10/07/2015

Ihr könnt nicht leben, ohne dahinzusterben

Wie die Ströme schlafen wir des Nachts
ein ständiges Durchbrechen und
die schwimmende Nacht treiben wir voran
all die Stunden der Helle heben wir empor
befüllen die Bilder wieder mit Farbe
die das Grau vertrieb.

Steigt auf durch die sandigen Stufen
Sandkorn um Sandkorn hinauf
zu den Kellerverliesen
und auf den Strömen berühren wir
was nur die Sonne in der Blume
die noch nie erblühte, spendet
das versunkene Antlitz der Erde.

Die Erde ist ein Obelisk aus verstummten Augenlidern
verbunden ewiglich einander und
angehäuft in einem Wirbel von Unklarheiten
in einem Salz umgeben von Salz
in eines begnadeten Herbstes Farbenfinale.

Ihr
habt nie am Wegesrand berührt
was die Wurzel und der Regen beschwört
zwischen den eisigen Lichtern das Fest
die große Wärme der kühlen Bäume
ihr seid nicht eingedrungen in die Essenz mit mir
die das Erdreich verborgen hält,
ihr seid nicht aufgestiegen wieder mit den Klagen der Toten dann
Spatenstich um Spatenstich, krustiger Erde Stufen
bis dass die Strahlenküsse des Taus erneut eine Feigenblüte bedecken.

Ihr könnt nicht leben, ohne dahinzusterben im zerrupften Gewand des Glücks
ohne die hinabgestürzte und verwundete Wasser zu berühren und
der Zeit unendlichem Schmerz abermals trotzen.


10/04/2015

An die Applaudierenden

Viele Menschen werden noch ankommen
und viele Menschen werden auch kommen
um sie zu begrüßen.

Applaudiert diesen Menschen nicht zu,
als hätten sie einen Preis gewonnen,
denn das Gegenteil ist der Fall.
Sie haben ihre Heimat verloren, ihre Sicherheit,
die Geborgenheit in Arme und Augen,
diese Menschen verloren Freunde und Familie
auf unvorstellbare Weise.

Reicht eure Hände, drückt sie fest und ehrlich,
gebt ihnen Wärme und die Aussicht auf Hoffnung,
zeigt diesen Menschen, dass sie willkommen sind,
lasst es sie spüren.

Ein Applaus ist hier fehl am Platze,
denn ihr dornverhangenes Leid steckt tief in Fleisch und Herz
und das Leid vollbrachte einzig sein Werk.

Ich applaudiere nicht!

Weder ein Konzert noch ein Theaterstück durchläuft meine Augen,
Ich sehe Menschen, die unermessliches Leid durchleben,
das gefällt mir nicht!

Ich sehe eine weitere Ebene der Intoleranz die sie betreten haben,
auf feste Straßen, auf wackeligem Fundament,
nie wurden diese losen Steine sinnvoll ersetzt,
das gefällt mir nicht!

Ich applaudiere nicht!

Es gefällt mir nicht, dass inmitten des Umbruchs
die Hammerschläge nicht erzittern.

Wir haben genug Platz und reichlich Nahrung,
geben wir ihrer Würde einen Nährboden zum wachsen.

9/22/2015

Flucht (2)

Hastige Tätigkeiten, rauer Glanz zwischen den Augen
und die Zahnräder greifen wieder ineinander,
zufriedene Illusion.
Meine Liebe, sie erkennen ihre eigene Flucht nicht,
sie erkennen nicht die Strassen wieder die sie bauten,
lichter Horizont in der Finsternis und
die Sonne im Herzen regnet still.

Klagende Hände und hungrig ist der Gedanke
und die Nachrichten berichten nichts neues,
Krieg und Flucht, Tod und Verrat,
Revolution und Versagen
und hungrig noch ist der Gedanke.
Von Gewohnheit zu Gewohnheit steigt auf das Gift,
Kneipenphilosophie von der Morgenröte und
Stammtischquadrate kleinkariert und
täglich verdichten sich die Narben am Herzen.

Wie auch nicht zur Freude gelangen wollen,
wenn auch die Hast keinen Stillstand kennt,
das Salz nicht den Honig,
die sichere Süße im unsichtbarem Verlies.
Sie erkennen ihre eigene Flucht nicht,
im Gleichschritt steht jeder still,
ein unersättliches Verlangen nach Nichtigkeiten,
was in der Verzweiflung der Kinder
welches Maß an Wert gewinnt?
Schäumendes Feuer und dumme Klugheiten,
nichts weiter.

Ein Entmenschen des Menschen trifft hier zu,
während die Spaßfabrik ihr Ziel nicht verfehlt,
wie ein entschlossenes Schwert
zwischen Geschrei und Jubel,
zwischen frierende Körper und schweißnasse Brüste,
oh nein,
sie erkennen ihre eigene Flucht nicht,
in Trachten aus Leder und Verlogenheit,
in geborgene Arme der gekrönten Frechheit.

9/15/2015

Du lebst

Deine Arme werden Musik,
ein wenig Traum und
Fischer meiner tiefsten Empfindungen,
sie bringen ans Licht, an das Deine,
was die Unerträglichkeit verlangt und
wie die Freude einer Umarmung,
brechen auf Deine Finger das Brot,
die seltsame Ruhe zwischen Kruste und Teig,
die verschwiegene Stimme in jedwedem Tropfen Salz.
Deine Arme und Hände, sie tanzen,
Dein ganzer Körper, Wabe voll Honig, lebt.

Federveredelt steigt auf der Wind,
wie zart ist dieser Tanz,
meine Liebe, ich erkenne Deinen Duft,
meine Geborgenheit tränt aus ihrer Wunde,
die sichere Stille, ich erkenne sie tief in Deiner Haut,
ausufernd fließt alles hin zu Dir.

Ich könnte Dich nicht lieben
so wie ich Dich liebe,
liebtest Du mich nicht
so wie Du mich liebst, in dem Du lebst,
durch mein Herz,
aufquellend in deinem fruchtigen Brunnen.
Die strömende Musik in Deinen Adern,
rastloser Takt der Sonne, Feuer,
aus den sicheren Chören Deiner Berge entfunkelt.

Erkläre mir nicht den Duft Deiner Blume,
niemandem sollst Du brechen dieses Schweigen,
ich möchte mein Staunen und Wundern beihalten,
ich möchte leben wenn ich Dich erlebe.

4/21/2015

Dein Glücklichsein

Wie gelangte ich doch frierend und
zitternd vor Müdigkeit, rastlos eigentlich,
hinzu Deinem Glücklichsein,
die Knospe ward Nacht und
freudlos lösten sich auf die Sterne,
als das Meer wieder zu leuchten begann.

Ja, ich könnte sagen ich habe genug gesehen,
ich habe Dein Glücklichsein gesehen,
Deine Freude, Glockenklang, warmklare Verströmungen
und Schicht um Schicht entblättert sich die Blüte.

Wie verlangte ich doch nach Deinem Glücklichsein,
wo doch unverrückbar ist mein Durst,
denn ich trinke und trinke,
ich trinke Dich füllend,
um zu leeren meinen Durst, unverrückbar durstig.

Dein Glücklichsein, Tropfen Deines nährenden Stromes,
es verregnet mich und all die Freuden auf meiner Haut
haben die Form Deiner Lippen,
den frühlingsbehafteten Duft Deiner Haare,
sie geben mir Deine unverkennbare,
sichere Geborgenheit, ein Zuhause,
wo die Nacht vor den Fenstern
an Schwärze verliert.

Mein Sein ist Dein Glück und
ich bin, in Deinem Glück, glücklicher noch,
ich bin die Freiheit zwischen Ozean und Wolke
und gelange ich dann an Deine Augen,
tägliche Sonnen,
so schaue durch mich hindurch,
die Klarheit umrahmt meine Fenster,
jene, die ich auf den Stufen zwischen uns fand.

Flucht

Zwischen Stein und Gestein,
wo ist er, der Mensch und
zwischen Luft und Atem,
wo ist er da, der Mensch?
Vielleicht ist er das kleine Bruchstück
des zersprungenen Menschen,
die ausgerissene Feder einer gestürzten Taube,
der durch gefegte und lichtdurchflutete Strassen,
der in den alten Spuren,
durch die verblichenen Blätter des Herbstes geht
und die Seele zerstörend bis ins Grab.

Eilige Hände und Füße
und das Gesicht auf der Flucht,
so viel Leben aus der salzigen Rose, auf der Flucht,
das flüchtige Tageslicht, auf der Flucht,
der flüsternde Mond zwischen den Wellen, auf der Flucht,
sie befüllt sie innerlich wie der Regen und
jetzt legt, Blütenblatt um Blütenblatt,
die Regierung, diebisches Schattenwesen,
ihre dunkelste Nahrung in ihren leeren Mund.

Die Flucht treibt das Raue in ihren Schlaf und
ihre Augen klaffen wie schwarze Wunden,
ihre Erschöpfung tragen Mauern,
Stein auf Stein lasten noch in ihrem Schlaf,
nicht das Meer verschlingt ihre Müdigkeit,
es nimmt das ganze Leben,
Kelch um Kelch füllt sich das Meer unter Mühsal
oder wie im Schlaf  unterm Mond.

Ach, antikes Deutschland, gebrannte Braut,
alles in dir ist Schiffbruch,
zwischen Pest und Ratten bist du gewachsen,
zu himmelshohen Sphären und versankst
unvergessen im eigenen bräunlichen Sumpf,
derweil das Volk floh über Blut und Bombenkrater
aber der Hunger verfehlte sein Ziel nicht.
Eilige Hände und Füße
und das Gesicht auf der Flucht,
so viel Leben, das dem Metall entkam, auf der Flucht,
das flüchtige Tageslicht, auf der Flucht,
der flüsternde Mond auf gefrorenem Felde, auf der Flucht.

Mein Schlaf wird sanfter und
meine Augen schließen ihre schwarze Wunden,
denn Menschen sehe ich
im Geweb aus vergänglichen Höhlungen,
deren dorndurchtränkte Brust,
der Flucht ein schmerzgekröntes Finale bereit halten.

3/31/2015

Die Goldsucher in Kalkutta

Nun dann, die Sonne wechselt ihr Gewand,
wie eine rastlose Frucht erreicht der Mond die Gassen
und des Leben samteste Küsse zugewandt
ist das mit Gestank und Tod bekleidete Lächeln,
das hinabsteigt in die Gruben,
schwärzer noch als die begleitende Nacht und
Schweigen, Schweigen, der Mund ist gefüllt mit Schweigen.

Sohn, Vater, Bruder, menschlich ist dein Geschlecht,
Träumer und Visionär, farbig ist dein Traum,
Zeichner des Lebens, beschriebenes Blatt,
wann wurden deine Hände zuletzt geküsst, Goldsucher?
Welche Hände drückten zuletzt die deine,
für Dank, dafür, dass in Geschmeiden sie sich strecken
und mit der Kanalisation nie eins wurden?

Ich küsse deine Hände, Goldsucher,
nicht für Gold, ich küsse deine Hände,
weil sie die Nacht nicht nach Hause tragen,
sie tragen Brot und Früchte,
Wasser und die Milch, schmerzliche Weisheiten,
sie tragen die Sonne in Augen,
die der Hunger schon weitete.

Reiche mir die Hand, Goldsucher,
lasse meine erzittern und verschließe deine Wunden,
die der Salpeter und Quecksilber zurückließ,
verschließe diese Lippen, die niemals küssen werden,
die nur den bitteren Geschmack des Goldes kennen.
Reiche mir die Hand, Goldsucher,
reiche mir alle Hände, ich will sie berühren und
fest drücken, so ehrlich, wie das Leben euch.

3/18/2015

Zu deiner Farbe

Auch die Schatten treiben ihre Wurzel,
ich kann sie nicht zurückgewinnen die Zeit,
bis zu den lichtverhangenen Kronen entkommen sie
und heute nicht mehr und morgen auch nicht,
all die Netze die ich auswarf,
werde ich nicht mehr einholen.

Auch die Wurzeln werfen ihre Schatten,
wachsen sogleich wie ein Geschwüllst
am Körper und die Zeit gewinnt,
sie durchbricht das Licht und Netz
und treibt das Salz zusammen und
spült es an die Küste der Morgenröte.

Sommerlich ist dein Körper,
wo ein jeder Schatten hinschmilzt
zu deiner Farbe, kussbemalte Blume.
Und salzig dann soll das Brot nun sein,
das uns ernährt, die unbeschwerte Schönheit
in der Wunde, die mit Glasperlen befüllte Nacht
im Fieber unsrer Küsse.

Willkommen

Nicht erwartet habe ich dich,
keiner Nachricht bist du gefolgt,
die ich zwischen den Weizen niederließ.
Aber ich schaue dich an,
wie ich mich gewandelt habe,
von den Ästen ließ ich mich nieder und
wie ein Blatt folgte ich der Stimme der Erde.

Ich heiße dich willkommen, Liebe,
willkommen bist du wie die Nacht aus Küsse,
wie das sättigende Brot und zart ist das Geflüster,
das von deinem Herzen tropft.

Aus der Nacht heraus brachst du dein Schweigen,
wortlos, doch ungeduldig,
denn dein Werk verrichtetest du.
Und nicht mehr gewartet hast du auf mich,
hast dich in meiner Brust
mit meiner Neugier gepaart und
mein Auge sieht wie das eines Kindes,
Freude und Wunder zerschneiden die Triste.

Wärme und ihre Küsse, ihre Küsse,
wie danke ich, Narr, dir nur genüge für ihre Küsse,
der Schmerz zieht vom Felde,
denn sie wachsen, ihre Küsse,
sie umwachsen mein tiefstes Gewässer
und bringen ihm die Klarheit wieder,
die Sprache, die ich mit ihr gemeinsam schöpfe,
sie hinterlassen ein Bildnis unter meinem Lid,
Duft- und Farbenschwer.

Ich heiße dich willkommen, Liebe,
willkommen bist du, hier, in deinem Zuhause,
wo unsre Geheimnisse blühend verstillen.

Und ich heiße Dich willkommen, Du,
die meiner Liebe Grund ist Dich zu lieben,
weil ich Dich liebe und weil ich Dich liebe,
liebe ich Dich und darum kann der Liebe Grund genüge sein,
sich verschüttend in mir zu reifen.

3/02/2015

Als Du plötzlich kamst

Und plötzlich kamst Du, hinauf die Stufen,
als ahnte ich Dich wie den wachsenden Frühling,
denn Dein Duft eilte Dir voraus.
Erst kamen die Augen,
ja, diese Augen,
ach ich möchte sie küssen diese Augen,
jetzt, ich lege meinen Stift nieder.

Dann kamen Deine Lippen und
die Sonne verstummte vollends, alsdann Deine Worte
aus meinen Lippen kamen und
sie glühten mehr und mehr,
mit jedem Deiner Worte und nur
Deine Lippen vermochten dieses Fieber zu bändigen.
Ja, diese Lippen,
ach ich möchte sie küssen diese Lippen, so,
wie ich sie zum ersten mal hatte küssen wollen,
gierig und etwas unverschämt, hungrig,
durstig und ungeduldig wie die Biene zum Nektar.

Und wie die Taille einer jungen Tänzerin
sah ich Deinen Hals, sanfte Wogen,
mit Leben und Eleganz durchzogen und
süßer noch als der Honig ist der Geschmack Deines Duftes,
denn aus nichts anderem kann so eine Stimme wachsen.
Ja, dieser Hals,
ach ich möchte ihn küssen diesen Hals,
immerdann und immer wieder,
wie ein Gefangener im Turm,
trage ich die Sehnsucht durch Mauern und Wolken und
Zeit, Zeit, so viel Zeit musste sterben,
so viel nichterlebtes musste erlebt werden,
bis die Leere in meinen Händen
von Deinen verdrängt wurde
und meine Finger regten sich wieder.

Und heute sind sie wie Menschen, unsre Hände,
denn die Leidenschaft wuchs bis zu ihren Wurzeln
und manchmal ist es dann genüge, sie zu beobachten,
wie sie sich nähern und umstreichen,
als wären sie blind und
sichtbar werden ihre Körper mit dem Tanz.
Ja, diese Hände,
ach ich möchte sie küssen diese Hände,
ich möchte sie ganz, so wie sie sind,
vollkommene, feste Rundungen,
von Deinem Irgendwo geben sie mir immer,
was keiner Erklärung bedarf,
sie geben mir, ohne Wort und ohne Laut,
wie Menschen das Wärmste.

Sanft

Und meine Liebe tue ich in deine Brust,
klopfe sanft somit ich vernehme die deine
und ich lasse sie hinübertreten,
über das Geflüster im Dunklen,
über die Schwellen,
durstiger noch als die Strände
und über die gepflasterte Straßen,
wo die klagenden Hammerschläge noch erzittern
und meine Liebe tue ich in deine Brust
und ich klopfe sanft,
denn zu dick sind nur die Mauern hier draußen,
ich klopfe sanft an deine Samtheit,
laße uns hinein,
denn ich komme mit Tausenden,
ich komme mit jenen,
die unser Lächeln nicht kennen, das,
das mit Geschrei durch das Feuer gehen musste,
Schmerz,
nichts anderes formte diese Lippen.
Ich komme mit wutentbrannten Liedern,
von blutigen Lippen gesprungen,
tauche sie ein in deine Melodie,
denn nichts anderes ist hier nötig.
Sie werden kommen und sanft klopfen,
mit mir und mit dir werden sie alle kommen,
die es verdient haben geliebt zu werden,
so wie ich dich liebe.

2/19/2015

All you can eat

Keine Winde in den Straßen,
sie wurden vertrieben, von Düften,
kulinarischer Versuchungen, Dinge aus Gold,
die Zeit, eingesperrt zwischen bestem Leder und
geblendet von Diamanten und
Überfluss und blinkende Buchstaben überall,
als sprechen sie mit uns,
sie weisen uns den Weg,
vorbei an zertragenen Hosen und Zähnen,
die nichts als ihren Speichel kennen,
an geschrumpften Mägen und geschwollenen Augen,
müde und schwerbeladen
von so vielen Reklamelichtern, Überdruss und Gelächter,
vorbei an Schuhen, wie zerschossene Körper
aber sie bluten nicht, leere Körper bluten nicht.

Wie geht es dir, wie fühlst du dich?
Frage ich den Obdachlosen.
Sein zeitweiliges Schweigen zerbrach am Schaufenster
prunkvollen Schmuck und
seine Antwort war voller Klagen
inmitten der Zufriedenheit unsrer Gesellschaft,
sie war der Hunger zwischen sättigenden Sandwiches
und schnellen Burger,
sie war die Schlafdecke aus Nachtkühle und Frühreif,
ja, er wird nie satt, solange wir nicht satt werden.

All you can eat heißt die Devise, nun,
essen wir so viel wir können,
so viel, wie es anderswo ganze Familien ernährt,
lasst uns haben und besitzen, so viel wie möglich,
all die Dinge und noch mehr Dinge,
um unser Sein königlich zu bestimmen.
Gehen wir, vorbei an Nöten,
die den Hunger für sich beanspruchen,
gehen wir, gehen wir weiter und weiter,
hinter der nächsten Strassenecke sind die Wege breiter
und das Nichtsehen leichter.

2/11/2015

Menschenskühle

Nichts als Küsse sahen meine Augen,
als ich gebeugt die Strassen entlang lief,
nichts als diese unendliche Trauben,
Düfte von Jasmin.
Als dann mir ein grausamer Schatten
die Blicke entwendete,
Handgelenke in Stahl getaucht,
noch junge Schwingen einer fernen Taube
in Ketten gelegt und des freiheits Ruf verstummt.
Ach du, Flamme unbezähmbar,
könntest du doch blicken in diese zwei Augen,
Furcht entsenden sie und versteinern mein Herz,
meine Hände und Beine.

Ich frage euch,
ihr lüsternen Speichel des Staates faulen Schlund,
was war das Verbrechen dieses Kindes,
hat es keinen wirtschaftlichen Zweck oder
war es ein Verbrechen der Faschisten,
die jährlich tausenden Menschen die braune Pest bringen?
Was nur, was macht dieses Kind nur zum Feind
hiesiger Menschen?
Ich sage es euch, sein einzig Verbrechen war,
seine Freiheit, die lang ersehnte,
im Verlies aus eurem Erbrochenem zu suchen.

Ich weiß, täglich durchwanderst du diese Augen,
verlassene und nie heimgekehrte Augen,
die so viel Leid wiederspiegeln,
verlassen aus Hetze und Blut, nie heimgekehrt
aus der flüchtigen Zeit und plötzlich
stoppt ihr Fall, sie landen sanft
in deine Geborgenheit und Vernunft.
Du Näherin zerrissener Herzen,
viel gibst du ihnen, niemals erschöpft dein Sonnenkelch,
viel von den Früchten deiner vergangenen Saat.
Sie werden wachsen, wachsen werden sie ins Blaue hinein,
wachsen werden sie wie der Kosmos grenzenlos,
wie die Freuden, wenn sie in ihr Augen zurückkehren.

2/04/2015

Gehe hinaus mit mir

Ach nein, wir dürfen nicht zurückschauen,
was liegt denn schon hinter uns,
Blut an den Händen der Ordnung,
arrogante, tägliche Diebe und immer noch,
ach, ich küsse dein kommunistisches Herz,
immer noch krallen sie tief und
reißen aus unsre Wurzel, so kalt ist es hier.

Ach nein, wir dürfen nicht stehen bleiben,
gehe hinaus mit mir, du hast die Sonne in der linken Faust,
keine Finsternis übermalt die Dunkelheit,
das Volk hier, Regentropfen zur Erde schnellend,
nichts als Salzes Geschmack bleibt übrig,
auf den Strassen, an den Wänden rinnend wie
Blut zurück in die Essenz.
Führen wir sie zur Zusammenkunft,
gehe hinaus mit mir und
morgen schon wird das Blaue siegen.

Ach nein, bleiben wir stehen, nur für einen Moment,
der Kampf hat lange schon begonnen, schau nur,
hinter uns liegt der Anfang aller Gesänge,
höre nur, die Herzen hier so leer,
gehe hinaus mit mir, du hast die Sonne in der linken Faust,
geben wir ihnen was du mir immerzu gibst,
Hoffnung und den Geschmack von Blau.

2/03/2015

Da alles Leben verstarb

Ach Du, menschlicher noch,
unendlicher als da die Meisten,
Du im dosierten Tag noch unendlicher.

Aus Gedankentagen steigst Du auf,
meinen Becher wahnsinnig mit Freiheit füllend,
aus dem Leben wie verschütteter Wein,
Leben aus rostigen Adern.

Und ich, der gefallene Turm, der seine Wunden schließt,
hin zu Dir und Deiner Worte Klang rühmen.

Und zwischen den ärmlichen Linien,
Netze aus Tau und Flammen der Gerbera,
an die wir rührten, die Zeit fest angetaut an die Wurzeln tief,
den grausamen Winterböen entgegen.

Liebe und sonst nichts, im Geflecht einer Schneeflocke,
Liebe darum, da alles Leben verstarb
und uns zerschunden zurückließ.

Wir sammelten die Trauben, die Verwundeten,
verbanden sie mit Jasmin und nährten sie mit dem Maß
an Freundschaft, das wir uns mühsam erhungerten.




2/01/2015

Zitternde Trauben

Ich habe mit Leidenschafts Feuer
Deines Leibes weißen Frühling gezeichnet
und mein Mund war ein Insekt, das in Brand hin lief,
zu Dir, um dürstend ein Teil von Dir zu werden.

Ich könnte am Ufer des Universums,
Liebes so süß und Früchteschwer, Dir das Mass
der Unendlichkeit zeigen, damit Du mich leerst und
wieder füllst, wie die verschüttete Nacht aus Küsse und Duft.

Ich, der zwischen Deinem Schoss und Atem lebte,
fern der Einsamkeit, vom Traum ausgemalt und Schweigen
auf unsren Lippen, stumm von Wahn befallen.

Etwas mit Vogelschwingen aus Lava oder kochendes Blut,
etwas aus Qual und Unbeherrschtheit,
so, wie die Netze das Wasser nicht aufhalten können.
Liebste, zitternde Trauben bleiben noch zurück,
denn etwas singt in diesen flüchtigen Perlen.

Irgendetwas singt und gelangt in meinen durstigen Mund,
ach, Dich zudecken können mit allen Küssen der Freude.

1/30/2015

Ode an die Freundschaft

Müsste ich nochmal sterben,
immer dort möchte ich dann sterben
und von neuem möchte ich dort leben,
nah der wilden Lippen,
den Worten, die wie der Südwind wärmen
und den kürzlich empfangenen Klängen.

Niemand denke daran, mir diesen Wunsch zu nehmen,
an die schönsten Wünsche wollen wir denken,
vom Tisch voll Liebe speisend.
Ich kann kein blutdurchtränktes Brot mehr sehen,
keine Musik mehr hören,
die von ihren Klängen sich lösen mussten,
ich möchte, dass der Fabrikant mit der Studentin ausgeht,
dass der Anwalt mit dem Kind das Lachen neu erfindet,
ich möchte mit euch den rotesten Wein trinken.

Ich werde nicht kommen, um mich zu lösen,
mit einem Lied auf den Lippen werde ich daherkommen,
um mit euch zu singen,
auf dass du mit mir singst.


Semra

Du Blume unverwüstlich,
du verschlingst und erklimmst das Heilige mit Zorn
und mit schweren Krallen klammerst du die Zeit
an dein ermüdetes Geschöpf,
dein Zorn schwillt und weht in deinen purpurnen Adern,
schnürt dir die Luft ab,
doch dann lauschst du, du atmest lang.

Sterben möchte ein Teil und leben willst du,
wie ein Werkzeug, wie eine unendliche Hand,
einer Bewegung gleich der massiven Wellen.
Wem zulieb und zu wem ertönt im Dunkel
deine sich steigernde Melodie,
die selbst im Salze meines Daseins Blüten trägt,
wie einer Muschel glänzenden Perle.

Oh verschlossene, ununterbrochene Schöne,
festgetaut an der Zone des Feuers,
im furchtbaren Kreislauf unbewegt,
eine Blume inmitten der Trockenheit.
Dann aber zwischen meinen Händen,
unter dem Duft deiner Augen,
fährt das Herz fort zu nähen,
ihre durstige Nadel ist am Werk.

1/28/2015

Ich habe Tau für Dich

Dir muss ich etwas geben,
alltäglich und nimmer verebbend,
ein Geschenk in Blau,
ein kühles Blütenblatt aus dem Wald,
ich habe Tau für Dich.

Mir selber bleibt nur der Regen,
Deine Hülle aus Herz und Glas,
ich behalte das ganze All in diesem Tropfen
um darin den Frühling zu bezeugen,
ich habe Tau für Dich.

Ach, der Winter wird vergehen,
er wird verwaiste Wege hinterlassen,
verstummte Zimmer,
er wird Arbeit hinterlassen,
das Vergessene wieder auffüllen
mit Sonne und Mond,
mit Lachen, die in meine Hände tropften,
ich habe Tau für Dich.

1/15/2015

Täglich die Erde

Der Mensch war Erde, das Gefäß aus Ton oder Lidschlag,
die zitternde Wurzel, Gemälde aus Erdenton und Regen,
er war des Meeres schaumige Krone, Stein aus Marmor, auch Geröll.
Zart war er und grausam zugleich und jetzt,
ziert der Anmut der Erde den Knauf seiner Waffe.

Niemand mehr erinnert sich daran und die Sprache des Wassers vergaß sie,
der Wind wurde verscharrt und ging verloren wie ein Schlüssel
und wurde überflutet von Schweigen oder Blut.
Doch nicht verloren ging das Leben einer wilden Rose gleich,
ein Tropfen Rot im grauen Dickicht und die erloschenen Lampen erglühen.

Ich will hier nicht des Lebens Lauf erzählen, von Feldern grün und weit
bis zu den Lichtern, die in Gefangenschaft an und aus gehen, nein,
ich will nicht anfangen wo die Erde endet, vom angehäuften Schaum,
der aus dem Blut fliehen zu scheint, des düstren Schweigens der Purpurlanze.

1/08/2015

Steh auf mit mir

Steh auf mit mir und beginne den Kampf,
denn nichts lieber möchte ich.
Steh auf mit mir und verlasse das Kissen,
auf dem ihre Wimpern die Welt umschlossen,
wo Nacht für Nacht ich einschlafen ließ mein Blut,
dort, wo ihr Anmut es durchströmte.
Steh auf mit mir und teile mich auf, unter deinem Hunger.

Du, steh auf mit mir, gehen wir hinaus und
kämpfen Mann gegen Mann, ohne Bandagen,
denn auch ihr Duft war nackt und wild,
steh auf mit mir und beginne den Kampf,
kämpfen wir, der du mir das Elend hast beigebracht.

Nun beginnt der Kampf und du stehst hier mit mir
und ich habe sie geliebt, sie und ihre friedliche Natur,
aber doch ist sie es, die hier mit mir steht und kämpft,
als sie ihr Kissen verließ und die Welt unter ihren Wimpern erlosch,
wo jetzt Nacht für Nacht mein Blut aus dem Kampfe fließt
und ihr Anmut mit mir aufsteht um ihn zu beginnen.