6/30/2012

Wankende Brücken

Beim Gang über wankende Brücken,
beschloss ich euch zu verlassen.
Meine Schritte gaben unsicher nach
und sank zu meinen Knien,
ich trat wieder auf und beschloss,
ihr sollt aus mir treten,
da ich in euch, wie ein kantiger Fels laste,
wie eine unheilbare Krankheit
in euch meine faulen Wurzel vertiefe.

Und in dieser Minute,
überkam euch ein Traum
mit wolkiger Stimme
und sie trug euch hinweg,
aus mir heraus, in sonnige Tränen.
Und als die Flut noch nicht bereit war,
beschloss ich aus dem Schlick zu treten.
Und auf wankende Brücken,
zu meinen Knien hinabsinkend,
beschloss ich, euch zu verlassen.


Und wenn ihr doch
eurer eigenen Bitte nachkommt
und meine Wurzeln abschlagt
und im Windesschlund begrabt,
die eure Seelen durchbohrt,
so träumen wir vielleicht einen
gemeinsamen Traum,
zusammen auftauchend, rein und leicht,
ohne Schlick und wankende Brücken,
ohne Scherben in die Hände tragend,
vom Feuer unsrer Freundschaft versiegelt.



6/28/2012

Schweigen

Wenn das Schweigen plötzlich
mit der Nacht über mich hereinfiele,
so wie Schnee, der mit einem Mal
Strassen, Dächer und die majestätischen
Kronen der Wälder bedeckt,
dann flöge die Ferne heimlich her
und meine Augen sogleich ihr entgegen.


Ich weiß, es könnte mir gefallen,
wenn der stille Kuss nicht mehr heimlich
meine Lippen verschlosse
und die Wunderlichkeiten,
erfüllt von meinem Wesen, wären mir
mit einem Mal erreichbar.
Ich wäre der Falter aus meinen Träumen,
aber die Schwermut sodann abgelesen
und kein Laut und keine Klage,
könnt mich jemals berühren.


Oh Zeit, halte ein drum,
dass mein Schweigen im Schweigen liege,
lass deine hallende Schritte ruhen drum,
dass mein Schweigen mit dem Schweigen spreche.
Es genügt mir ein Wort, um dich zu brechen,
drum würde ich lächeln nur,
wie ein kleines Licht, nur eine Kleinigkeit
und ich wäre fröhlich
und wiederum nicht.



6/27/2012

Wenn Träume bluten

Mit der Leere durchzogene Hüllen,
ausgesaugt und ausgespuckt und
an den Haaren herbei
durch die Nacht gezogen,
tänzeln sie, vom Terror Religion, geschickt geführt,
an Fäden für das hastige Auge unsichtbar,
durch unsre Sonne.

Ich erkenne meine Menschen nicht mehr,
irgendwo unter Verzweiflung und
gefütterter Angst irren sie umher, meine Menschen.
Und von irgendwo her kam einst
der schwarze Vogel geflogen
und breitete über ihnen seine toten Schwingen aus,
wo alle in der schwarzen Masse,
in sumpfiger Gemeinschaft verkühlen.

Doch hin und wieder erblicke ich
im Schönsten in einem Gesicht,
einen blühenden Garten, goldene Tropfen,
die nach Orangen duften, ein Hauch von Wildnis.
Nur ungepflückt, endet im Nirgendwo
selbst das schönste, noch nicht gesprochene Wort.

Ich sterbe jeden Tag und lasse dennoch leben
und grüße meine Menschen,
wo wir doch alle vom selben Ast in die Winde zogen.
Nur kämpfe ich gegen das wahre Verbrechen an,
das aus Fleisch, brennendes Metal macht
und der vergiftete Gedankenregen,
die eigenen Träume hinrichtet.

6/26/2012

Ich grüße die Liebenden

Ich grüße die Liebenden und jene,
die ich aus meiner Ungeduld heraus liebe.
Ich grüße euch und eure Hände,
die zu einem lodernden Herzen zusammenwachsen.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die ich, wie ein Kind ein Geschenk hastig aufreißt, liebe.
Ich grüße euch und eure Augen,
die so vieler Worte Blüten tragen
und auf all Lippen morgenrötlich lächeln.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die es verdient haben geliebt zu werden,
so wie ich einst geliebt wurde.
Ich grüße euch und eure nach Kiefern duftende Gedanken,
die Schmetterlinge zwischen den Wolken.

Ich grüße die Liebenden und jene,
die mit ihrer Liebe, ihrer Liebe einen Wunsch abnehmen.
Ich grüße euch und eure hohe Berge Vögel,
die die finstersten Flure hell erleuchten.

Ich grüße all die, die aus ihrer Liebe heraus
den Flammen ein neues Gewand schneidern
und jene, die ihre Geschichten zu einer erzählen.
Ich grüße die Liebenden und jene,
die ihre Liebe zu roter Erde trugen.

6/25/2012

Verfolgung

Selbst in meinen Träumen,
kann ich meine Augen nicht davor verschließen.
Stetig werde ich an den letzten Atemzug erinnert,
graumelierter Regen, von Duft und Melodie
verlassener Ort.
Und schau ich an diesen verwünschten Tagen
durch die niederwachsene Glasfäden
und trommelnde Winde,
gewinnt mein Kummer, verfluchte Liebe,
an Gestalt und küsst mich blutig, mit dornigen Lippen.
Hilflos sind die helfende Hände,
die nach dem verlorenem greifen
und doch unerreichbar, bleiben nur klagende Blicke zurück,
panische Blicke, wie des eines Kindes,
das nicht begreift, was nach ihm greift.
Der Abschied naht,
der Rosenduft war mir noch nie lieblicher
und einen Strahl dieser Lieblichkeit werde ich mitnehmen
und euch sodann, meine goldenen Honigblüten,
noch heller entgegen, als es mir bislang verboten war.

6/22/2012

Der Fluss in meinem Tal

Du bist der Fluss in meinem Tal.
Größere gibt es, größer als Du es bist,
reinere gibt es, reiner als Du es bist
und tiefere gibt es, tiefer als Du es bist.
Doch nur Du bist der eine Fluss in meinem Tal,
nur Du bringst die Schwellung in meine Brust zurück.

Dürre überfiel lange schon meine Felder,
verlassen und von der Sonne erschlagen
zerschellen meine Träume auf ihrer Haut
und kaum Einer bemerkt dies.

Deine Schritte kamen mit jedem Deiner Worte,
sie tropften in die Furchen,
bis ein seidenblauer Teppich aus ihnen wuchs.
Er ist nicht groß wie andere,
Broken fielen herab und verengten das Tal.
Er ist nicht rein wie andere,
Trübsal wird noch weggeschwemmt.
Er ist nicht tief wie andere,
meine Worte die fielen,
schlicken zu einer undurchdringlichen Masse.

Du bist der Fluss in meinem Tal
und nur Du und ich, meine liebste Poetin,
meine Netze in Deinem fließenden Kuss,
bringen die Tiefe wieder zurück.

Dieser eine Moment

Dieser eine Moment,
so kurz in seinem flüchtigen Blick
und doch anhaftend an der Ewigkeit.
Dieser eine Moment,
wenn du in die eine Welt eintauchst
und alles verstummt
und alles verschwimmt.
Dieser eine Moment,
wenn er lächelt von deinen Lippen
und die Freiheit begrüßt,
wie sie noch nie zuvor
an Wimpern wie zwei Schmetterlinge prangte.
Dieser eine Moment,
ach dieser eine Moment,
ich liebe diesen einen Moment,
wenn Augen miteinander Sprechen
und Atmen, ohne sich zu berühren Küssen
und umarmen und zusammen,
wie entgleistes Glück,
zu ihrem Bahnhof zurückkehren.
Und dieser eine Moment,
rosige Insel mit duftigen Trauben,
erblicke ich dich flackernd und beinahe zerrissen,
werde ich wieder durchtränkt
meine Hände und Knie
in dein samtes Weiß versenken.
Und dieser eine Moment,
wird meine Zuflucht, mein Zuhause,
bis der kurze und flüchtige Blick
wieder weiterreist.

6/19/2012

Abgrund

Manchmal steige ich ab,
in mein Finsterloch, Schweigen, Stille,
in meinem Abgrund stolzen Zorns
und nur mühselig komme ich herauf,
mit Fetzen anhaftend, was ich nur finden kann
in der Tiefe meines Seins.

Was kann ich schon finden,
in meinem sumpfigen Fleisch?
Trübe Wasser, Stimme der Stimmen,
das mein Fleisch schluckt
und durch meine Fenster wieder zurückwirft.
Was meine wunden Augen sehen,
wenn ich nichts sehe.

In meinem Abgrund werde ich nicht finden,
was für mich oben niedergelassen wurde,
vielleicht ein mit Tau behafteter Lilienduft,
ein küssender Blick,
noch tiefer als die Nacht, meine Nacht.

Doch ich fürchte mich davor,
mich nicht in meine Dorne fallen zu lassen,
ich fürchte mich meines Wortes, das dann kommt,
um womöglich dich zu verletzen,
denn es ist geladen mit Bitterkeit
und Sehnsucht, gesponnen aus blauem Gold.

Wirst du mich anlächeln,
wenn meine Zunge dich beißt
und zugleich dir die Rosen reicht?
Oder brichst du deinen Schlüssel in Zwei
und begräbst die Reste im Schoss der Meere?

Liebe mich nicht, behalte dein Lächeln,
denn ich bin verletzt.
Denn trete ich dir verletzt gegenüber,
verletze ich deine Augen
und nicht mal deine Brust vermag es,
diesen harten Augenblick zu entschärfen.

6/18/2012

Hier sterbe nur ich

Ich liebe Dich nicht, solange ich noch lebe,
denn von Deiner Liebe gelange ich zum Stillstand meines Lebens.
Und vom Warten auf das Leben, kommt sie unerwartet,
die keuchende Liebe aus meinem nebligen Herz.

Und beschließt Du dann meine Augen zu schließen,
überreiche ich Dir den Ausmass meiner ganzen Liebe
und mit meinem Hass werde ich Dich blind lieben.

Aber vielleicht verschluckt der grauende Nebel,
das Schreckenstuch der Nacht, meine wärmsten Worte,
nicht klopfend durch meine vereisten Kuppen
an Dein bläuliches Licht.

Hier sterbe nur ich, wenn ich Dich liebe,
weil ich Dich liebe sterbe ich,
ich liebe Dich, Liebe, blindes Blut, Feuer aus Fleisch.


6/17/2012

Auf blanken Füssen

Mit dem glühenden Kuss noch in der Grube begraben,
sind die sonnigen Winde,
aber sie nähert sich euch, die Stunde der Zusammenkunft,
auf blanken Füssen kommt sie euch näher.

Das Gesicht noch mit deren Trübsal bedeckt, kommt sie gemach,
mit sehr schweren Schritten, kommt sie auf euch zu,
die Stunde der Zusammenkunft, auf blanken Füssen.

Ich weiß, gefesselt sind eure Handgelenke,
so wie Kabel, stramm am Telefonmast
und schwer ist das Gemüt
und noch schwerer wird sie, mit jedem Tropfen,
die ohne Unterlass auf die selbe Stirn klopfen,
doch sie nähert sich euch, die Stunde der Zusammenkunft,
auf blanken Füssen kommt sie euch näher.

Ihr durchwandert meine Gedankenwiese, Tag für Tag
und denke ich an euch, ist es so,
als würde sie ihre Schritte noch mehr erschweren,
die Stunde der Zusammenkunft, auf blanken Füssen.
Und sei es auch so, weiß ich dies,
dass ihr wie ein wankendes Rad umfallen werdet,
bevor sie euch erreicht.

6/15/2012

Du, die Sonne und der Himmel

Denke ich an Deine Lippen,
die sich in einen Halbmond formen,
auf Deinem himmlischen Gesicht,
kommt mir der Duft einer Rose in den Sinn.
Und lese ich ein Gedicht,
umschlossen von Gehör und Licht,
denke ich an Dich,
wie an eine blühende Insel,
zwischen dunkle, schreiende Wellen.

Ich ertrage Dein Schweigen schon so lange
und würde ich dann hören Deine Stimme,
dann wäre es so,
als sähe ich seit langem die Sonne wieder
und ich wäre verwundert darüber,
wie weit weg sie ist
und doch auf meiner Haut so nahe.
Und stünden auf einmal Deine Augen vor meinen,
dann wäre es so,
als erblickte ich seit langem den weiten, blauen Himmel
und ich wäre verwundert darüber,
wie weit und tief sie sind.

Ich weiß jetzt,
durch mein Leben habe ich mich selbst verloren,
irgendwo zwischen Geburt und Tod,
zwischen Lügen und Wahrheiten,
bin ich stehengeblieben.
Und irgendwo,
werden sie mich ein letztes Mal begraben,
diejenigen,
die mir die Sonne und den Himmel stahlen.
Und ich wüsste dann gern,
wenn ich dann zur Blume werde,
ob Du dann ihr die Sonne und der Himmel wärst.

6/13/2012

Es ist wieder Zeit

Dein Bildnis entsteigt der schwarzen Schattenmasse,
in die ich Deine Unendlichkeit meißelte.
Klagen strömen herbei, so wie Lachse stromaufwärts,
das Verlassene füllt die Morgenstunden.

Es ist wieder Zeit für den Abschied, immer wieder
wiederholt sich der Regen aus eisigen Knospen in mir.
Aus Dir entfliehen, durch mich hindurch, Krieg und Frieden
und kann nicht unter Deinen Schwingen hervortreten,
ich habe mich verloren in Deinen Flügen aus Gesang,
ich habe mich verloren in den Stunden,
wo Deine Küsse meinen Mund überfielen.

Der Sturm trug Dich ans scharfkantige Leid
und die Sehnsucht in Dir wurde immer schwerer,
die Angst eines verlorenen Seemanns kroch aus Dir empor
und schiffbrüchig versankst Du in Tränen.

Alles in mir ist nun Schiffbruch,
schwer beladen mit dunklen Mauern,
die ich nicht über Bord werfen kann.
Im Nebel meiner Kindheit, waren schon meine Flügel gebrochen.

Ich leugne es nicht,
dass ich das Steuerrad niederreißen möchte,
auf das mein Schiff zu Dir hinab sinkt.
Jetzt, wo Du die schwarze Einsamkeit bist auf fruchtiger Insel,
bin ich Dein Hunger und Durst zugleich,
die Trauer und Verfall im Angesicht Deines Wunders.

Es ist wieder Zeit für den Abschied,
die Trauben glühen noch über Deinem Grab,
mit der neu geborenen Morgenröte.
Es ist wieder Zeit,
Deine zerküssten Lippen und Lider zu verlassen.

Bald schon erwacht Dein Tag

Dann, wenn Du des Lesens mächtig bist,
schenke ich Dir meine Worte, damit Du mich nicht vergisst.
Und dann, wenn Du des Schreibens mächtig bist,
nutze Deine Worte, damit die Welt Dich nicht vergisst.

Der Sonne und dem Mond ausgesetzter Schulhof,
belebt bei Tag und verlassen bei Nacht, wird schon bald
mit Deiner Stimme singen und mit Deinen Augen,
neugierige Fische, den Spielplatz darauf säumen.

Stehst Du schon vor Deine Herzenstore?
Schreite nicht allein hindurch, wenn Du wirst geleitet
von Wissen und Unwissen, von Torheit und Hingabe.
Aber sorge Dich nicht Deines Weges mein Kind,
Bücher voll Schätze werden Dich bei Deiner Reise bereichern,
es liegt nur an Dir, sie Wort für Wort in Deine Hallen zu tragen.

Bald schon erwacht Dein Tag mein Kind,
wenn Dein letzter Mond Deine rosigen Wangen streicht.
Und schon stehst Du in unsrer Welt, mit all ihren Geheimnissen,
pflücke die Früchte nach und nach, nicht auf einmal.
Koste an jenem Apfel, und nippe an diesem Nektar,
du wirst die Welt schmecken, immer wieder von neuem,
wobei keine Welle das zweite mal durch den Sand laufen wird.

6/12/2012

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil du dann so weit in der Ferne bist.
Vielleicht hörst du mir von der Weite her zu,
aber meine Stimme fängt dich nicht ein,
es ist als flögen deine wogenden Wangen davon
und es ist, als verschlosse ein Kuss deine Lippen.

Mein Herz reist in allen Dingen
und so reist auch du in allen Dingen,
durchzogen meiner Herzenswabe,
voll Honig und der Süße, unverrückbar deines Herzens.
Du bist mein Herz in meinen Händen,
wenn sie doch nach deinem Körper suchen.
Du bist mein Herz in meinen verlorenen Blicken,
wenn sie doch unablässig nach der Stille unter deinen Lidern trachten.

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil du dann scheinst, von mir fortgegangen zu sein,
wehklagend wie ein Falter ohne Schwingen.
Vielleicht hörst du mir von der Weite her zu,
aber meine Stimme verliert sich im Irgendwo.
Ich möchte die Stille sein, hinter deinen Lippen.

Ich möchte auch zu dir sprechen, mit deiner Stille,
so klar wie ein Licht, umgeben von schwarzen Wänden,
so schlicht, wie die Farbe der Tinte.
Deine Stille gleicht der Sternennacht,
fern und wunderschön in ihrer Schlichtheit.

Es gefällt mir nicht, wenn du schweigst,
weil deine Ferne meine Schmerzen besingt,
als wärst du schmerzlich von mir gegangen, tief begraben.
Aber keine Erde kann dich aufnehmen,
denn du bist selbst des Lebens Essenz, hoch auflebend
und ich bin überglücklich, dass du noch lange da sein wirst.

6/10/2012

Mit dem Untergang der Sonne

All die Wahrheiten nicht aussprechen zu können,
die gereimten Tage, Verse voller Leidenschaft,
mit den Leid schaffenden erblassen zu lassen.
All das Glück nicht annehmen zu können,
von der Freiheit,
die Türe zu schließen und alles hinter sich zu lassen
und nicht mehr zurückzukehren,
als ließe man eine verlassene Stadt hinter sich.
Von der Freiheit,
sich nicht mehr wissentlich Ausrauben zu lassen,
die Faust zu erheben, mit der Sonne in der Hand
und Schlag für Schlag die Armut
wieder in die Rachen zu verbannen,
aus den die Flammen, so kalt wie dunkle Gewässer,
die Hoffnungen der Hoffnungslosen unter sich begruben.
All das nicht machen zu können, nicht
weil man nicht will, sondern weil man nicht kann,
wenn doch zu schwer sind all die Lasten,
die einem auferlegt wird,
Zeitlosigkeit, falsche Verantwortung,
leben, um ein seelenloses Leben am Leben zu erhalten.
Sind wir schon tot und wissen es noch nicht,
weil wir zu beschäftigt sind, uns Aussaugen zu lassen?
Wir sind über Nacht gestorben,
als unsre Sonne unterging und die Sterne,
nach denen wir jahrelang griffen,
nun auf uns herabschauen.

6/09/2012

Der Baum im Vergnügungspark

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
er ist alt, borkig und rau,
doch weder Mann noch Frau bemerken ihn.
Sie sind beschäftigt im Vergnügungspark,
sie eilen von Karussell zu Karussell,
ein jeder will der Erste sein,
am höchsten und am schnellsten sein,
indes der Baum im Vergnügungspark
in seiner Freiheit verhaftet ist
und weder Mann noch Frau bemerken ihn.

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
sein Schatten zeichnet seine junge Vergangenheit,
schaumig wie eine Wolke und gigantisch wie ein Berg,
trotzte er jeden Sturm und gewann an Größe,
mit jedem niederwachsenden Regen,
als käme er direkt von der Sonne.
Ein jeder will ein Großer sein,
so groß und weise wie ein Baum,
doch kaum ein Mann, noch eine Frau
wissen von der wahren Größe
eines Regentropfens.

Es steht ein Baum im Vergnügungspark,
er ist alt, borkig und rau.
Neid und Hass liegen wohl in der ängstlichen Hand,
sie schnellen zu den Wurzeln nieder
treiben das Leben in Zwei,
wobei die Enden,
endgültig in andere Richtungen wachsen werden,
doch weder Mann noch Frau bemerken das.

6/06/2012

Wieder bist du zurückgekehrt

Wieder bist du zurückgekehrt,
hast du mich gesucht und gefunden?
Ich hatte mich doch verabschiedet
von deinen goldenen Wellen und
deiner Hoffnungslosigkeit,
die mir wie ein süßer Spritzstrahl entgegnete.
Wieder bist du zurückgekehrt, zu mir,
ich habe weder dich gesucht,
noch nach deinem Namen verlangt.
Jetzt stehst du da, vor mir und
hast dich neu gekleidet.
Schaue dich nur an,
du musst der Spiegel der Götter sein.
Mit deinen Augen,
die die Meere und die Wälder beheimaten.
Mit deinem Haar,
das still und mit der dunklen Sanftheit
eines prallen Kastanienbaums wallt.
Mit deinem Lächeln,
welch Zauber auch die Lippen besprühte,
ich denke nicht daran sie zu entzaubern,
noch nach deinem Geheimnis trachte ich,
welches deine Lippen wohl hüten.
Mit deinen Gedanken,
die ich jeden Tag lese, ja,
nahezu inhaliere,
sie sind die wärmende Poesie,
meiner erkalteten Seele.
Jetzt bist du da,
ohne meine Netze nach dir ausgeworfen zu haben
und jetzt weiß ich nichts mit dir anzufangen,
außer einem versprochenem Tanz.
Jetzt bist du wieder da,
schöner und intelligenter denn je
und ich kann meine Augen nicht
von deinen nehmen und
möchte mich in deinem Haar,
mit Kastaniens Süße betäuben
und dein Lächeln, kann es sich nicht
auf meinen Lippen verewigen?
Wieder bist du zurückgekehrt, Liebe
und eines Tages wirst du wieder,
so wie du gekommen bist, gehen.
Und ich werde,
so wie du gegangen bist zusehen,
was du wieder von mir nehmen wirst.

Allmählich

Betrachte ich den blauen Himmel,
oder das Meer in meinen Erinnerungen,
berühre ich beim Feuer die unantastbare Asche
und das trockne Holz im Flammengewand.
Und all das bringt mich auf einem Mal zu Dir,
als wäre all das was mich umgibt,
eine Wolke weißer Pollen,
die mich geradezu Deiner Blütenwiese trägt.

Wenn nun aber meine Liebesblüte
in Deinem Garten nicht mehr wächst,
werde ich Deine Rosen
in meinem Garten auch nicht mehr begießen.
Und wenn Du mich jetzt allmählich vergisst,
suche nicht nach der Stimme,
die Deinen Namen noch vielleicht
wie ein dunkles Geflüster kennt,
denn allmählich werde ich Dich dann vergessen.

Aber entscheidest Du Dich allmählich dafür,
mich vom Rande Deines Herzens zu stoßen,
wo ich in ihrer Mitte verwurzelt bin,
so bedenke,
dass ich an jenem Tag meine Hunderten Blätter,
die meine Arme und Hände, Blicke und Gedanken sind,
allmählich ausbreiten werde,
um die Welt zu berühren,
dann,
wenn allmählich Dein Boden sich auf den Weg macht,
um andere Wurzel in seine Mitte aufzunehmen.

Doch wenn Du jeden Tag von unsrem Garten Früchte isst
und Du allmählich empfindest, was auch ich empfinde,
so kehrt all das Feuer wieder,
mit all der Asche und Holz im Flammengewand,
das mich mit einem Mal zu Dir brachte.

Eine ernste Sache

Zu lieben heißt zu leben,
also eine ernst zu nehmende Sache.
Wie eine Rose beispielsweise,
sie lebt, um der Liebe Willen
und lässt lieben, um des Lebens Willen.

Zu lieben macht das Leben erst lebenswert,
lebe die Liebe, so,
wie eine Ärztin,
die ihr Leben an das Leben widmet.
Und liebe das Leben, so,
dass du dafür aufrichtig bluten würdest,
wie ein gefesselter und mit dem Rücken
an der Mauer lehnender Mann.

So ernst,
als würdest du dafür auch für Menschen sterben,
deren Gesicht du nicht mal kennst,
unter deren Augensaum du nicht mal gestanden hast.

So ernst,
als würdest du, ohne jeglichen Zwang,
wissentlich für die schönste, atmende Sache
dieser Welt sterben.

So ernst,
das du mit Achtzig noch ein Pfirsichbaum pflanzt,
nicht der Nachwelt wegen,
weil du den Tod fürchtest und
dennoch nicht daran deinen Glauben schenkst.

6/04/2012

Unerträglich

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
so unerträglich,
wie die Unerträglichkeit in der Geduld
der Grashalme bei Nacht,
ist die seine des Glückes gegen.
Das sonnige Antlitz unsrer Mutter Erde,
die ihr letztes und schönstes Kind noch gebären wird,
am schönsten,
noch nicht erlebten Tag,
kann ihm ein ehrliches Lachen nicht mehr entlocken.

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
obgleich ihn das Glück küsst,
oder der Rosendorn ihn entzweit,
das Herz um sein Glück,
ist schon lange dessen Grab geworden.
Und die Trauben,
trocken wie sterbende Finger,
nur noch ein Schatten,
vom gestreichelten Glück.

Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden
und dort, wo ein jedes Licht stirbt,
endet gar das erlesenste Lächeln.
Er ist wieder ein unerträglicher Mensch geworden,
so unerträglich,
wie die Unerträglichkeit in der Geduld
der lang ersehnten Freiheit.