte der Wehr fernbleiben und
der Fährte des geliebten Frühlings folgen,
wie das Wasser sind sie im vergeblichen Versuch des Netzes,
die Oberfläche und Temperatur zu fassen.

Und ihr Rosenleib ist nicht nur Gewächs,
das im Mondlicht oder schwindende Finsternis erwacht,
das ich jählings entdeckte, ohne zu wissen,
das ich rastlos nach ihr suchte.
Nicht nur Tanz in ihrer Bewegung ist sie, nicht nur
Spur des Feuers unter ihren Füßen,
sie ist das Land, das zu mir kam, um mein Heim zu errichten,
sie ist die klare Haut der hellsten Frucht meines Gartens,
Duft von Grün des wilden Holzes,
Duft von Äpfeln und Farbe des verborgenen Wassers,
wo tief hinsinken ins Geheimnis, die Früchte und Klänge.

Ihre Schönheit, ach ihre Schönheit, sie erhebt sich,
größer noch als die Sonne, von der Erde, sichtbar
für meine Hände und Augen,
für meine Worte die plötzlich kommen um zu gehen, Ebbe und Flut
und als meine Sinne sie vollkommen entdeckten, schauderte sie,
als fielen Regen aus Glasperlen in ihr.

Und wenn du weißt, wie ich loskomme von ihr, so schweige und
lasse meine Hände weiterhin das Feuer entfachen aus den Worten,
lasse meine Hände weiterhin ihren Körper in diese Zeilen schmiegen,
die ihr so vieles verdanken, mehr noch als ihre Berührung
mir bedeutet.
 

10/28/2014

Bienen, Blüten und Erde

Es ist so meine Magnolie, meine schöne Magnolie,
wie all die Bienen im Honigtaumel das Gold entzünden
und verschmelzen, wie all die Bienen im Honigtaumel.

Wie all deine trunknen Küsse, die einst die Erde besiedeln werden,
sich vermehrend und vermehrend, wie all deine trunknen Küsse.

Wie das strömende Blut offener Blütenschluchten,
die das künftige Blatt Millimeter um Millimeter 
mit dem grünsten Grün bekleiden,
wie das strömende Blut offener Blütenschluchten.

In Sehnsucht vorangetrieben von Wellen der Zusammenkunft,
wie die Welle im Ozean, werd ich hin zu dir gedrängt
und du, in deiner Zartheit, birgst die Meeresaugen,
mit denen ich die Küsten absuche, durch Staub und Erde,
wenn die eigenen Augen sich mit Staub und Erde füllen.

   

10/26/2014

Der Tod

Der Tod kommt und rührt an atmende Herzen,
er kommt an wie ein Gewand ohne Fleisch und Knochen, 
wie ein Handschuh ohne Finger und ohne Schmuck,
er kommt daher, schreiend ohne Mund und ohne Zunge,
dennoch durchbohren seine Hände, dorthin,
wo das Herz noch tönt, wie ein Zug voll Träume und 
sein Gewand, undurchdringlich wie ein Baum und
seine Stimme, ein Stahlwind lodernd wie Eisflammen.

Ich bin mir nicht sicher, ich weiß wenig, habe nicht viel gesehen,
aber ich glaube, seine Augen haben die Farbe von ertränkten Rosen,
von nass und Dunkel umschlossen, an das Grünste der Erde gebunden,
denn grün ist zuweilen des Todes Antlitz und
sein Blick ist grün dann, wenn er sie suchend durchschneidet und
düster wie der erbitterte Ozean sein Atem die Nebelhörner erweckt. 

Doch der Tod geht auch als Wind gekleidet durch die Welt,
schneller noch als der Atem, schneller noch als ein flehendes Wort,
nach letzte schimmernde Lichter suchend, tastet er ab die Erde,
durchkämmt die Wälder und Wiesen, Felder sowie Gassen und Stuben.

Der Tod ist im Wind und reitet auf den Strahlen der Sonne,
sie sind die des Todes Sinne, um die Reisenden zu finden,
der Tod ist die Nadel auf der Suche nach Garn und
er näht sich ein in die weichen Matratzen,
unter warmen Decken längt er gestreckt und wie so oft,
haucht er unerwartet einen dunklen Laut, der die Laken bläht
und die Betten segeln auf einen Hafen zu,
aus ausgedehnter Abwesenheit, mit einem Dämmern und Regen,
an einer verlassenen Küste, wo er wartend steht.

10/25/2014

Wache auf und höre

Und du, wie ein Sonnenmonat, wie ein andauernder Kuss,
wie Schwingenfeder oder Nachttaubeginn,
du Liebliche, du meine Leidleserin, meine Zärtliche,
das Licht der Oliven hat seine Schlafstätte unter deinen Lidern,
golden wie Weizenkronen und die genährte Taube baut
oft in dir ihre weissen Nester.

Geschaffen aus Woge in Flüssiggold und Sterntrauben,
dein rasender Pfirsichduft dehnt sich grenzenlos aus und
das bebende Brot, so nährend sind deine Worte mir,
sowie deine Hände, Töchter des fassbaren Lichts.

Ach wie gleichst du den längsten Küssen,
seine zitternden Ufern scheinen dich zu vollenden und
ihre Kräfte aus Rosaglut, aus unbegreifbaren Tiefen
pocht in deinen Regionen und steigt hellsingend auf.

Und dann, verjüngt sich mein Haar und Herz,
so plötzlich wie das trockne Gras unterm Regen und
meine vergängliche Form, meine herben Gelenke
stürzen betäubt nieder in gelösten Fäden,
wie entwirbelte Degen oder langsam auflösender Rauch.

10/24/2014

Du durftest nicht sterben

Ach, du durftest nicht sterben,
höre an die meine Worte, die dir glühend entgegenquellen,
die keiner dir sagen würde, wenn ich sie dir nicht sagte,
Nacht für Nacht unter volle Sterne, die, immer wartend auf dich, kommen.

Ach, du durftest nicht sterben,
weil die Sonne ich noch nicht für dich pflückte,
um damit die Meere für dich blutig zu färben,
weil die Tautropfen ich noch nicht sammeln konnte,
um sie nur für dich auf den Gräsern tanzen zu lassen.

Doch, du bist gestorben,
unter dem Himmel des Südens, der auf dich wartete,
während die Abendluft sich aufdrängte, wie pulsierende Lippen,
als ich die frühe Stunde anschnitt und die Rosenranken,
für das süsslaubige Lager, duftend nach Wald und der Farbe Lila.

Wer noch, wer bringt mich jetzt noch in deine Arme, wie gelbe Gerbera,
die wild zerzausten Rosen, Blüten von reinem Blut,
damit sie deiner Ordnung folgen?
Ach, du durftest nicht sterben.

Es sind deine Lippen, die an meinen nach Wildbeeren schmecken,
deine blanken Zähne, ihre Bissspuren rötlich glitzern in den Beeren
und trunken taumele ich umher unter deinen Augen hoch droben,
als der wilde Fluss plötzlich begann zu weinen und seine Stimme
immer sanfter wurde, reiner und klagender.
Ach, du durftest nicht sterben.

Die Witwe

Hinter der grünen Mauer aus wildem Wuchs,
so ärmlich das kleine Haus, gebrochen wie die Witwe
und keine Hühner auf dem verlassenen Hof, keine Katzen,
nur die Witwe, die mit ihren geschichtlichen Händen näht.

Nur die Witwe die näht, die müd gewordene Wäsche und
am Tage sind es die Blumen, die nicht selten zu ihr sprechen,
jedoch mit einer weißen Traurigkeit,
die ein jeder Frühling mit in den Knospen trägt.

Wie der regennasse Frühling und
auf den gläsernen Strassen vergängliche Diamanten,
mit Karmin auf ihren toten Lippen.
Für wen Frühling, für wen nur wirst du kommen?

10/23/2014

Die Gabe

Ich habe eine helle Gabe in mir,
die wie Luft, Sonne und das Brot ist,
ich habe eine helle Gabe in mir,
das Licht eines inneren Leuchtturms.

All die Menschen heißt sie willkommen,
von Gewittererstarrten und Liebgewandten,
sie ist so gebefreudig,
dass sie selbst dem Schmerz Einlass gewährt.

Wie das aufgeschreckte Laub,
das die heimatlichen Äste anschaut, lausche ich
und betrachte die Gärten, die da bunt erblühen,
wie mein stilles Herz, das zeitlich lange warten musste.

Und die Wellen fallen wie offene Arme,
sie fallen und überfallen die Strände mit Küsse,
bis die Frucht erzittert wie die Hand auf der Brust,
in einer Ahnung annaehrenden Sommers.

Meine Erdenwege beben jedoch mit jeder Frucht,
zerfressen von Neid, im geflochten Geflecht aus Unverstand
und im schwellen Schweigen der Gemüter
wirft das Licht meiner hellen Gabe noch höhere Fluten.


10/22/2014

Die Kunst zu Dichten

Zwischen Licht und Schatten,
zwischen Meeresböen und  Windreisende,
mit einem Herzen mit Augen ausgestattet und
Träumen, die nie von ihren Reisen wiederkehrten,
vorübergehend bleich und faltig die Stirn,
haben die, in wilder Witwentrauer um jeden Tag ihres Lebens,
nach jedem gläsernen Tropfen, den sie trinken,
wie im Schlaf und nach jedem Wispern,
den man erschütternd auffängt, geläutet.

Die gleiche nahende Trockenheit und
die gleiche Hitze, immerzu frierend,
eine zunehmende innere Stimme, eine schleichende Furcht,
als entblätterten sich Wände und Decken,
mit zitternder Gestalt von Dämonen.
Und zwischen alldem, ich, der erdrückte Diener,
wie eine rostangesetzte Klingel,
wie ein seelenloser Spiegel, dunkel zersprungen
in einem längst vergessenen Anwesen, ruchbesetzt und
des Nachts Gäste von Wein und Schnapsliebhabern.

Nach einer völligen Abwesenheit von Wiesengrün,
verlangte auf einmal der Peitschenwind an meiner Brust,
wo die Nacht niedersinkt aus unwillkommener Substanz,
mir das zerpflückteste meines Herzens ab,
das voller Pochen von Dingen in mir ist und
eine Bewegung ohne Halt, die nach einem Rufe eilen,
ohne Gesicht und ohne Namen.

























































Die Zeitreise

Wenn ich,
Sandkorn um Sandkorn,
in der Zeit zurückreisen könnte,
um von deinen Gaben für meine Hände
ein Mass zu bestimmen,
ich wählte deine fruchtige Ruhe,
deine Linien meines pergamenten Herz,
deine von Sternraum und Nacht bewachte Erstreckung
deiner weißen Pracht,
die lichte Energie und deine wogenden Augen.

Nicht die letzte Woge ist es,
mit ihrem bittersalzem Gewicht,
die ist es, die versteinerte Tränen zerbricht und
des laechelns Frieden erschafft,
der sodann mit einem Wimpernflug,
die ganze Erde umarmt.
Es ist die unberührte Macht,
der zentrale Volumen aller Liebeslieder,
die lebenerfüllte, reglose Einsamkeit,
nichts jeh gefangen zu lieben.

Und meine Arme würden eintauchen in deine Welt,
um emporzuheben einen Tropfen und
von seinem Verbleib nichts als ein Kuss zurückbleibt,
ein Hauch benetzter Blüte und
deine tiefe Energie scheint hinzugeleiten,
ohne sich aufzubrauchen,
scheint zurückzukehren zu deiner fruchtigen Ruhe.

10/20/2014

Dein Gesang

Das Meer kleidete sich neu in sein neues Schimmergewand,
der Himmel entließ die Nacht mit ihren unzähligen Augen
und durch alles hindurch schnitt dein Mandelname,
Stein um Stein, Kuss um Kuss,
bis ein orangegetönter Tropfen von einer Blüte fiel
von der grünsten Insel, wie von deinem Mund die Lieder.

Bedenke nur die Blumen, die die Narben der Steine verschlossen,
mit deinem brennenden Namen, Feuerpflanze, und selbst
der undurchdringliche Fels, die Wand der Welt, erkannte dein Gesang,
wenn er rundete seine kantigen Lippen und alle Dinge auf der Erde,
die Zeit, das Meer, die Insel, das Leben, die Gezeiten, der Keim,
der langsam öffnet seine Lippen in der Erde, alles erkannte dich, dein Gesang.

Deine Liebe war geboren, jedoch nicht im Wind, nicht in der Nacht,
sie war geboren als deine Lippen zueinander fanden im lichte deiner Melodie
und gehe ich heut über steinerne Wege, ist es dein Name im Gesang der Lilie,
die aus dem Felse wächst, als kanntest du nie das Geheimnis der Zusammenkunft.
Zusammen sind wir gewachsen, doch wir wussten es nicht, wir wussten es nicht,
wir verkannten die Lieder, die mit deinen Lippen verstummen sollten.

10/19/2014

Fliehe, gehe weg, erlisch

Nehme mich auf in dein Nest aus Traubenzart und Liebkosung,
begehre mich, umklammere mich, wie ein Tiger seine Beute.
Ach die Weintropfen im blühenden Schatten deiner Augen,
die Himmelsstürze, die Triumphe, die tollen Fiebersprünge,
all das wollt ich erleben, aufrecht rufend ich liebe dich, liebe mich.

All meine Pläne und Visionen aus Feuer in der Nacht,
alles Sternenwimmeln, schnelle Traumzüge, nächtlich fort,
alles, Rose, meine brennende Stimme in den Winden, fällt und fällt,
die Flammen fallen, sterben im unendlichen Dunkel.

Ach Rose, du wusstest, so müde bin ich, so müde und fliehen sollst du,
gehe weg und erlisch, halte nicht fest meinen fruchtlosen Kopf,
Peitschen des Frostes haben mir schon die Stirn zerstriemen und
meine Müdigkeit soll dich nicht geißeln wie die Meeresböen,
fliehe, gehe weg, erlisch, mein Herz soll dich nicht vereinsamen.


10/18/2014

Die Strassen

Abend für Abend gehe ich die dunklen Strassen entlang,
führe mein Daemmersein, das eines sterbenden Sterns, spazieren,
dieses Gefühl benetzt meine Lippen und entstrahlt meine Augen
und in meinen Gedanken das Abbild einer fruchtigen Insel.

In den Gelächtern der Strassen leistete ich mir das Vergnügen,
in allem was ich sah, die glücklichsten Seiten zu entdecken,
im Lauschen, in den Gesichtern, in den Augen und Lippen,
in den Menschen, junggemütlicher Naturen.

In diesen Strassen laufe ich umher, mit meiner eignen Traurigkeit überzogen,
immer der Erinnerung nach, im Herzen immer mehr Klagelieder wiegend,
die Wunden sich noch mehr vertiefend aufschreien, die immerdar bluten,
wie eine ausgerissene Blume, die im Schmerz nun Wurzeln schlägt.

Diese wogenreichen Strassen, die in meiner Anwesenheit verlassen sind
und die ihren Zauber entgegen meiner Sinne entledigt haben und
dieses ewige Gefühl, dieses pesten Fleckes, der Takt in meinem Herzen,
der Schimmer meiner Lippen, das Schwarze meiner Augen.

10/17/2014

Hier liebte ich dich

In dem dunklen, angrenzenden Wald kämmte sich der Wind,
schwach schimmerte der Mond über streunende Blätter,
Tage, wenn auch alle Hetzer sich glichen,
hier liebte ich dich.

Hier liebte ich dich,
im Nebel, wenn er sich tanzend um dich herum auflöste,
plötzlich wie die Möwe, die aus der sinkenden Sonne schoss
und allmählich füllten sich meine Segel über hohe Sterne.

Manchmal erwachte ich vom Traum zerrissen und meine Seele nass,
von weit her kam die Nacht und wir ertranken in ihr,
doch hier war der Hafen, fest angetaut an deiner Hand,
hier liebte ich dich.

Hier liebte ich dich,
am Horizont, der dich zuweilen unter sich begrub,
unter und zwischen all den kalten Dingen, die Küsse einfroren,
gar auf Schiffe, die mich fort trugen, dorthin, wo niemand ankam.

Ich hatte mich vergessen, wie alte versunkene Anker, du erinnerst dich,
an traurige Bergspitzen, wenn der Abend dann anlegte und
quälend verzehrte ich mein Leben, sinnlos hungrig, denn
hier liebte ich dich.


Mein Kind

An meinem Schwarzhimmel bist du die glühende Wolke
und deine Art und dein Sein sind so, wie ich sie einst wünschte.
Du bist mein, mein Kind, mit lieblichen Farben,
in deinem Leben leben Träume, die niemals welken.

Das Licht meines Herzens leuchtet sanft an deinem Körper,
mein trübes Wasser wird klarer, kommt es an deinen Mund,
ach Schneiderin meines Atems, der mich süß bekleidet von innen,
in meinen Träumen sind wir eingenäht ans Licht des Himmels.

Du bist mein, mein Kind bist du, schreibe ich in die Winde
und der Sturm reißt meine Stimme aus dem Dunklen.
Wanderin, Wege machend auf dem Grund meiner Augen,
hier ist alles rastlos wie das Wasser, der Nachtkuss deines Blickes.

Im Netze meiner Gedanken bist du gefangen mein Kind und
meine Gedankennetze sind so weit wie der Duft deiner Haare.
Meine Herzensblüte keimt auf am Ufer deiner Meeresaugen,
in deinen Händen, Schwingen aus Honig, beginnt der Geschmack des Traumes


10/16/2014

Wieder für E.G.

Aus suchenden, zu Boden fliehenden Blicken,
aus heimlich sich eingrabenden Blaettern,
aus Wasserhaut ohne Glanz, gefüllt mit Leere,
so erschienst du mir des öfteren, wie gezeichnet auf Trockenheit.

Aber im Gleichschritt deines Ichs ist das Schimmern von Schwingen,
der Ausbruch von Faltern und ihr grenzenloses Leuchten.

Du kamst her vom Licht, von durchbrechendem Wesen die Spur,
die beim Schlafe, die Verlassene der Sonne auf die Trauben wirft,
vom Tupfer der Augen verfaerbt, mit dem Ziele, gleich der Honigbienen,
geht dein Wesen, vor unbekanntem Feuer fliehend voran und
folgt dem Tag, seinem noch ungeborenen Gold hinterher.

Beinahe lautlos, ziehen die angehaeuften Tage vorbei,
aber sie sinken ins Tiefste deiner Stimme, an das Hellste.
Oh Rose, Trunkentropfen, Herrin des Tages bei Nacht,
auf deine Schönheit gründen Könige ihe Traeume.

Zuweilen steigt die Bitternis deinen Traenen auf,
wie vorüberziehende Küsse, aus Schwalben in den Traeumen
und freudlos Blass sind ihre Bewegungen, kraftlos treibend im Fluss,
doch plötzlich dehnt sich dein Herz, die Erde bestimmend und
schneiderst ein Gewand, jenseits des Streites der Tage,
für kalte Seelen im welkem Antrieb.

10/14/2014

Blüten und eine schlichte Geschichte

Ich erinnere mich noch,
ach, deine braunumschlossenen Augen,
wie innen von reifem Honig erfüllt,
dein ganzer Körper wie ein duftender Garten,
deine Stimme wie eine weisse Wolkentaube
und allein deine Verzückung,
als wenn ein Blitzstrahl mich durchdringt,
als wenn ein Dolch, mit der Form deiner Lippen,
zum Blute meiner durchdringt und
jeden Tag von neuem,
bist du dem Ozean entstiegen,
als kaemest du vom Schiffbruch, verwundet
und von Wunder erfüllt.

Das sind die Blüten meiner Erinnerungen,
kleine Knospen, die plötzlich da sind,
wenn ich im Bus und Zug reise,
zwischen all den Gassen und schattenkühlen Strassen.
Ich sehe dich, wie du meine Zeilen liest und
deine zerrissene Lippen wieder lebendig laecheln,
dein reines Wesen, in das alles Schöne
wie ein Sturm fuhr, ohne dich zu zerstören,
jeden Tag aufs neue, kleine Rose.
Demütig menschlich und hochherzig arm,
so sehe ich dich, wie du bist,
eben keine flüchtige Rose.

Ach, kleine Rose,
nur ein kleines Feuer zittert in mir,
die grossen Flammen habe ich im Leben,
wie zu schwere Aeste, abgeschlagen und
nichts als eine schlichte Geschichte
könnt ich nur noch belichten,
wie die schlichte Liebe zweier schlichten Menschen,
nicht anders als ein schlichter Atemzug.

Unsere Heimat

In unserer Heimat gibt es Berge und Flüsse,
in unserer Heimat gibt es Waelder und Steppen.
Unsere Erde, unsere einzige, grenzenlose Heimat
und nur hier steigt die Nacht den Berg hinauf und
der Hunger den Fluss hinunter.
Kommt mit in die Waelder und horcht
wie die Klagen dort nie verstummen,
sie kommen über die Steppen,
von den Dörfern und Staedten und
naehren sich an den Wurzeln.

Wer sind sie, die dort leiden?
Es sind leidende unserer Heimat,
wir sind es, die leiden und Leid erschaffen,
sie gehören zu dir und zu mir.
Unser Volk, unser grenzenloses Volk,
zwischen Berge und Flüsse,
zwischen Waelder und Steppen,
voll Hunger und Schmerzen,
sind es satt allein zu kaempfen,
sie warten Freunde, sie warten auf uns.

Denkt an eure Liebsten, die ihr so liebt,
denkt nur daran, wie hart sie sein kann, die Liebe,
aber sie entschaedigt euch auf ihre samtenste Weise
und hart wird der Kampf ums Leben immer sein,
hart und naehrend wie der Weizenkorn,
doch sie kommt mit, mit ihrer samtensten Entschaedigung.

Gegen das Vergessen

Damals wurde das Blut
bis unter die Wurzeln vergossen,
es wurde verborgen und bis heute verleugnet und
nur der Regen wusch es von der Erde,
die Sonne frass es in den Sand und
des verfolgten Volkes Tod war,
wie er immer gewesen,
niemand ist gestorben, nichts,
als ob Steine auf die Erde fielen,
oder nur Regen auf Wasser.

Von Nord bis Süd,
wo sie die Toten verstümmelten und verbrannten,
sie wurden in der Finsternis vegraben oder
in einem dunklen Schacht angehaeuft und
ihre Knochen gar in den Ozean geworfen.
Niemand weiss, wo genau sie heute sind,
sie haben kein Grab, sie liegen
um die Wurzel des Landes herum verstreut,
ihre vor den Kugeln schutz suchende Haende,
ihre zerschossenen Herzen,
das Laecheln der Armenier,
der Frauen und Kinder, Vaeter und Brüder,
die Feldherrn des Schweigens.

Niemand weiss,
wo die ermordeten Leiber verscharrt sind,
aber gegen das Vergessen
wird das Blut zurückgefordert, das einst Vergossene,
gegen das Vergessen des Volkes,
obwohl dieses Verbrechen inmitten des Landes geschah.

10/10/2014

Nicht leiden hast du mich gemacht

Bitte sorge dich nicht,
nicht leiden hast du mich gemacht,
nur hoffen auf unsre Zusammenkunft.

Damals in den Stunden der Wirrnis
aus Dunkeltau und ermordeter Musik,
als der Lebensmut mir niedersank
und ich ertrank, kamst du gegangen,
kamst du nackt und zerschunden,
gelangtest blutend bis an mein Bett,
meine Braut
und wir durchwanderten die ganze Nacht,
schlafend und als wir die Nacht durchbrachen,
warst du unversehrt und
kein Blut mehr verdeckte deine Schönheit,
als haette der Wind unseres Schlafes
frisch entfacht das Feuer deines Haars und
in Honig und Silber getaucht deinen Körper,
bis er schimmernd erstrahlte.

Nicht leiden hast du mich gemacht,
bitte sorge dich nicht, meine Braut,
ich warte nur auf dich,
bis die Ewigkeit mich wieder dir schenkt.
Nachdem du berührtest die Meereszonen meiner Brust,
musstest du schon hervorgehen aus dem Wasser,
rein wie ein Tropfen,
den eine heimliche Woge auswirft.

Meine Braut, sterben musstest du und
geboren werden wieder, dann in meinen Armen,
ich warte auf dich.
Ich leide nicht dich suchend,
ich warte nur leiderfüllt, auf das was ich verehre,
mit deinen Augen, mit deinen Haenden und deinem Mund.
Mit deinem Herzen warte ich,
das aufging an der Seite meines Herzens,
als waere es immer dort gewesen,
um mich zu begleiten, zu dir,
um mir den Weg zu zeigen, wohin dein Herz gehört.

10/08/2014

Die Resignation

Ich habe mich der Erde ergeben,
all dem Grün, Gelb, Blau, Ernten,
Gebirge, Blaetter und Weizenfelder
und wenn ich sodann erkaelte, wie der Herbst,
bist Du es, die sich mir naehrt,
für mich ist es Dein Haar,
das ich wieder atme.

Ich sehe den Spiegel
aus altem zerbrochenem ich,
aber berühre ich die steinerne Narbe,
so antwortet mir Dein Körper,
meine Finger erkennen plötzlich und
erschaudernd Deine warme Süsse,
ich bin Dir nicht mehr fern.

Unter den Helden gehe ich umher,
denen, die im heutigen Sturm
ihre Rose und Magnolie zu schützen wissen,
durch das Feuer und den Staub und
hinter ihnen, stumm,
mir bekannte kleine Schritte,
die in mir, mit mir, verloren gehen.

Ich habe mich der Erde ergeben,
wie der alte Baum,
mit der Wurzel ausgerissen und
aus den gequaelten und dürstenden Wurzeln,
bist Du es, die noch immer ihre Schmerzen
mit den Traenen versucht zu stillen.

Und kommt der Schlaf,
um mich auszustrecken und
in mein eignes Schweigen mich zu führen,
erscheint eine grosse, weisse Sonne,
die meinen Schlaf zudeckt und
die Strahlen fallen ihr ab,
fallen wie Messerklingen auf mich,
auf das ich verblute und
jede Wunde hat die Form Deines Mundes.

Über die Liebe

Die Liebe ist ein harter Strick,
der uns fesselt und verletzt und
wollen wir unserer Wunden entrinnen,
uns gar trennen,
so schlingt er uns einen neuen Knoten
und verdammt uns,
dass wir zusammen leiden und verbrennen

Wir schauen uns an und
finden an uns nichts als zwei Augen, wie alle Augen,
Münder, wie alle Münder, die wir küssten und schöner waren,
einen Körper gleich denen, die sich an unsre schmiegen,
ohne farbige Erinnerungen.

Und wie leer gingen wir durch diese Welt,
wie ein rissiger Tonkrug,
ohne Luft, ohne Laut, ohne Inhalt.
Wir suchten vergeblich in uns
eine Tiefe für unsre Arme,
die unentweg graben über und unter der Erde,
unter unsrer Haut, hinter Augen,
nach sowas wie einer goldenen Seele suchend,
doch nichts.

Warum nur, Liebe, warum nur ein spaerliches Rieseln
unter der glaesernen Brust,
das nicht weiss, warum es singend dahinrinnt?

10/06/2014

Die Wanderung

Ich habe zwei Haende,
sie haben vielleicht schon die Haelfte der Welt gemessen,
haben Stein auf Stein gestapelt, aus Getreide Brot gewonnen,
haben Frieden und Krieg gemacht,
haben die Meere und Flüsse belauscht und
sie haben gesehen, was den Augen blieb verborgen.

Doch als sie hingingen über dich, meine Schöne,
Vogelgesang, kleine Lerche,
so kamen sie nie zu einem Ende, hielten inne,
waren benommen von deinem Elfenzart und
als das Licht deiner Haende meine erwaermte,
war mir klar, du warst mein Hort, reicher und
unermesslicher noch als das Meer mit seinen Trauben.

Und weiss warst du, blau und weit wie der Himmel,
wenn er zum verweilen einlud.
Und so verweilte ich in diesem Stück Paradies,
zwischen deinen Füssen und deiner Stirn,
verweilte ich, wandernd und wandernd,
dein kurzes Leben lang.

10/04/2014

Verlassen und heimlich verwundet

Als du flogst, gekleidet in Pfirsich,
als du lachtest ein Lachen wie Runden des Regens,
als zum Singen Seele und Lippen,
Kehle und Haende du schütteltest,
konnt ich sterben für die Süsse, die du warst,
konnt ich sterben beim Schollenmeer,
wo du zur Mitte deines Herzens lebtest.

Und sterben könnt ich nun bei den Friedhöfen,
die wie verkohlte Flüsse fliessen,
mit Wasser und Graebern,
nachts zwischen ertrunkene Lilien.

Flüsse voll wie Augaepfel von gepflückten Seelen,
fliessend todwaerts mit marmornen Namen
und geistigem Duft und Klagelied und
sterben könnt ich, um dich nachts zu sehen,
im Anschaun des Horizonts überfluteter Kerzen,
stehend und weinend.

Denn am Fluss der Stummen weinst du,
verlassen und heimlich verwundet,
weinst du weinend, mit Augen
erfüllt von Traenen und Traenen.

Die blühende Wunde

Und Rosen trug ich in des Tages Morgenröte, zu dir,
da ich mit Sehnsucht und Kraft den Pfad erstieg,
wie Nazım einst wollt ich meine Liebe wagen,
als er einst seiner Liebste Verse hat geschrieben.

Dich nur lieben wollt ich und entdecken zu allen Stunden,
dich lieben mit den tristen Wurzeln meiner Erde und
wegwerfen die Rosen meiner blühenden Wunden,
damit dein Leib das Dunkle erhellt.

Sodann haett ich betrachtet mit abwesendem Blick
deine verstummte Schönheit, deine Straehnen,
deiner Haende Samtheit und Rosengarten aus Verdruss,
der im Licht verglühte.

Des begehrens Rosen wollt ich dir wie einst Nazım geben,
als er in seiner Zelle in Schwaeren lag, auf Tod und Leben
und seit langem wieder den Himmel sah, wie er in Blau erblühte.

10/03/2014

Kleine Welt

Beschau ich durch die Fenster
die langsam vergoldene Welt,
Liebste, so sehe ich dich,
die Waelder auf deinem Haupt,
die Brüste, Schnee und Weizen weit,
dann deine Honigtaille,
flinke Flüsse, pulsierend,
sanfte Hügel und Wiesen und
im Frost des Südens schliessen deine Füsse.

Berühre ich dich, Liebste,
so gleiten meine Haende
nicht nur über den Liebreiz von dir,
auch über Zweige, Früchte, Felder,
Wasser, den Frühling, den ich liebe,
über den Mond der Wüste,
die Brust der wilden Taube,
über die Samtheit jungfraeulicher Straende,
durch das Wasser des Meeres oder der Flüsse
und das rötliche Dickicht aus Buschwerk,
wo der Durst giert und wo der Hunger lauert.

Liebste, sehe ich dich ruhen, ausgestreckt,
seh ich in deiner Haut, deiner Haferfarbe,
die Erstrebung meiner Liebsten.
Von deinen Schultern
schaut mich an der Kunstzeichner
aus dem sengenden Sinop,
mit perlendem Schweiss bedeckt,
aus deiner Seele singen
Fischer mit ihrem Geheimnis,
zitternd in kalten feuchten Haeusern
am Meeresufer.

So entlang deinem Körper,
kleine Welt, du, meine Liebste,
unterbrechen die Laender und Völker
meine Küsse und deine Schönheit
zündet nicht nur das Feuer an,
das unaufhörlich mein Herz beflammt,
sondern auch das,
welches mich immerzu ruft und
durch dein Leben mich mit deinem Leben
mich beschenkt, das mir gefehlt hat und
zu dem Geschmack deiner Liebe fügt sich
das Brot, der Kuss der Welt.

10/02/2014

Befreit mich

Befreit mich von mir,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele.
Ich bin das was stöhnt, was Feuer spuckt,
das was nichts als Leid verbreitet,
befreit mich von mir, ich will das nicht sein.

Helft mir, aus mir auszubrechen
durch diese eisigen Tore, so dick wie Fels,
mit euren Seidenschultern reisst aus die Ankerhaken
und den Schlick, was einst mein Herz war,
befreit mich von mir,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele.

Unbegrenzt wollt ich sein und mich sternwaerts erheben,
doch bin ich irgendwann gefallen und habe viele mitgerissen,
habe ihre samtenen Körper unter mir begraben,
bis sie alle schwiegen, bis mein Herz mit ihnen schwieg und
teilhaben kann ich nicht mehr mit ihnen, was sie berühren,
was sie sehen, wie sie lachen, wie sie weinen.

Ich habe das Beben meiner Flügel ersterben lassen
und es kann nicht sein schreie ich immer wieder auf,
weinend und stöhnend, es kann nicht sein, es kann nicht sein
und trauriger sind seither Deine Augen, es tut mir leid, so viel leid.
Befreit mich von mir, ihr reinen Menschen,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele, ich will das nicht sein.

10/01/2014

Danke

Danke, meine geliebte Frau, die du an grauen Tagen
die duftende Note deiner Farben setzt
die glänzenden Augen eines jugendlichen Honigs
auf trockene Furchen meines vernarbten Herzens.

Danke, meine geliebte Frau,
danke für diese lebendige Minuten der Regung,
die mir immer ein Fenster voll Sonne öffnen,
zwischen den Türmen meiner verzerrten Jahre.

Aber wem danke ich dafür,
wenn du morgen zum Schweigen wirst,
wenn ich nicht mehr auf dich warten muss,
im verschlossenen Garten, der dann
seltsame Blüten tragen wird.

Aber ich danke dir, meine geliebte Frau
danke dafür, dass du immer wieder
zurück kehrst
mit deinem Lachen auf meinem Lachen
mit deinen Tränen, die meine Wunden füllen.

9/30/2014

Nicht nur Syrien

Verstümmelte Gegenwart, Menschen,
zu Boden gefetzt, ins Getreide,
Baeume zerbrochen und wie
gefroren zwischen Rauhreif und Steinen,
lebloser Mond.

Mond, verwundeter Stern, ausgeglüht und
eingehüllt in ausgehungerte Dornen, drohend,
versunkenes Metall und Gebein, Abwesenheit,
Tuch im schmerzlichen weiss,
Dunst von Totengraebern.

Hinter dem aetzenden Schein von Bombenrauch,
von Erde zu Erde, von Wasser zu Wasser,
zerrissen wie entkörntes Getreide,
Verkohlte und Verweste.

Unangenehme weiche ungewisse Kruste,
Asche grauschwarz, getrennt und verstreut
und jetzt hallende Kaelte nur,
grauenvolle Fetzen voll Regen.

Bewahret euch,
die ihr mehr eingesargt seit
als dies flüchtige Erdenreich und
packt eure Lider auf das sie verkünden das Blut,
diesen fiesen Geschmack von Schatten,
auf das es kein Vergessen gebe.

9/29/2014

Nach dem Bruch

Sie wird nicht mehr kommen, weil ich auf sie warte,
wird sie nicht mehr kommen, nicht mehr kommen wird sie.

Ich werde die Hoffnung ausschütten und
mir Einbilden sie wird kommen, bis zum Schluss.

Regen, stumme Faeden und das Leben eine Klage,
sie fallen auf meine Sinne.
Ich möchte die Rosen austrinken und
mit des Füllhorns Duft sie bekleiden, doch,
sie ist nicht mehr gekommen, nicht mehr gekommen.

Wie doch die Taeler meiner tiefen Belange
überflutet sind und weit noch ist der Ozean.
So sollst du ein heiliges Feuer mir sein,
eine Freundin der Freuden.

Regen, laestige Glasfaeden,
gibst du mir mein Herz zurück?
Ich möchte es und meine Sinne wieder bluten sehen,
nach dem Bruch der Illusıonen.

7/26/2014

Der blaue Vogel

Die Geschöpfe und die Dinge in Feindschaft,
Nadelstiche ins schmerzempfindende Fleisch,
das die Zärtlichkeit verleugnete,
die es gestern noch wiegte,
Schmerz, unendlich Schmerz der Verzweiflung,
Schmerz, Herz und vollkommene Leiden
und alles ein unbestimmter Traum.

Stunden so zäh, so schwer und träge,
die den dunklen Flügel des unendlichen Leids
zum Flug sich erheben lassen,
das in meinem Herzen erbebt.

Ich weiß nicht, ob die seltenen Freuden ein Ende haben,
ich weiß nicht, ob sie gnädig mir gewährten
des Feuers heitere und harte, andauernde Unruhe,
welche meine unsteten Pupillen
mit Funken entzündete.

Ich weiß nicht, ob die ruhigen Stunden vergingen,
ich weiß nicht, ob der blaue Vogel in die Ferne floh.

Deine Unsterblichkeit

Und gehst Du eines Tages,
werd ich die Bitterkeit spüren, die Unsagbare,
Dir soviel nicht gesagt zu haben und
verschweigen werd ich sodann das Rosenzart,
wie die Dunkelheit ihre Geheimnisse.

Und gehst Du eines Tages, oh Rose,
so tragen dann auch meine Worte mich fort,
die ich im Munde hege,
nicht um Dich zu suchen,
vielmehr um Dich zu finden,
zwischen Feuer und Eis.

Vielleicht leide ich dann tief in der Brust
oder weit über die verdunkelten Tage,
die in meinem Schweigen ruhen,
dann wenn Dein Schweigen Dich
mehr und mehr entfernt.

Und ich weiß,
gehst Du eines Tages ganz,
so werd ich nach Deiner Unsterblichkeit suchen,
in meinen Worten,
wo Du niemals fortgehst.

Soma

Über all diesem Unglück
thronte der Schuldige lächelnd und
auf die Hoffnung der Bergleute,
der Verratenen und verschütteten speiend.

Jedes Volk hat seine pochende Schmerzen
und jeder Kampf seine Qualen
aber kommt daher und seht seine Blutgier,
seine zügellose Tyrannei, haßgekrönt.

Dieser da, Erdogan, er und seine Versprechen,
er und sein Lügenlächeln,
dieser da, Erdogan, ist schuldig.
Dieser da formte aus Unmenschlichkeit sein Zepter,
dieser da tanzte und tanzt noch immer
auf den Leichen seines armen Volkes.

Und als in den überfüllten Gruben
angehäufte schwarze Augen sich schlossen,
der Erniedrigten und Beleidigten,
tanzte er auf geöltem Parkett,
von Geschmeiden und überfüllten Tellern umgeben.

Die schwarzen Augen aber
blicken durch die schwarze Erde,
durch Leid und Leichen, die du stapelst,
um noch höher zu gelangen.


5/08/2014

Warum schweigst du?

Du geliebte Rose,
womöglich hat mein Wort dich zerstört,
warum schweigst du?

Ich werde nicht zurückkehren zu dir,
nicht mein Wort,
aus der Ungewissheit voll Dornen.
Ich bekenne,
ich wünschte mir dich so gerade
wie das Schwert,
das bis zu meinen Herzen durchdringt,
aber du beharrtest darauf,
einen Schattenwinkel zu wahren,
den ich nicht mag.

Du geliebte Rose,
verstehe mich, ich wollte dich ganz,
von den Augen bis zu den Füßen und
im Inneren all die Klarheit,
die du bewahrtest.
Ja, ich war es, der an die Tür klopfte,
nicht das Gespenst, nicht der,
der deine Gedanken als Verbrechen sieht.
Ich werde nicht zurückkehren und dich fragen,
warum du schweigst.

Fürchte mich nicht,
ich bin nur der Durchreisende
und nicht der Bettler und ich weiß jetzt,
ich bin nicht der,
auf den du gewartet hast und
werde dein Schweigen aus Mondtrauben einrahmen,
ohne es zu brechen.

Kleine, große Geliebte

Meine ganze Liebe in einem Kelch,
so tief und weit wie die Welt,
meine ganze Liebe mit Sternen und Flammen gab ich dir,
aber du schrittest mit kleinen Füßen über das Feuer
und tratest meinen Schmerz aus.

Ich hielt inne im Kampf
und stockte auf dem Marsch zum Leben,
zum Frieden, zum Frieden für alle,
aber ich hob dich empor in meinen Armen
und nagelte dich an meine Küsse
aus der Finsternis, wo das Leben mich erdolchte.

Vielleicht war dir damals meine Statur nicht bewußt
und den Mann, der für dich blutete,
aus Wasser, Brot und Fleisch,
verwechselst du mit dem kleinen Insekt,
das dir auf den Schoß gefallen.

Schaue vorwärts, erwarte mich in der Ferne,
wenn ich zurückschaue nach dir und verharre nicht bei dem,
was ich dir hinterließ und
spaziere nicht fortgehend mit meinen Fotos,
die langsam verbleichen,
ich werde wieder marschieren,
einen breiten Weg in die Finsternis schlagen,
sanft die Erde machen,
den Stern austeilen denen, die mit mir kommen.

Bleib auf dem Weg hocken,
meine kleine, große Geliebte,
die Nacht ist hinabgestiegen zu dir und
vielleicht in der Morgenfrühe,
sehen wir uns von neuem.

5/07/2014

Seide und Kristall

Geflecht von Balttwerk und Wasser,
von Kristallklar und Feuer,
das wertvolle Wort und die Nacht,
die Zufriedenheit und den Zorn,
Dunkel und Zärtlichkeit,
alles hast du allmählich eingenäht
an mein zerpflücktes Herz und
du hast mich erwartet, meine Liebe,
nicht nur dort, wo die Erde zittert,
wo Liebe und Hass Geschwister sind,
so wie zwei Feuervögel,
auch in den geringsten Tagespflichten.

Englands kristallne Gewänder gaben dir den Schein,
du Heilige des Nährtopfs und des Nähzeugs und
dein Hauchzart, das Klitzekleine,
das so lange in deinen Händen verharrte,
wusch mir mit deinen Fingern,
deren Rosenspitzen noch der Jasmin dir neidet,
verschloss mir die offenen Wunden.

Meine Liebe,
du kamst gerüstet in mein Leben,
als Magnolie und Gefährtin und
aus Seide ist der Glanz, den ich durcheile,
mit dem Durst und dem Hunger,
den ich für dich auf die Welt gebracht hab
und hinterm Grauschleier
das Mädchen aus Erinnerungen.
Liebe, meine Liebe,
hier finden wir einst wieder zusammen,
Seide und Kristall, an unsren Lippen.



4/30/2014

In dir erfahre ich wieder

Der Geschmack deiner Lippen
und das Licht deiner Haut,
Haut, Lippen, mein Fruchtregen dieser flüchtigen Tage,
sag mir, waren sie schon immer bei dir
während all der Jahre und Reisen und Monde und Sonnen,
mit Erde und Weinen und Regen und Freude,
oder jetzt erst,
treiben sie erst jetzt hervor aus deinen Wurzeln,
wie in verdorrter Erde Wasser ein Keimen weckt,
welches sie nie gekannt hat,
oder wie zu den Lippen aus dem vergessenen Krug
im Wasser aufsteigender Erdengeschmack?

Ich weiß nicht, sags mir nicht, du weißt es doch nicht.
Niemand weiß diese Dinge.
Aber all meine Sinne anziehend zum Licht deiner Haut,
entschwindest du, vergehst wie der saure Duft einer Frucht
oder die Wärme eines Weges,
der Geruch der Maisfrucht, wenn sie entkörnt wird,
die Geißblattranken unterm klaren Abend,
die Namen der staubbedeckten Erde,
der grenzenlosen Hauch der heimischen Winde,
Magnolie und Rosenstock, der staubumwölkte Mond,
das frischgeborene Brot.

Alles kehrt von deiner Haut zurück zu mir zum Mund,
zu meinem Herzen, zu meinem Körper und
zusammen mit dir werde ich wieder zur Erde, die du nun bist.
Du bist in mir der gewaltige Frühling,
in dir erfahre ich wieder, wie ich keime.

4/14/2014

Kämest du doch eines Tages wieder

Ach meine Geliebte meiner frühen Tage,
du bist aus meinem Leben gegangen, ohne es zu wollen,
so wie du gekommen bist in meinen guten Tagen,
wirst du nun meinen Frühling erstarren lassen.

Ach meine Geliebte, ich habe gewartet bis du müde wurdest
und warten kann ich längst nicht mehr,
seit mein einzigster Wunsch sich in Trübsal kehrte und
seit ich nicht mehr deine geschlossen Lider verlassen kann.

Kämst du eines Tages zurück, meine Geliebte, die ich verlor,
wird meine Müdigkeit aus Seide sein und
ein Lächeln wird dich, tiefste Wunde meines Lebens, begleiten,
steigst du nochmal in meinen tiefsten Kummer.

Der Traum und der Walzer

Ich rühre mit meinem Hass die Liebe,
ohne anzuhalten komme ich daher,
von Kleidung zu Kleidung, im Schlafe fern.

Ich bin ich, doch diene ich nicht,
hier kenne ich außer dir niemanden,
weder das Meer noch das Holz sind meine Waffen,
ich lebe nicht mal in diesem Haus aus Träumen.

Voller Nacht und Worte ist mein Mund und
der lang andauernde Mond bestimmt,
was mein ist und nicht.

Was ich in diesem Traum habe,
befindet sich in diesem Haus,
eine weiße Rose, ein Leben für mich,
tanzt mit mir den Walzer.

Es gibt keine fällende Wörter,
kein Schutz, nur ein Kleid und ein Anzug,
es gibt kein lasterhaftes Augenlid,
nur ein Kleid und ein Anzug.

Ich lebe auf einmal, nur ein paar Stunden,
ich berühre auf einmal ein Gesicht und es mordet mich,
ich habe nicht viel Zeit, nicht wie der Mond.

So suchet mich nicht,
am Ende des wilden Fadens ist nichts als
blutiges Schlingengewächs.

Und rufet mich nicht, dies sei mein Leben
und fragt mich nicht nach meinen Namen,
laßt mich in der Mitte meines eigenen Mondes,
auf meinem verwundeten Erdenreich

4/11/2014

Das Unaufhörliche

Der Unglückliche Tag,
der herzzerreißende bleiche Tag wächst heran,
mit seinem kaltem Duft, seinen grauen Elementen,
ohne Glockenläut die frühen Kleckse überallhin verteilend,
er ist ein Aufgehen aus der tiefen Leere,
ein Umgeben von Weinen.

Von so vielen Lichtern wich der feuchte Schatten,
aus so vielen unfruchtigen Gedanken,
von so vielen Gegenständen,
von so vielen Dingen und noch mehr Dingen,
von so viel spitzer Form, die sich wehrte.

Inmitten all was heimisch ist, im wirren Gruß,
in der wachsenden, blinden Lust weine ich,
hinhorchend ins Unaufhörliche, ins Anwachsen,
ziellos dem fliehend, was da kommt,
dem, was mit Ketten und Rosen bedeckt daherkommt.
Ich ertrage...ich bleibe...ich träume.

Des Tages Geweb,
nicht daher kommend wie Tränen aus ihren Lidern,
ist nichts als ein Abschiedstuch, beim Fernsein hintennach.

Alleine sein zwischen toter Materie, gleicht dem fallenden Regen,
er gleicht mit seiner Unbeständigkeit, einsam in der ausgedienten Welt,
abgewiesen im Fallen und ohne entschiedene Form.

4/04/2014

Du bist mein

Meine Magnolie,
du hast das Leid meines Herzes zerschlagen,
wo ich doch einst der Melancholie Freundschaft fand
und begnügte mich mit Rosenbitter und Klagen.

Doch jetzt, meine Magnolie, hast du mir dies Gift entzogen,
das sich heimlich an mein Schmerz schmiegte,
das mir die Steine in meinem blinden Weg waren
und jetzt wenn ich Rosen will, verleihst du mir ihr Blühen.

Ach wie der Schmerz das Leben entstellte und
dieses Gefühl, zu allen Dingen zur Ferne zu werden,
obgleich die Wellen der Bitternis immer höher wurden
und Tropfen für Tropfen das Fatale an Gestalt gewann.

Du, meine Magnolie, kamst als Wunder aus den Rosen,
das Wasser warst du, geschöpft aus Liebes Klarheit
und kommst du nun und sagst allen Klängen,
sie sollen mich in meiner Einsamkeit vor Schmerz bewahren.

Und du begibst dich ins offene Leben und
nimmst mir die fruchtlosen Ängste, so wie du bist,
ein Hauch von Sanftheit, gütig von ganzer Gestalt
und anderes bleibt mir nicht zu sagen, du bist mein.

4/01/2014

Im Zug

Häuser, Strassen und Landschaften, sie fliehen,
hinter den Scheiben sind sie flüchtende Gestalten,
Boten des Schlafes und wir süchtig nach Erinnerung,
doch müde wird das Herz, wenn sie sie durchwandert.

Alles kehrt wieder, Schriften aus Gewitterwand,
Erinnerungen kommen näher, wenn der Zug dann rollt
und seine triste Spur an den Rand der Strasse zeichnet
und der farblose Himmel über uns an Raum gewinnt.

So ruft er unsre Schmerzen herbei und
der Gedanke am blonden Herd an bessere Tage verweilt,
bis er versinkt im bodenlosen Schlund.

Die schwarzen Räder sind müde von so viel Bitternis
und die Augen schlagen klagend an die Stirn,
bis uns das Fieber schüttelt und wortlos schweigt der Mund.

3/24/2014

Wenn ich sterbe

Sterbe ich einst, will ich deine Hände auf meinen Augen,
ich will das Licht und die Rosen deiner geliebten Hände und
einmal mehr sollen sie mit ihrer Wärme über mich streichen und
mitnehmen will ich die Sanftheit, die mein Schicksal änderte.

Ich will, das du lebst, jetzt und nach mir,
indes ich schlafend auf dich warte und ich will,
das dein Haar immer noch mit dem Wind tanzt,
daß du den Geruch des Meeres riechst, das ich geliebt und
daß dein Fuß den Sand der Meere betritt, den du liebst.

Das, was ich liebe, soll am Leben bleiben und
dich hab ich geliebt, ohne das du es wusstest und
besungen über alles, deshalb, Rosenreiche, blühe weiter.

Dir soll alles werden, sowie die Liebe unaufhörlich mir wuchs,
damit mein Schatten berühre dein Haar,
damit jeder meines Liedes Grund erkennen kann.

Deine Augen

Zu kurz die die Zeit, daß ich preisen könnte deine Augen,
jeden Farbtropfen muß ich zählen und loben,
andere Liebende haben genug an dem, was sie sehen,
ich will einzig nur dein Augenwanderer sein.

In Sinop warst Medusa du getauft,
weil hoch hinauf ins Licht sich schlängeln deine Wimpern.
ich nenn dich verwirrend und verrückt Verwilderte,
mein Herz kennt die Türen zu deinem Aug.

Solltest du vom Weg abkommen in deinen eignen Augen,
vergiß mich nicht, denk an meine Gedanken,
daß ich nicht verlorengehe ohne dein Rosentau.

In dieser Schattenwelt und auf allen Wegen,
dunkel ist sie nur und vergänglich sind die Schmerzen,
als die Sonne erklimmt den Tiefen deiner Augen.

3/01/2014

Als ich Dich in meinen Träumen traf

Als ich Dich in meinen Träumen traf,
hattest Du weder einen Namen, noch eine Stimme.
Plötzlich warst Du da, wie eine Idee aus der Dunkelheit,
wie der Frühling, noch kauernd unter der Winterdecke,
seinen Geschmack ich noch aus Kindertagen kenne.

Als ich Dich in meinen Träumen traf, war es so,
als erwartetest Du mich, um das Leben zu beginnen,
allein auf der Erde, einzig Du und ich.
Und wir trieben wie Ertrunkene im Fluss,
um den lebendigen Ozean zu finden.

Als ich Dich in meinen Träumen traf,
war ich dann wie ein weinender Falter, suchend nach Trost
und ich hörte Dich vom Weiten,
mein Schweigen lag auf Deinem Schweigen und
ich entkam meiner harten Schale,
entgegen der Zeit, der Gischt aus Deinem Haar.

Als ich Dich in meinen Träumen traf,
beschloss ich Dich aus meinen Träumen zu formen,
klar wie die Stille einer Lampe, lautlos,
wie die Nachtluft und von Lichtern überfunkelt.
Ich beschloss Dich zu lieben, aber frag nicht wie oder woher.



2/23/2014

Freude

Du unbeschwerte Freude,
du Augenblick aus Freundlichkeit und
Gestrahl der unzerbrechlichen Güte,
nichts außer dir vermag das Blut aller Wunden zu stillen.

Noch jungfräuliches Licht der frühen Stunde,
lautlos und hellwach,
du hast, als du dich neu fandest,
das Dunkle in uns angerührt und die Scheiben,
trübe von so vielen Gedanken, zerbrochen.

Und was die Freude mit Not beschwerte,
heiter und unbeschwert singend sein Lied,
ewigt der Schmerz dann der da bleibt und
die weithergebrachte Ferne färbt sich in
sowas wie Liebe.

2/19/2014

So sicher und nah

Dich ach so viele Tage habe ich geträumt,
geträumt habe ich Dich mein Kind,
so sicher und nah, in meiner noch Kinderbrust
entließ Du den dürstenden Frühling.

Von allem was ich sah, sah ich Dich am klarsten
und berühre ich Dich nun, berühre ich meine Welt,
so sicher und nah, ich wüsste nicht anders zu lieben.

Geträumt habe ich Dich mein Kind,
mein einzig Glück, mein Vogelzart und
nichts anderes wollte ich als Deine Hände, Dein Lachen,
so sicher und nah, daß mein Leben wieder Kelche füllt.

2/16/2014

Risse und Brüche

Die Haut wird sich erinnern
und die Knochen ebenso
und das Herz, das Zerpflückte.
Die Kerben und Risse richten sich nicht,
wie die Schäfte deren Stiefel,
narbenlos wieder aus.

Die Risse und Brüche, sie bleiben,
sie bleiben in Fleisch und Haut,
berühren sich,
zweigen wie Finsternis und Schatten,
gesprungen weit und tief.
Gemälde aus Risse durchwandern
ein jedes Aug,
diese Splitterbrüche, diese Furchen,
nein, die übersieht man nicht.

Die Haut wird sich erinnern
und die Knochen ebenso
und das Herz, das Zerpflückte.
Doch im Ursprung der Gefühle,
vernetzt das Auge die Risse
und sieht plötzlich in ihnen
Fadenkreuze aufblühen. 

1/23/2014

Entferne dich nicht

Entferne dich von dir nicht einen Tag, 
weil, ein Tag lang ist, wenn du dir fern bist 
und vielleicht jemand auf dich warten wird wie an Häfen, 
wo im Irgendwo schlaftrunkene Boote stehen. 

Geh nicht weg und sei es für eine Stunde, 
weil dann die Nachtfalter zu einer Schlaflosigkeit sich versammeln 
und womöglich schwinden sie auf ewig wie der Rauch, 
der die Himmelsstätte aufsucht, 
um dich zu finden und übersehen 
womöglich jemandes verlorenes Herz. 

Deine Silhouette soll nicht brechen im Sand, 
nicht auf Stein und die Wellen sie nicht entzweien, 
deine Augenlider nicht wie verschreckte Tauben fliehen.
Ach, Vielgeliebte, geh nicht fort, nicht für eine Minute,
denn in dieser Minute wirst du so weit fort sein, 
dass ich über die Erde all die Fragen verstreuen müsste, 
ob du jemals wieder zurückkehren wirst.