10/29/2014

Erklärung meines Durstes ihr

Du fragst dich vielleicht, warum meine Worte,
wie die Wellen an die selbe Küste,
zu ihrer Gestalt, zu ihrem Körper drängen?
Nun, meine Hände ermüden nie, werden nie satt
und meine Lippen rasten nicht und heben auf die Küsse,
die sich mehr und mehr vermehren.

Drum schmiss ich einst den Schlüssel des Käfigs fort,
damit meine Worte der Wehr fernbleiben und
der Fährte des geliebten Frühlings folgen,
wie das Wasser sind sie im vergeblichen Versuch des Netzes,
die Oberfläche und Temperatur zu fassen.

Und ihr Rosenleib ist nicht nur Gewächs,
das im Mondlicht oder schwindende Finsternis erwacht,
das ich jählings entdeckte, ohne zu wissen,
das ich rastlos nach ihr suchte.
Nicht nur Tanz in ihrer Bewegung ist sie, nicht nur
Spur des Feuers unter ihren Füßen,
sie ist das Land, das zu mir kam, um mein Heim zu errichten,
sie ist die klare Haut der hellsten Frucht meines Gartens,
Duft von Grün des wilden Holzes,
Duft von Äpfeln und Farbe des verborgenen Wassers,
wo tief hinsinken ins Geheimnis, die Früchte und Klänge.

Ihre Schönheit, ach ihre Schönheit, sie erhebt sich,
größer noch als die Sonne, von der Erde, sichtbar
für meine Hände und Augen,
für meine Worte die plötzlich kommen um zu gehen, Ebbe und Flut
und als meine Sinne sie vollkommen entdeckten, schauderte sie,
als fielen Regen aus Glasperlen in ihr.

Und wenn du weißt, wie ich loskomme von ihr, so schweige und
lasse meine Hände weiterhin das Feuer entfachen aus den Worten,
lasse meine Hände weiterhin ihren Körper in diese Zeilen schmiegen,
die ihr so vieles verdanken, mehr noch als ihre Berührung
mir bedeutet.
 

10/28/2014

Bienen, Blüten und Erde

Es ist so meine Magnolie, meine schöne Magnolie,
wie all die Bienen im Honigtaumel das Gold entzünden
und verschmelzen, wie all die Bienen im Honigtaumel.

Wie all deine trunknen Küsse, die einst die Erde besiedeln werden,
sich vermehrend und vermehrend, wie all deine trunknen Küsse.

Wie das strömende Blut offener Blütenschluchten,
die das künftige Blatt Millimeter um Millimeter 
mit dem grünsten Grün bekleiden,
wie das strömende Blut offener Blütenschluchten.

In Sehnsucht vorangetrieben von Wellen der Zusammenkunft,
wie die Welle im Ozean, werd ich hin zu dir gedrängt
und du, in deiner Zartheit, birgst die Meeresaugen,
mit denen ich die Küsten absuche, durch Staub und Erde,
wenn die eigenen Augen sich mit Staub und Erde füllen.

   

10/26/2014

Der Tod

Der Tod kommt und rührt an atmende Herzen,
er kommt an wie ein Gewand ohne Fleisch und Knochen, 
wie ein Handschuh ohne Finger und ohne Schmuck,
er kommt daher, schreiend ohne Mund und ohne Zunge,
dennoch durchbohren seine Hände, dorthin,
wo das Herz noch tönt, wie ein Zug voll Träume und 
sein Gewand, undurchdringlich wie ein Baum und
seine Stimme, ein Stahlwind lodernd wie Eisflammen.

Ich bin mir nicht sicher, ich weiß wenig, habe nicht viel gesehen,
aber ich glaube, seine Augen haben die Farbe von ertränkten Rosen,
von nass und Dunkel umschlossen, an das Grünste der Erde gebunden,
denn grün ist zuweilen des Todes Antlitz und
sein Blick ist grün dann, wenn er sie suchend durchschneidet und
düster wie der erbitterte Ozean sein Atem die Nebelhörner erweckt. 

Doch der Tod geht auch als Wind gekleidet durch die Welt,
schneller noch als der Atem, schneller noch als ein flehendes Wort,
nach letzte schimmernde Lichter suchend, tastet er ab die Erde,
durchkämmt die Wälder und Wiesen, Felder sowie Gassen und Stuben.

Der Tod ist im Wind und reitet auf den Strahlen der Sonne,
sie sind die des Todes Sinne, um die Reisenden zu finden,
der Tod ist die Nadel auf der Suche nach Garn und
er näht sich ein in die weichen Matratzen,
unter warmen Decken längt er gestreckt und wie so oft,
haucht er unerwartet einen dunklen Laut, der die Laken bläht
und die Betten segeln auf einen Hafen zu,
aus ausgedehnter Abwesenheit, mit einem Dämmern und Regen,
an einer verlassenen Küste, wo er wartend steht.

10/25/2014

Wache auf und höre

Und du, wie ein Sonnenmonat, wie ein andauernder Kuss,
wie Schwingenfeder oder Nachttaubeginn,
du Liebliche, du meine Leidleserin, meine Zärtliche,
das Licht der Oliven hat seine Schlafstätte unter deinen Lidern,
golden wie Weizenkronen und die genährte Taube baut
oft in dir ihre weissen Nester.

Geschaffen aus Woge in Flüssiggold und Sterntrauben,
dein rasender Pfirsichduft dehnt sich grenzenlos aus und
das bebende Brot, so nährend sind deine Worte mir,
sowie deine Hände, Töchter des fassbaren Lichts.

Ach wie gleichst du den längsten Küssen,
seine zitternden Ufern scheinen dich zu vollenden und
ihre Kräfte aus Rosaglut, aus unbegreifbaren Tiefen
pocht in deinen Regionen und steigt hellsingend auf.

Und dann, verjüngt sich mein Haar und Herz,
so plötzlich wie das trockne Gras unterm Regen und
meine vergängliche Form, meine herben Gelenke
stürzen betäubt nieder in gelösten Fäden,
wie entwirbelte Degen oder langsam auflösender Rauch.

10/24/2014

Du durftest nicht sterben

Ach, du durftest nicht sterben,
höre an die meine Worte, die dir glühend entgegenquellen,
die keiner dir sagen würde, wenn ich sie dir nicht sagte,
Nacht für Nacht unter volle Sterne, die, immer wartend auf dich, kommen.

Ach, du durftest nicht sterben,
weil die Sonne ich noch nicht für dich pflückte,
um damit die Meere für dich blutig zu färben,
weil die Tautropfen ich noch nicht sammeln konnte,
um sie nur für dich auf den Gräsern tanzen zu lassen.

Doch, du bist gestorben,
unter dem Himmel des Südens, der auf dich wartete,
während die Abendluft sich aufdrängte, wie pulsierende Lippen,
als ich die frühe Stunde anschnitt und die Rosenranken,
für das süsslaubige Lager, duftend nach Wald und der Farbe Lila.

Wer noch, wer bringt mich jetzt noch in deine Arme, wie gelbe Gerbera,
die wild zerzausten Rosen, Blüten von reinem Blut,
damit sie deiner Ordnung folgen?
Ach, du durftest nicht sterben.

Es sind deine Lippen, die an meinen nach Wildbeeren schmecken,
deine blanken Zähne, ihre Bissspuren rötlich glitzern in den Beeren
und trunken taumele ich umher unter deinen Augen hoch droben,
als der wilde Fluss plötzlich begann zu weinen und seine Stimme
immer sanfter wurde, reiner und klagender.
Ach, du durftest nicht sterben.

Die Witwe

Hinter der grünen Mauer aus wildem Wuchs,
so ärmlich das kleine Haus, gebrochen wie die Witwe
und keine Hühner auf dem verlassenen Hof, keine Katzen,
nur die Witwe, die mit ihren geschichtlichen Händen näht.

Nur die Witwe die näht, die müd gewordene Wäsche und
am Tage sind es die Blumen, die nicht selten zu ihr sprechen,
jedoch mit einer weißen Traurigkeit,
die ein jeder Frühling mit in den Knospen trägt.

Wie der regennasse Frühling und
auf den gläsernen Strassen vergängliche Diamanten,
mit Karmin auf ihren toten Lippen.
Für wen Frühling, für wen nur wirst du kommen?

10/23/2014

Die Gabe

Ich habe eine helle Gabe in mir,
die wie Luft, Sonne und das Brot ist,
ich habe eine helle Gabe in mir,
das Licht eines inneren Leuchtturms.

All die Menschen heißt sie willkommen,
von Gewittererstarrten und Liebgewandten,
sie ist so gebefreudig,
dass sie selbst dem Schmerz Einlass gewährt.

Wie das aufgeschreckte Laub,
das die heimatlichen Äste anschaut, lausche ich
und betrachte die Gärten, die da bunt erblühen,
wie mein stilles Herz, das zeitlich lange warten musste.

Und die Wellen fallen wie offene Arme,
sie fallen und überfallen die Strände mit Küsse,
bis die Frucht erzittert wie die Hand auf der Brust,
in einer Ahnung annaehrenden Sommers.

Meine Erdenwege beben jedoch mit jeder Frucht,
zerfressen von Neid, im geflochten Geflecht aus Unverstand
und im schwellen Schweigen der Gemüter
wirft das Licht meiner hellen Gabe noch höhere Fluten.


10/22/2014

Die Kunst zu Dichten

Zwischen Licht und Schatten,
zwischen Meeresböen und  Windreisende,
mit einem Herzen mit Augen ausgestattet und
Träumen, die nie von ihren Reisen wiederkehrten,
vorübergehend bleich und faltig die Stirn,
haben die, in wilder Witwentrauer um jeden Tag ihres Lebens,
nach jedem gläsernen Tropfen, den sie trinken,
wie im Schlaf und nach jedem Wispern,
den man erschütternd auffängt, geläutet.

Die gleiche nahende Trockenheit und
die gleiche Hitze, immerzu frierend,
eine zunehmende innere Stimme, eine schleichende Furcht,
als entblätterten sich Wände und Decken,
mit zitternder Gestalt von Dämonen.
Und zwischen alldem, ich, der erdrückte Diener,
wie eine rostangesetzte Klingel,
wie ein seelenloser Spiegel, dunkel zersprungen
in einem längst vergessenen Anwesen, ruchbesetzt und
des Nachts Gäste von Wein und Schnapsliebhabern.

Nach einer völligen Abwesenheit von Wiesengrün,
verlangte auf einmal der Peitschenwind an meiner Brust,
wo die Nacht niedersinkt aus unwillkommener Substanz,
mir das zerpflückteste meines Herzens ab,
das voller Pochen von Dingen in mir ist und
eine Bewegung ohne Halt, die nach einem Rufe eilen,
ohne Gesicht und ohne Namen.

























































Die Zeitreise

Wenn ich,
Sandkorn um Sandkorn,
in der Zeit zurückreisen könnte,
um von deinen Gaben für meine Hände
ein Mass zu bestimmen,
ich wählte deine fruchtige Ruhe,
deine Linien meines pergamenten Herz,
deine von Sternraum und Nacht bewachte Erstreckung
deiner weißen Pracht,
die lichte Energie und deine wogenden Augen.

Nicht die letzte Woge ist es,
mit ihrem bittersalzem Gewicht,
die ist es, die versteinerte Tränen zerbricht und
des laechelns Frieden erschafft,
der sodann mit einem Wimpernflug,
die ganze Erde umarmt.
Es ist die unberührte Macht,
der zentrale Volumen aller Liebeslieder,
die lebenerfüllte, reglose Einsamkeit,
nichts jeh gefangen zu lieben.

Und meine Arme würden eintauchen in deine Welt,
um emporzuheben einen Tropfen und
von seinem Verbleib nichts als ein Kuss zurückbleibt,
ein Hauch benetzter Blüte und
deine tiefe Energie scheint hinzugeleiten,
ohne sich aufzubrauchen,
scheint zurückzukehren zu deiner fruchtigen Ruhe.

10/20/2014

Dein Gesang

Das Meer kleidete sich neu in sein neues Schimmergewand,
der Himmel entließ die Nacht mit ihren unzähligen Augen
und durch alles hindurch schnitt dein Mandelname,
Stein um Stein, Kuss um Kuss,
bis ein orangegetönter Tropfen von einer Blüte fiel
von der grünsten Insel, wie von deinem Mund die Lieder.

Bedenke nur die Blumen, die die Narben der Steine verschlossen,
mit deinem brennenden Namen, Feuerpflanze, und selbst
der undurchdringliche Fels, die Wand der Welt, erkannte dein Gesang,
wenn er rundete seine kantigen Lippen und alle Dinge auf der Erde,
die Zeit, das Meer, die Insel, das Leben, die Gezeiten, der Keim,
der langsam öffnet seine Lippen in der Erde, alles erkannte dich, dein Gesang.

Deine Liebe war geboren, jedoch nicht im Wind, nicht in der Nacht,
sie war geboren als deine Lippen zueinander fanden im lichte deiner Melodie
und gehe ich heut über steinerne Wege, ist es dein Name im Gesang der Lilie,
die aus dem Felse wächst, als kanntest du nie das Geheimnis der Zusammenkunft.
Zusammen sind wir gewachsen, doch wir wussten es nicht, wir wussten es nicht,
wir verkannten die Lieder, die mit deinen Lippen verstummen sollten.

10/19/2014

Fliehe, gehe weg, erlisch

Nehme mich auf in dein Nest aus Traubenzart und Liebkosung,
begehre mich, umklammere mich, wie ein Tiger seine Beute.
Ach die Weintropfen im blühenden Schatten deiner Augen,
die Himmelsstürze, die Triumphe, die tollen Fiebersprünge,
all das wollt ich erleben, aufrecht rufend ich liebe dich, liebe mich.

All meine Pläne und Visionen aus Feuer in der Nacht,
alles Sternenwimmeln, schnelle Traumzüge, nächtlich fort,
alles, Rose, meine brennende Stimme in den Winden, fällt und fällt,
die Flammen fallen, sterben im unendlichen Dunkel.

Ach Rose, du wusstest, so müde bin ich, so müde und fliehen sollst du,
gehe weg und erlisch, halte nicht fest meinen fruchtlosen Kopf,
Peitschen des Frostes haben mir schon die Stirn zerstriemen und
meine Müdigkeit soll dich nicht geißeln wie die Meeresböen,
fliehe, gehe weg, erlisch, mein Herz soll dich nicht vereinsamen.


10/18/2014

Die Strassen

Abend für Abend gehe ich die dunklen Strassen entlang,
führe mein Daemmersein, das eines sterbenden Sterns, spazieren,
dieses Gefühl benetzt meine Lippen und entstrahlt meine Augen
und in meinen Gedanken das Abbild einer fruchtigen Insel.

In den Gelächtern der Strassen leistete ich mir das Vergnügen,
in allem was ich sah, die glücklichsten Seiten zu entdecken,
im Lauschen, in den Gesichtern, in den Augen und Lippen,
in den Menschen, junggemütlicher Naturen.

In diesen Strassen laufe ich umher, mit meiner eignen Traurigkeit überzogen,
immer der Erinnerung nach, im Herzen immer mehr Klagelieder wiegend,
die Wunden sich noch mehr vertiefend aufschreien, die immerdar bluten,
wie eine ausgerissene Blume, die im Schmerz nun Wurzeln schlägt.

Diese wogenreichen Strassen, die in meiner Anwesenheit verlassen sind
und die ihren Zauber entgegen meiner Sinne entledigt haben und
dieses ewige Gefühl, dieses pesten Fleckes, der Takt in meinem Herzen,
der Schimmer meiner Lippen, das Schwarze meiner Augen.

10/17/2014

Hier liebte ich dich

In dem dunklen, angrenzenden Wald kämmte sich der Wind,
schwach schimmerte der Mond über streunende Blätter,
Tage, wenn auch alle Hetzer sich glichen,
hier liebte ich dich.

Hier liebte ich dich,
im Nebel, wenn er sich tanzend um dich herum auflöste,
plötzlich wie die Möwe, die aus der sinkenden Sonne schoss
und allmählich füllten sich meine Segel über hohe Sterne.

Manchmal erwachte ich vom Traum zerrissen und meine Seele nass,
von weit her kam die Nacht und wir ertranken in ihr,
doch hier war der Hafen, fest angetaut an deiner Hand,
hier liebte ich dich.

Hier liebte ich dich,
am Horizont, der dich zuweilen unter sich begrub,
unter und zwischen all den kalten Dingen, die Küsse einfroren,
gar auf Schiffe, die mich fort trugen, dorthin, wo niemand ankam.

Ich hatte mich vergessen, wie alte versunkene Anker, du erinnerst dich,
an traurige Bergspitzen, wenn der Abend dann anlegte und
quälend verzehrte ich mein Leben, sinnlos hungrig, denn
hier liebte ich dich.


Mein Kind

An meinem Schwarzhimmel bist du die glühende Wolke
und deine Art und dein Sein sind so, wie ich sie einst wünschte.
Du bist mein, mein Kind, mit lieblichen Farben,
in deinem Leben leben Träume, die niemals welken.

Das Licht meines Herzens leuchtet sanft an deinem Körper,
mein trübes Wasser wird klarer, kommt es an deinen Mund,
ach Schneiderin meines Atems, der mich süß bekleidet von innen,
in meinen Träumen sind wir eingenäht ans Licht des Himmels.

Du bist mein, mein Kind bist du, schreibe ich in die Winde
und der Sturm reißt meine Stimme aus dem Dunklen.
Wanderin, Wege machend auf dem Grund meiner Augen,
hier ist alles rastlos wie das Wasser, der Nachtkuss deines Blickes.

Im Netze meiner Gedanken bist du gefangen mein Kind und
meine Gedankennetze sind so weit wie der Duft deiner Haare.
Meine Herzensblüte keimt auf am Ufer deiner Meeresaugen,
in deinen Händen, Schwingen aus Honig, beginnt der Geschmack des Traumes


10/16/2014

Wieder für E.G.

Aus suchenden, zu Boden fliehenden Blicken,
aus heimlich sich eingrabenden Blaettern,
aus Wasserhaut ohne Glanz, gefüllt mit Leere,
so erschienst du mir des öfteren, wie gezeichnet auf Trockenheit.

Aber im Gleichschritt deines Ichs ist das Schimmern von Schwingen,
der Ausbruch von Faltern und ihr grenzenloses Leuchten.

Du kamst her vom Licht, von durchbrechendem Wesen die Spur,
die beim Schlafe, die Verlassene der Sonne auf die Trauben wirft,
vom Tupfer der Augen verfaerbt, mit dem Ziele, gleich der Honigbienen,
geht dein Wesen, vor unbekanntem Feuer fliehend voran und
folgt dem Tag, seinem noch ungeborenen Gold hinterher.

Beinahe lautlos, ziehen die angehaeuften Tage vorbei,
aber sie sinken ins Tiefste deiner Stimme, an das Hellste.
Oh Rose, Trunkentropfen, Herrin des Tages bei Nacht,
auf deine Schönheit gründen Könige ihe Traeume.

Zuweilen steigt die Bitternis deinen Traenen auf,
wie vorüberziehende Küsse, aus Schwalben in den Traeumen
und freudlos Blass sind ihre Bewegungen, kraftlos treibend im Fluss,
doch plötzlich dehnt sich dein Herz, die Erde bestimmend und
schneiderst ein Gewand, jenseits des Streites der Tage,
für kalte Seelen im welkem Antrieb.

10/14/2014

Blüten und eine schlichte Geschichte

Ich erinnere mich noch,
ach, deine braunumschlossenen Augen,
wie innen von reifem Honig erfüllt,
dein ganzer Körper wie ein duftender Garten,
deine Stimme wie eine weisse Wolkentaube
und allein deine Verzückung,
als wenn ein Blitzstrahl mich durchdringt,
als wenn ein Dolch, mit der Form deiner Lippen,
zum Blute meiner durchdringt und
jeden Tag von neuem,
bist du dem Ozean entstiegen,
als kaemest du vom Schiffbruch, verwundet
und von Wunder erfüllt.

Das sind die Blüten meiner Erinnerungen,
kleine Knospen, die plötzlich da sind,
wenn ich im Bus und Zug reise,
zwischen all den Gassen und schattenkühlen Strassen.
Ich sehe dich, wie du meine Zeilen liest und
deine zerrissene Lippen wieder lebendig laecheln,
dein reines Wesen, in das alles Schöne
wie ein Sturm fuhr, ohne dich zu zerstören,
jeden Tag aufs neue, kleine Rose.
Demütig menschlich und hochherzig arm,
so sehe ich dich, wie du bist,
eben keine flüchtige Rose.

Ach, kleine Rose,
nur ein kleines Feuer zittert in mir,
die grossen Flammen habe ich im Leben,
wie zu schwere Aeste, abgeschlagen und
nichts als eine schlichte Geschichte
könnt ich nur noch belichten,
wie die schlichte Liebe zweier schlichten Menschen,
nicht anders als ein schlichter Atemzug.

Unsere Heimat

In unserer Heimat gibt es Berge und Flüsse,
in unserer Heimat gibt es Waelder und Steppen.
Unsere Erde, unsere einzige, grenzenlose Heimat
und nur hier steigt die Nacht den Berg hinauf und
der Hunger den Fluss hinunter.
Kommt mit in die Waelder und horcht
wie die Klagen dort nie verstummen,
sie kommen über die Steppen,
von den Dörfern und Staedten und
naehren sich an den Wurzeln.

Wer sind sie, die dort leiden?
Es sind leidende unserer Heimat,
wir sind es, die leiden und Leid erschaffen,
sie gehören zu dir und zu mir.
Unser Volk, unser grenzenloses Volk,
zwischen Berge und Flüsse,
zwischen Waelder und Steppen,
voll Hunger und Schmerzen,
sind es satt allein zu kaempfen,
sie warten Freunde, sie warten auf uns.

Denkt an eure Liebsten, die ihr so liebt,
denkt nur daran, wie hart sie sein kann, die Liebe,
aber sie entschaedigt euch auf ihre samtenste Weise
und hart wird der Kampf ums Leben immer sein,
hart und naehrend wie der Weizenkorn,
doch sie kommt mit, mit ihrer samtensten Entschaedigung.

Gegen das Vergessen

Damals wurde das Blut
bis unter die Wurzeln vergossen,
es wurde verborgen und bis heute verleugnet und
nur der Regen wusch es von der Erde,
die Sonne frass es in den Sand und
des verfolgten Volkes Tod war,
wie er immer gewesen,
niemand ist gestorben, nichts,
als ob Steine auf die Erde fielen,
oder nur Regen auf Wasser.

Von Nord bis Süd,
wo sie die Toten verstümmelten und verbrannten,
sie wurden in der Finsternis vegraben oder
in einem dunklen Schacht angehaeuft und
ihre Knochen gar in den Ozean geworfen.
Niemand weiss, wo genau sie heute sind,
sie haben kein Grab, sie liegen
um die Wurzel des Landes herum verstreut,
ihre vor den Kugeln schutz suchende Haende,
ihre zerschossenen Herzen,
das Laecheln der Armenier,
der Frauen und Kinder, Vaeter und Brüder,
die Feldherrn des Schweigens.

Niemand weiss,
wo die ermordeten Leiber verscharrt sind,
aber gegen das Vergessen
wird das Blut zurückgefordert, das einst Vergossene,
gegen das Vergessen des Volkes,
obwohl dieses Verbrechen inmitten des Landes geschah.

10/10/2014

Nicht leiden hast du mich gemacht

Bitte sorge dich nicht,
nicht leiden hast du mich gemacht,
nur hoffen auf unsre Zusammenkunft.

Damals in den Stunden der Wirrnis
aus Dunkeltau und ermordeter Musik,
als der Lebensmut mir niedersank
und ich ertrank, kamst du gegangen,
kamst du nackt und zerschunden,
gelangtest blutend bis an mein Bett,
meine Braut
und wir durchwanderten die ganze Nacht,
schlafend und als wir die Nacht durchbrachen,
warst du unversehrt und
kein Blut mehr verdeckte deine Schönheit,
als haette der Wind unseres Schlafes
frisch entfacht das Feuer deines Haars und
in Honig und Silber getaucht deinen Körper,
bis er schimmernd erstrahlte.

Nicht leiden hast du mich gemacht,
bitte sorge dich nicht, meine Braut,
ich warte nur auf dich,
bis die Ewigkeit mich wieder dir schenkt.
Nachdem du berührtest die Meereszonen meiner Brust,
musstest du schon hervorgehen aus dem Wasser,
rein wie ein Tropfen,
den eine heimliche Woge auswirft.

Meine Braut, sterben musstest du und
geboren werden wieder, dann in meinen Armen,
ich warte auf dich.
Ich leide nicht dich suchend,
ich warte nur leiderfüllt, auf das was ich verehre,
mit deinen Augen, mit deinen Haenden und deinem Mund.
Mit deinem Herzen warte ich,
das aufging an der Seite meines Herzens,
als waere es immer dort gewesen,
um mich zu begleiten, zu dir,
um mir den Weg zu zeigen, wohin dein Herz gehört.

10/08/2014

Die Resignation

Ich habe mich der Erde ergeben,
all dem Grün, Gelb, Blau, Ernten,
Gebirge, Blaetter und Weizenfelder
und wenn ich sodann erkaelte, wie der Herbst,
bist Du es, die sich mir naehrt,
für mich ist es Dein Haar,
das ich wieder atme.

Ich sehe den Spiegel
aus altem zerbrochenem ich,
aber berühre ich die steinerne Narbe,
so antwortet mir Dein Körper,
meine Finger erkennen plötzlich und
erschaudernd Deine warme Süsse,
ich bin Dir nicht mehr fern.

Unter den Helden gehe ich umher,
denen, die im heutigen Sturm
ihre Rose und Magnolie zu schützen wissen,
durch das Feuer und den Staub und
hinter ihnen, stumm,
mir bekannte kleine Schritte,
die in mir, mit mir, verloren gehen.

Ich habe mich der Erde ergeben,
wie der alte Baum,
mit der Wurzel ausgerissen und
aus den gequaelten und dürstenden Wurzeln,
bist Du es, die noch immer ihre Schmerzen
mit den Traenen versucht zu stillen.

Und kommt der Schlaf,
um mich auszustrecken und
in mein eignes Schweigen mich zu führen,
erscheint eine grosse, weisse Sonne,
die meinen Schlaf zudeckt und
die Strahlen fallen ihr ab,
fallen wie Messerklingen auf mich,
auf das ich verblute und
jede Wunde hat die Form Deines Mundes.

Über die Liebe

Die Liebe ist ein harter Strick,
der uns fesselt und verletzt und
wollen wir unserer Wunden entrinnen,
uns gar trennen,
so schlingt er uns einen neuen Knoten
und verdammt uns,
dass wir zusammen leiden und verbrennen

Wir schauen uns an und
finden an uns nichts als zwei Augen, wie alle Augen,
Münder, wie alle Münder, die wir küssten und schöner waren,
einen Körper gleich denen, die sich an unsre schmiegen,
ohne farbige Erinnerungen.

Und wie leer gingen wir durch diese Welt,
wie ein rissiger Tonkrug,
ohne Luft, ohne Laut, ohne Inhalt.
Wir suchten vergeblich in uns
eine Tiefe für unsre Arme,
die unentweg graben über und unter der Erde,
unter unsrer Haut, hinter Augen,
nach sowas wie einer goldenen Seele suchend,
doch nichts.

Warum nur, Liebe, warum nur ein spaerliches Rieseln
unter der glaesernen Brust,
das nicht weiss, warum es singend dahinrinnt?

10/06/2014

Die Wanderung

Ich habe zwei Haende,
sie haben vielleicht schon die Haelfte der Welt gemessen,
haben Stein auf Stein gestapelt, aus Getreide Brot gewonnen,
haben Frieden und Krieg gemacht,
haben die Meere und Flüsse belauscht und
sie haben gesehen, was den Augen blieb verborgen.

Doch als sie hingingen über dich, meine Schöne,
Vogelgesang, kleine Lerche,
so kamen sie nie zu einem Ende, hielten inne,
waren benommen von deinem Elfenzart und
als das Licht deiner Haende meine erwaermte,
war mir klar, du warst mein Hort, reicher und
unermesslicher noch als das Meer mit seinen Trauben.

Und weiss warst du, blau und weit wie der Himmel,
wenn er zum verweilen einlud.
Und so verweilte ich in diesem Stück Paradies,
zwischen deinen Füssen und deiner Stirn,
verweilte ich, wandernd und wandernd,
dein kurzes Leben lang.

10/04/2014

Verlassen und heimlich verwundet

Als du flogst, gekleidet in Pfirsich,
als du lachtest ein Lachen wie Runden des Regens,
als zum Singen Seele und Lippen,
Kehle und Haende du schütteltest,
konnt ich sterben für die Süsse, die du warst,
konnt ich sterben beim Schollenmeer,
wo du zur Mitte deines Herzens lebtest.

Und sterben könnt ich nun bei den Friedhöfen,
die wie verkohlte Flüsse fliessen,
mit Wasser und Graebern,
nachts zwischen ertrunkene Lilien.

Flüsse voll wie Augaepfel von gepflückten Seelen,
fliessend todwaerts mit marmornen Namen
und geistigem Duft und Klagelied und
sterben könnt ich, um dich nachts zu sehen,
im Anschaun des Horizonts überfluteter Kerzen,
stehend und weinend.

Denn am Fluss der Stummen weinst du,
verlassen und heimlich verwundet,
weinst du weinend, mit Augen
erfüllt von Traenen und Traenen.

Die blühende Wunde

Und Rosen trug ich in des Tages Morgenröte, zu dir,
da ich mit Sehnsucht und Kraft den Pfad erstieg,
wie Nazım einst wollt ich meine Liebe wagen,
als er einst seiner Liebste Verse hat geschrieben.

Dich nur lieben wollt ich und entdecken zu allen Stunden,
dich lieben mit den tristen Wurzeln meiner Erde und
wegwerfen die Rosen meiner blühenden Wunden,
damit dein Leib das Dunkle erhellt.

Sodann haett ich betrachtet mit abwesendem Blick
deine verstummte Schönheit, deine Straehnen,
deiner Haende Samtheit und Rosengarten aus Verdruss,
der im Licht verglühte.

Des begehrens Rosen wollt ich dir wie einst Nazım geben,
als er in seiner Zelle in Schwaeren lag, auf Tod und Leben
und seit langem wieder den Himmel sah, wie er in Blau erblühte.

10/03/2014

Kleine Welt

Beschau ich durch die Fenster
die langsam vergoldene Welt,
Liebste, so sehe ich dich,
die Waelder auf deinem Haupt,
die Brüste, Schnee und Weizen weit,
dann deine Honigtaille,
flinke Flüsse, pulsierend,
sanfte Hügel und Wiesen und
im Frost des Südens schliessen deine Füsse.

Berühre ich dich, Liebste,
so gleiten meine Haende
nicht nur über den Liebreiz von dir,
auch über Zweige, Früchte, Felder,
Wasser, den Frühling, den ich liebe,
über den Mond der Wüste,
die Brust der wilden Taube,
über die Samtheit jungfraeulicher Straende,
durch das Wasser des Meeres oder der Flüsse
und das rötliche Dickicht aus Buschwerk,
wo der Durst giert und wo der Hunger lauert.

Liebste, sehe ich dich ruhen, ausgestreckt,
seh ich in deiner Haut, deiner Haferfarbe,
die Erstrebung meiner Liebsten.
Von deinen Schultern
schaut mich an der Kunstzeichner
aus dem sengenden Sinop,
mit perlendem Schweiss bedeckt,
aus deiner Seele singen
Fischer mit ihrem Geheimnis,
zitternd in kalten feuchten Haeusern
am Meeresufer.

So entlang deinem Körper,
kleine Welt, du, meine Liebste,
unterbrechen die Laender und Völker
meine Küsse und deine Schönheit
zündet nicht nur das Feuer an,
das unaufhörlich mein Herz beflammt,
sondern auch das,
welches mich immerzu ruft und
durch dein Leben mich mit deinem Leben
mich beschenkt, das mir gefehlt hat und
zu dem Geschmack deiner Liebe fügt sich
das Brot, der Kuss der Welt.

10/02/2014

Befreit mich

Befreit mich von mir,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele.
Ich bin das was stöhnt, was Feuer spuckt,
das was nichts als Leid verbreitet,
befreit mich von mir, ich will das nicht sein.

Helft mir, aus mir auszubrechen
durch diese eisigen Tore, so dick wie Fels,
mit euren Seidenschultern reisst aus die Ankerhaken
und den Schlick, was einst mein Herz war,
befreit mich von mir,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele.

Unbegrenzt wollt ich sein und mich sternwaerts erheben,
doch bin ich irgendwann gefallen und habe viele mitgerissen,
habe ihre samtenen Körper unter mir begraben,
bis sie alle schwiegen, bis mein Herz mit ihnen schwieg und
teilhaben kann ich nicht mehr mit ihnen, was sie berühren,
was sie sehen, wie sie lachen, wie sie weinen.

Ich habe das Beben meiner Flügel ersterben lassen
und es kann nicht sein schreie ich immer wieder auf,
weinend und stöhnend, es kann nicht sein, es kann nicht sein
und trauriger sind seither Deine Augen, es tut mir leid, so viel leid.
Befreit mich von mir, ihr reinen Menschen,
raus will ich aus meiner schwarzen Seele, ich will das nicht sein.

10/01/2014

Danke

Danke, meine geliebte Frau, die du an grauen Tagen
die duftende Note deiner Farben setzt
die glänzenden Augen eines jugendlichen Honigs
auf trockene Furchen meines vernarbten Herzens.

Danke, meine geliebte Frau,
danke für diese lebendige Minuten der Regung,
die mir immer ein Fenster voll Sonne öffnen,
zwischen den Türmen meiner verzerrten Jahre.

Aber wem danke ich dafür,
wenn du morgen zum Schweigen wirst,
wenn ich nicht mehr auf dich warten muss,
im verschlossenen Garten, der dann
seltsame Blüten tragen wird.

Aber ich danke dir, meine geliebte Frau
danke dafür, dass du immer wieder
zurück kehrst
mit deinem Lachen auf meinem Lachen
mit deinen Tränen, die meine Wunden füllen.