11/26/2013

Ich gedenke Deiner

Aus der unvollendeten Fülle des Kruges gedenke ich Deiner,
als der Tag schon knisterte aus dem Haarriss der Nacht.
Dein Lachen klingt in mir auf, nah und vollkommen.

Ich gedenke Deiner, wenn Du füllst die Dinge mit Freude,
die sich aus Deinem Auge lehnt, um einer Berührung wegen
und mit einem Mal löst sich das Öl auf dem Wasser.

Die Zeit verrinnt fern meines Seins, ich weiß nicht wie oder wohin
und erreichen mich die Wellen doch vom versenkten Stein,
schrecke ich auf wie hungrige Vögel und fliege irrend in mir herrum.

Ich gedenke Deiner, auch wenn die Dinge mir keine Freude bringen,
so bringst Du mir Freude in allen Dingen, ehrlich und hingebungsvoll,
die Risse der Traube bringst du mir, wieder verschlossen in Deinem Kuss. 

Ich gedenke Deiner, wenn die Dinge mir Freude bringen,
den Nektar, der noch aus unsrer Zeit an ihnen haftet und
wenn meine Träume Dein Gesicht haben, gegen all Behauptungen.

Deinen heißen Kuss trage ich noch auf meiner kühlen Stirn,
hinauffließend bishin zu meinen irdischsten Klängen.
Ich gedenke Deiner, Deiner und meiner, unser beider gedenke ich.

11/21/2013

Wohin wir wollten

Der Kummer quillt seine Insel, die Liebe quert
und schlägt Wurzeln, die das Auge benetzt,
und keiner kann, keiner den Zähnen der Brust entfliehen,
die da still nach Blut dürsten.

So lass uns fortgehen, du und ich, einer Lichtung nach,
eine andere Welt aufsuchen,
wo das Salz das Brot und nicht deine Wünsche berühren wird,
wo nicht Gemüter ertrinken, durch meine Schuld,
wo das Wort nicht hingerichtet wird.

Eine Welt, aus Ferne und Nebel gewebt, ein unberührtes,
ein nacktes und kälteumschwungenes Land
und dort mit unsren Händen ein Haus bauen.

So wünschten wir, zwanglos, schmerzlos und
ohne jeglichen Stolz, mit Liebe,
ihre wunden Gelenke wir noch verküssen.

11/20/2013

Die Dichtung

In einem Alter von blindem Schweigen,
Inmichkehren und unauffällige Suche,
nahte mir die Poesie plötzlich.

Ich wußte nicht genau woher sie kam,
unterm Gewand der Schönheit oder Hässlichkeit,
noch mit wem oder wie.
Stimmen befüllten mich nicht,
da waren weder Wort noch Schweigen,
von der blauen Wüste her rief sie mich,
von dunklen Sonnen und Strassenfülle,
unerwartet im geschlossenen Raum,
zwischen Schüler und Lehrer
oder allein auf dem Heimweg,
sie war allgegenwärtig, immer dort,
ohne Gesicht und Hände doch
sie küsste und berührte mich.

Ich wußte noch weniger, was zu sagen,
meine Zunge wußte nichts zu benennen
und in meiner Brust ging ein Donnern umher.
Ich brach auf meine Brust und
ließ sie entfalten, die Schwingen,
ließ mich erheben über alles Irdische und
sah die Flüsse singen, auf den Dächern der Wälder
sah ich all die Farben, die mir sonst fremd blieben,
von Blumenflor und Menschengestalt.

Das Schweigen gefiel mir immer mehr,
so wurde die Ferne mir nah und
brach es wieder mit einem Wort.
Ich entkleidete das erste Mal meine Seele
und das stürmische Gewand schmückte das Papier
und es passte gleich, war schön und schmerzhaft zugleich,
ich öffnete Herzen und Augen wandten sich ab,
leerte schmerzende Becher und füllte Wunden mit Salz.

Ach, du Fluss meiner starren Winter,
du Herbst meines vollkommen Sommers,
viel weiß ich nicht über dich aber ich weiß,
vieles schaffte ich nicht ohne dich.

11/19/2013

Nun bist du vollkommen fern

Heute kippte der gefüllte Tag,
der heutige Tag war eine gewaltige Welle,
heute, war die ganze Erde sturmumwoben.

Heute hob ein stürmischer Traum
im tiefen Fall mich hoch,
das mein Herz erbebte,
im Zorn eines Blitzes und
schmerzdurchzogen abwärts schoss,
um unterzugehen, ohne mich halten zu können.

Heute zersplitterte mein Körper,
zerstreute sich bis an die Grenzen der Welt
und wollte verschmelzen wieder,
zu einem einzigen Tropfen Wachs,
der Kerzenflamme entfliehen.

Zwischen mir und der Welt ging ein Spalt auf
und jemand, stahl all das Schöne von dir,
das Kristallene deines Herzens, dein Gesicht aus Lächeln,
all das, wofür ich jeden Tag hingebungsvoll starb und
ließ mich in deiner Armut ersticken.

11/17/2013

Schönes, rosenhaftes Mädchen

Schönes, rosenhaftes Mädchen, die Sonne, die den Rasen grünt,
das Korn zum Weizen trägt, dem Meer goldene Spiralen verleiht,
schuf deinen musikalischen Körper, deine nie stummen Augen
und dein Mund mit dem Lächeln lichtüberspielten Wassers.

Eine erdenschwarze Sonne entsteigt deiner Locken
deiner nachtschwarzen Mähne, wenn dein ganzes Gesicht lächelt.
Und du spielst mit der Sonne, als wäre sie ein Bächlein,
und in den Augen läßt sie dir zwei tiefdunkle Gebirgsbäche.
 

Schönes, rosenhaftes Mädchen was bringt mich dir, was nur näher?
Alles drängt mich hinweg nur, von dir, vom süßesten Honig.
Du bist die frühlingstolle Liebe die man nicht begreift,
die Kraft des Topas, wenn er prall dann entflammt.

Mein düstres Herz sucht dennoch dich, und ich träumte deinen

Rosenkörper, deine tropfende, vom Fluß gelöste Stimme.
Schönes, rosenhaftes Mädchen, lieblich und ewig erhaben
wie Mond und Sonne, wie roter Mohn und Gedanken tief.

11/16/2013

Lasst uns müde sein

Wie auch nicht ermüdet sein,
von jener Kälte, die winterlich
die Städte befüllt, etwas,
das das Feuer nicht kennt,
auf Haut und Haar hängenbleibt
und schleichend sinken wird,
das Gemüt verkühlend.

Ermüdet bin ich des rauhen Lebens,
der Komiker im politischem Gewand
und sehr müde bin ich dieser Gestalten,
nie wissen wir was sie denken,
mit trockenen Augen sehen sie uns an
und lachen über unsre ernste Lage.

Ermüdet bin ich von so vielen Dingen,
die mich immer mehr ermüden,
der aussterbenden Sprache und
der Kinder, die nicht mehr lachen.

Ich bin ermüdet,
nicht nach England reisen zu dürfen,
Moskau mir verwehrt wird,
ich bin ermüdet, unter politischen Gesichtern
gesichtslos zu sein, immerzu und jeden Tag
und das wir morgens aufstehen, nicht mehr für uns,
schon lange nicht mehr und abends sodann
ruhmlos zu Bett zu gehen.
Sagen wir endlich was wir denken,
die Wahrheit wieder aus dem zähen Schlamm ziehen,
das Bittere ausspucken um die Süße zu schmecken.

Ich habe so viele Menschen gesehen,
stolze, kräftige, ehrliche, liebevolle Menschen,
dort habt ihr sie regungslos gemacht,
auf nassen Rössern habt ihr
die Sonne in der Hand versprochen.
ich kann so viel Bitternis nicht ertragen,
so viel Kälte nicht und Stein.
 Seien wir des Fortfahrens müde,
die Welt mit leblosen zuzufüllen,
lasst uns wach sein, wie Lebende leben.

Ich wäre müde,
als Mensch nicht die nackte Blume zu kennen,
die frische Erde nicht atmen zu können,
nicht das Feuer im Regen zu sein.
Schließt auf den Käfig,
lasst sie wieder frei die Zeit,
so das wir unsren Küssen Namen geben können
und unsre müden Augen das Frührot einfangen.

Lasst uns müde sein dessen,
was unsren Hoffnungen vorbereitet ist,
unsrer Hände jedoch fern, dessen,
was Tag für Tag tötet
und selbst nicht getötet werden will. 

Rückwärts in die Ferne

Wieder zurückerobern wollte ich die Zeit
wandernd zurück, in Weiten unserer zwei Leben,
Kuss um Kuss wieder die Orte einsammeln,
die wir unter unseren Lippen hingaben und
deine Schritte wieder wahrnehmen,
die sich meinen näherten, der dürstenden Pflanze,
die ihre Wurzeln nach dir ausstreckte.

Die Nächte schließen wieder ihre Kreise,
so wäre es, um unsere getrennte Leben,
um uns wieder zu vereinen in unsrer Nacht
und so küssen unsre Leben unsre Küsse,
stehen in ruhenden Lohen unsrer Augen
und nichts haben wir verloren, wirst du sagen,
nicht unsre Lippen, nicht unsre Umarmungen,
nicht den Durst, der zwischen uns aufkeimte
und um uns wieder versiegte.

Den Tod und das Leben könnten wir eintauschen,
das tote Gold wieder aus dem Meer holen und
alles was wir lernten, nützte wieder,
unsre Schätze wieder aus dem Schatten graben
und deinen Hals wieder mit meinen Lippen schmücken.
Wir würden wieder von neuem beginnen,
zu leben und zu sterben.

 

11/15/2013

Der zerbrochene Krug

Der zerbrochene Krug
will dennoch schöpfen,
singend das Klare aufnehmen,
der Ton ist nun dunkel,
Erdenfarbig ist seine Haut,
Farbe des Kalks, totes Geäst,
sterbender Körper des Tages.

Der zerbrochene Krug,
auf seine Hände gefallen,
in Schweigen gehüllt und
von Trockenheit umwunden.
Und seine durchs Feuer geborene Farbe,
ist in Erden erloschen.
Die Hände des Wassers waren es,
von Wolkenbrüchen her, blitzartig
herniederregneten, sie haben dem Krug
schweigend die Stimme genommen,
ihn lachend geleert, ihm die
Gefügigkeit verliehen.

Der zerbrochene Krug,
wertlos nun zwischen Grauriesen,
selbst ein grauer verwundeter Krug,
seine Narbe mit Schatten bedeckt und
niemand füllt ihn mehr, niemand schöpft aus ihm
die klare Weisheit,
nur ein Vogel noch findet sich ein, jung und ewig rein,
aus dem Inneren der Wunde und fliegt davon,
schlagend mit gelben Flügeln.

Vergiss mich drum

Verzeih, wenn ich nicht aufhören kann an dich zu denken,
ständig reise ich durch meinen Kopf,
Wirrgezweig aus Nacht und Lichtallee.

Vergiss mich drum, gehe allein und lasse zurück
was du in meinem Herzen hast niedergelegt.
Und ich werde auch gehen, dich vergessen werde ich,
ich werde alles zurücklassen, Türe und Fenster fest verschließen
und dein Füllhorn im Garten vergraben lassen.
Deinen herbstlichen Wald werde ich umgehen,
wo doch jedes Blatt deinen Duft noch trägt, dein Lachen, dein Weinen.
Vergiss mich drum, gehe allein und lasse zurück
was du in meinem Herzen hast niedergelegt.

Eines Tages werden wir uns wieder begegnen, rein und frei,
wir werden uns die Hände reichen,
unsrer Worte Gewänder ablegen und ihre Risse wieder vernähen.
Doch unsre Gesichter werden beschrieben sein, dann noch,
unausweichlich werde ich lesen in deinem und du in meinem,
und du wirst sehen, ich konnte dich nicht vergessen.
Du wirst lesen;
Tag und Nacht reisten deine Augen und durchschnitten die Zeit,
sie brachten mir deine Elfenhaut und gar die Klinge,
in der sich dein Fliesenboden spiegelte.
Und ich werde lesen, was nach meiner,
über dich herabstürzende Armut, dein Leben hat bereichert und
der Name deines Rechtums dein Herz entschwert.
Vielleicht lese ich auch über Betrug an Freundschaft,
über Verrat und das Abwiegen von Blut und Wasser oder
darüber, ob du deinen Hafen gefunden hast,
von Möwen besungene Freiheitidylle,
den je kein anderer Mensch finden darf.

Vergiss mich drum, gehet und lasse zurück
was du in meinem Herzen hast niedergelegt.
Und ich werde auch gehen, ständig durch meinen Kopf,
die Türe und Fenster habe ich eingetreten, den Garten umgegraben,
um mitzunehmen, alles, alles was dein Füllhorn hergab, alles,
deine Blätter, dein Lachen und Weinen, alles, alles was du je für mich warst,
Freundin, Weggefährtin, Muse, Schwester, die Hälfte meiner Welt. 



Die Unermüdliche

Erschaffe weiterhin, unermüdlich bist du,
lasse deine Hand nicht ruhen und deine Gedanken,
lasse sie weiterhin weben und die Zeit, lasse sie fallen
in dein Netz, in deine Mitte, besonderen Gehalts und
keine Splitterstunden mehr dornen deinen Weg.

Wie denn? Wirst du fragen und die Zeit wird antworten,
mit ihren Rundungen, wenn du bereit bist,
dich aus deinem Traum zu erheben,
aber sie nicht gänzlich verlässt und auf deiner Schaukel,
schwingend von Traum zu Glockenschlag,
deine Zeitfarben erkennst.

Manchmal, liebste, erkennst du blind mehr
und nimmst viel mehr wahr, wenn du taub bist,
wenn du zum Schweigen kehrst, im Schatten,
zwischen dem Licht deiner Goldworte.
Die zwei Wahrheiten werden immer um dich fechten,
sie duellieren mit freigelegten Adern um dein Blut,
wobei die nackte Lüge am lautesten lacht.

Breche alle Muscheln auf, mit deiner Silberzange,
schwarze und weiße Perlen, sie haben ein besonderes Gewicht
und zu einer Kette gereiht, lasse sie schmücken deine Haut.
Lasse Andere sehen, was du hast geschaffen, unermüdlich,
mit deiner Hand und deiner Gedanken, die niemals ruhen. 

11/10/2013

Der ungeborene Traum

Ich träume in deinem Schlaf,
denn in meiner Nacht allein,
in der ich nicht deine Augen
sich schließen sehe, bin ich wach.
Und nehme ich die Stufen
des trügerischen Morgen,
so reise ich, sei dir bewusst,
mit deinem Herzen in meiner Brust.

Ich weiß noch wie du warst,
glockengleich deine Stimme und
hell wurde mein Tag mit deinem Wort.
Doch der schwarze Vogel
schlug seine Flügel zwischen uns und
alle Wasser teilten sich,
wir fanden nicht mehr zu uns.
Überflutet von deiner Ferne,
ist der mein Boden, schwammig ganz,
der Strand zu deinen Füßen.

Ein Traum ist noch nicht geboren,
der Schmerz trägt noch meine Sehnsucht,
meine Königin, die Erinnerung an dich,
ist wie ein unermesslicher Kuss,
der kein Anfang, kein Ende hat.

Rose

Rose,
du wurzelst hinab,
bis in meine lauteste Stille und
niemals verstummen wir,
denn du bist der Gesang
aus Nackenduft und Lippenrot
und ich fliehe zu dir, stimme ein,
deiner erdenbraunen Augen, tanze
zu deinem lohenden Rot,
du verwandelst mich in Melodie,
die dich zelebriert.

Rose,
manchmal bist du unerreichbar hoch,
Himmelsblume, dann Menschenwiese,
doch niemals ein graues Land.
Das Abendrot taucht hindurch dein Leib,
wechselt seine Spur an meinem Horizont
und deine Rosenhände spalten ihren Duft,
die eine Hälfte für mich,
die andere Hälfte für die Welt.
An dir haften alle Zeiten,
wie der unermüdliche Gesang
zwischen deinen Lippen
in unsichtbarer Glocke gehalten,
in Spiralen aus Duft, heimlich und perlend.

Rose,
geschehe mir in mein ursprünglichstes Sein,
öffne mir deine Rosenarme,
benetze meine innere Brust mit deinem Tau
und schöpfe wieder in deine Kelle
mein einziges Leben.

Rose,
du bist ein Serum mit betäubendem Element,
umwächst mich mit Ruhe und
ich wandle in dir umher, wie schlafend.
So könnt ich doch ein Gärtner sein,
mit dem Wissen dich zu halten,
nur einen einzigen Kuss auf deine Blütenstirn hauchen,
der überall ein Teil von dir ist.

Rose,
unersättliche du,
heißhungrig verschlingst du mich,
bin ständig von dir umgeben, tauche niemals auf,
hast deine Dorne in mich geschlagen und
meine finstren Träume ausbluten lassen
und schickst deinen Rotstrahl durch mein Wurzelwerk
und halten uns gefangen, in geöffneten Händen.

  

11/09/2013

Tropfen um Tropfen Mitternacht

Tropfen um Tropfen füllt sich das Schloss
mit Mitternacht, das wir uns mühsam erbauten
und in Ketten gelegt heult die gepeinigte Seele,
sich nach der Freiheit erinnernd.

Unsre Hände, taub von Salz und deine Hände,
deine Hände, Muscheln an meinem Meeresgrund,
die sich Nacht für Nacht zu mir hindurchgraben
und Tropfen um Tropfen blutet die Mitternacht hinaus.

Tropfen um Tropfen füllt die Mitternacht einen Fluss,
der jedoch vergessen hat zum Meere zu streben,
blind vor so viel Düsternis, müde von so vielen Toten
an seinen Ufern, da sie längst vergessen sind.

Hastige, geschäftige Bienen, Hände voll Honig und Blut,
tropfen der Mitternacht gleich durch die Zeitwinde und
deine Berührung, sie geht, bevor sie kommt, sie geht
Tropfen um Tropfen, um die Mitternacht zu füllen.

Tropfen um Tropfen löscht die Mitternacht die Kerzen in Augen,
sie erkalten wie unser Statuenleib, Steine fallen aus den Blicken
und vertreiben die fluchtbereiten Fische in tote Seen,
sie treiben die tropfende Mitternacht in unsre zerrissene Tage.

Das Flüstern der Grashalme

In mir wechseln die Jahreszeiten
Sommer und Winter, jeden Tag.
Im Sommer bist du der Flieder
und der Rosenduft zugleich
der Flug ins Blaue,
durch dich vollkommt der Harz
zur Süße und
deine Haut atmet Blütenstaub.

Suche mich nicht bei dir,
wenn der Winter um dich ausbricht,
deine Finger wie nackte Äste frieren
und dein klares Gesicht erstarrt.
Im vergangenen Frühling such ich dich,
wo alles Gelbe dich versteckt.
Ich finde dich nicht, Weiß bist du,
hast die Farbe der Abwesenheit angenommen.

Bade mich noch einmal
im Meer deiner Augen,
lasse mich ein Fisch in ihnen sein,
befülle mich mit deiner Stimme,
hell und weit.

Ich erkenne den Boden,
auf dem du standest,
das Gras unter deinen Füßen,
wächst flüsternd durch meinen kahlen Boden.
Die Samtheit,
die deine Hände erfanden,
habe ich aufbewahrt,
sicher in den Früchten
deiner Träume.

Ich halte noch ausschau
nach den grünsten Strahl und
die rundesten Tropfen werd ich einfangen,
damit ich wachsen kann,
bis hin zu dir.
Und ich bringe dir,
was einst dir gehörte,
Rosenranken aus gläsernem Duft,
die Morgenstunden,
noch in ihren nebligen Kokon gehüllt.

Du reichtest mir ein Flüstern,
das aussieht wie du,
einen flüchtigen Blick,
der so heißt wie du. 


11/08/2013

Es geschieht noch

Ich trete in Geschäfte und Kinos,
inmich zusammengefallen und undurchdringlich
wie ein teerdurchtränkter Vogel,
auf Wassern von Sehnsucht und Asche.
Es geschieht noch, das ich müde bin, Mensch zu sein.

Der Geruch von Polster in Bussen und Zügen
läßt mich laut aufstöhnen, denn nichts weiter als
die Ruhe von Fels und Wolke möcht ich sein,
ich möchte keine Bauten noch wildes Gedrängel sehen,
keine Uniformen, keine Arbeitskleidung, kein von Grau
verdrängtes Grün.

Es geschieht noch, das ich meiner Nase und Augen müde bin,
meiner Hände und Füße, meiner Stimme,
es geschieht noch, das ich als Mensch müde bin Mensch zu sein.

Ich bin müde, Zahn zu sein am finstren Zahnrad,
drehend, laufend, zitternd vor Müdigkeit,
kreiswärts immer auf der Stelle
und nichts hat sich hochdroben für mich geändert.

Drum flammen die Tage wie Fackeln auf,
wenn sie mein von Kerkern gezeichnetes Gesicht
kommen sehen und sie schlagen pünktlich Alarm,
über Blut, Zeit und Nacht.

Es geschieht noch, das ich umhergehe, gelassen vor Müdigkeit,
mit Wut in den Schuhen, dem Vergessen entgegen,
suchend in erschreckenden Erdrissen,
vorbei an Hemden und Hosen, an Fetzen und Socken,
die schwarze Tränen von Morgen noch weinen.

 

11/06/2013

Ode an die Samtheit

Samtheit,
am Grunde der Frau vereint ruhendes,
das sich immerzu wiederholt,
ihr entfaltetes Zeichen.
Doch wie gewährt ihr,
dass die Wolken die Zeit berühren,
in ihrem feinen Sein,
aus Nelken und Traum,
in eurem Duft herbeigetragen.

In mir umhergeht ein und dieselbe Sache,
eine einzige Berührung,
der Samtheit schwere Leichtigkeit,
Licht auf eurer Haut.
Sie bezwingen das nächtliche Wort bei Tag
und rufen herbei
die Farben der Weizen,
die Elfenhaut,
das Runde der Träne,
die Dinge,
die in euren Augen umherwandern,
Perlmut aus Wolle,
nie gealtert, nie verblichen,
vereinen sich um mich.

Eine irdische Wärme sinkt vom Himmel,
kreisend über mich selbst,
wie ein abgesondertes Blatt
schweigend am Rande der Zeit.
Samtheit,
verglühende Einheit
umzingelt mich
und äußert ihre Macht
im stillen Vermehren.

11/04/2013

Traubenkette

Manchmal noch,
peitschen mich die panischen Winde
von hier nach dort,
wie herabstürzende Träume
werfen sie mich zu Boden und
meine Stimmen verkleiden sich
als andere Stimmen,
stolzierend und blutend
aus alten Münder.
Verlasse mich auch nicht,
du meine Magnolie,
sei mit mir und
geleite mich sicher
durch meine Wogen aus Angst
und meine Worte
streifen sich die alten Gewänder ab
um deiner Liebe Farben anzunehmen,
alles ist dein, alles besetzt du,
einfach alles und
für deine Magnolienhände
werde ich aus allen
ein Traubenkettchen knüpfen.

11/03/2013

Das Leben

Ich liebe das Leben,
das Schaukeln der Winde von Wolke zu Baum,
die Stimmen innerhalb und außerhalb der Wände,
von Gittern getragen, von deinesgleichen Hand errichtet
und nirgends ist kein Leben niederer als das deine.
Das Leben,
das täglich im Tau badet, seine grünen Kuppen seiner Dächer,
die Werke meiner Menschen, ihr Lachen,
oh ihr orangengoldenes Lachen,
das selbst der dickste Schnurrbart nicht verdecken vermag.
Das Leben,
wie weit gespannt sein Tuch doch ist,
es kommt vor, das es einem endlos vorkommt,
wenn die Falten einem unüberwindbar scheinen
oder so kurz, zu kurz, als hätte jemand dich
von einem Ende zum Anderen gefaltet,
jegliche Süße übersprungen.

Ich liebe das Leben,
obgleich ich nicht seine Welt, mein Zuhause bereiste,
nicht den Taurus überquerte,
um die weißen Felder zu betrachten,
nicht mit den Wäldern und Weiden atmete und
mich mit roter Erde wusch.
Ich bedaure, als das Lied gesungen wurde
und ich es nicht hörte,
mich nicht in Silberhaut gespiegelt zu haben um
im Abendseerot meinen Hunger zu stillen.
Die Fortschritte der Gedanken, der Schönen und Ehrlichen,
die tapfer bereit sind, das entzückende Kind anzunehmen,
all dies bedaure ich, nicht erlebt zu haben, noch nicht.

Halb verhungert und halb satt bin ich,
halb versklavt bin ich im Leben, das ich liebe.

Die gebrochene Uhr

In sein dunkelstes Tuch
hüllt dich das Licht, niedergerungen
und leidenskalt stehst du da, ausgesetzt
dem Wanken, das abenddämmerlich
mit dir spielt.

Still ist sie nun,
einsam in ihrer Einsamkeit und schweigsam
schlägt die schwarze Stunde in meiner Brust
und zum bersten gefüllt sind die Flammen mit Leben,
die Erben ihrer gebrochenen Uhr.

Vom Baume, inmitten des Vergnügungsparks,
fällt eine traubengroße Träne auf deine Erde und
mit einem Mal, kehren zurück die Dinge,
die in dir verborgen waren.

Die Blüten fallen in den schwarzgoldenen Kreislauf,
wenn sie lebensprall und voll Trauer sind und
nichts gelangt mehr in meine trunkene Mitte,
wo die tote Stunde ihre neue Schöpfung erlangt.


11/02/2013

Vor dein Antlitz schweige ich

Schaue ich dich noch heute an, ist es so,
als wärest du mit Träumen beladen und
ich schweige vor dein Antlitz, schweige,
mit schweren Beben durchzogen.
Drum sage, du kommst von frühen Nächten,
völlig und ohne Stolz, hingebungsvoll, ich sah dich.

Zwischen Mond und dem Tale, weißt du noch?
Du warst die kleine weiße Wolke zwischen kahle Bäume. 
Im Meer, auf den Wellen vor Nacktheit schimmernd und
durch die Stillen Wasser, unterm Silberweiß seiner Haut,
ein Hinrauschen, so wie du aufsteigst.

Und wie du aufsteigst, unter all diesen Dingen empor,
deinen Träumen, die von deiner Schönheit träumen und
ich schweige noch vor dein Antlitz, schweige unfruchtbar,
beim Anschauen von deinem Haar, Sinnesräuber,
beim Einatmen deines Augenduft, beim Ausatmen dich,
schweige ich.

11/01/2013

Dein Unvergessen

Ich habe mich heute zu meinen Träumen gelegt,
mich gepresst zwischen Leuchten und Schatten,
habe mich mit dem Licht meiner Erinnerungen gefüllt,
Stimmen und Gesichter gewittern lassen und
deine Hand wurde zu meinem Gesicht.

Ich beschreibe dich den Tagen des Unvergessens,
alsdann unsere Stimmen sich suchten, um sich zu küssen,
um sich zu binden und um hinüberzugelangen,
was tief in unserer Seele schlummerte
und plötzlich verschwand die Traurigkeit, flüchtend fort.

Du wusstest, dass du mein Gesicht wieder berühren wirst,
so sagtest du im Wind und als ich meine Augen
in die Nacht entließ, entlud sich der Gewittersturm, dein Antlitz
und mein Traum bat mich zu gehen, denn Schatten wurde zu Licht,
das noch immer ist meiner Erinnerungen gefüllt.