4/30/2014

In dir erfahre ich wieder

Der Geschmack deiner Lippen
und das Licht deiner Haut,
Haut, Lippen, mein Fruchtregen dieser flüchtigen Tage,
sag mir, waren sie schon immer bei dir
während all der Jahre und Reisen und Monde und Sonnen,
mit Erde und Weinen und Regen und Freude,
oder jetzt erst,
treiben sie erst jetzt hervor aus deinen Wurzeln,
wie in verdorrter Erde Wasser ein Keimen weckt,
welches sie nie gekannt hat,
oder wie zu den Lippen aus dem vergessenen Krug
im Wasser aufsteigender Erdengeschmack?

Ich weiß nicht, sags mir nicht, du weißt es doch nicht.
Niemand weiß diese Dinge.
Aber all meine Sinne anziehend zum Licht deiner Haut,
entschwindest du, vergehst wie der saure Duft einer Frucht
oder die Wärme eines Weges,
der Geruch der Maisfrucht, wenn sie entkörnt wird,
die Geißblattranken unterm klaren Abend,
die Namen der staubbedeckten Erde,
der grenzenlosen Hauch der heimischen Winde,
Magnolie und Rosenstock, der staubumwölkte Mond,
das frischgeborene Brot.

Alles kehrt von deiner Haut zurück zu mir zum Mund,
zu meinem Herzen, zu meinem Körper und
zusammen mit dir werde ich wieder zur Erde, die du nun bist.
Du bist in mir der gewaltige Frühling,
in dir erfahre ich wieder, wie ich keime.

4/14/2014

Kämest du doch eines Tages wieder

Ach meine Geliebte meiner frühen Tage,
du bist aus meinem Leben gegangen, ohne es zu wollen,
so wie du gekommen bist in meinen guten Tagen,
wirst du nun meinen Frühling erstarren lassen.

Ach meine Geliebte, ich habe gewartet bis du müde wurdest
und warten kann ich längst nicht mehr,
seit mein einzigster Wunsch sich in Trübsal kehrte und
seit ich nicht mehr deine geschlossen Lider verlassen kann.

Kämst du eines Tages zurück, meine Geliebte, die ich verlor,
wird meine Müdigkeit aus Seide sein und
ein Lächeln wird dich, tiefste Wunde meines Lebens, begleiten,
steigst du nochmal in meinen tiefsten Kummer.

Der Traum und der Walzer

Ich rühre mit meinem Hass die Liebe,
ohne anzuhalten komme ich daher,
von Kleidung zu Kleidung, im Schlafe fern.

Ich bin ich, doch diene ich nicht,
hier kenne ich außer dir niemanden,
weder das Meer noch das Holz sind meine Waffen,
ich lebe nicht mal in diesem Haus aus Träumen.

Voller Nacht und Worte ist mein Mund und
der lang andauernde Mond bestimmt,
was mein ist und nicht.

Was ich in diesem Traum habe,
befindet sich in diesem Haus,
eine weiße Rose, ein Leben für mich,
tanzt mit mir den Walzer.

Es gibt keine fällende Wörter,
kein Schutz, nur ein Kleid und ein Anzug,
es gibt kein lasterhaftes Augenlid,
nur ein Kleid und ein Anzug.

Ich lebe auf einmal, nur ein paar Stunden,
ich berühre auf einmal ein Gesicht und es mordet mich,
ich habe nicht viel Zeit, nicht wie der Mond.

So suchet mich nicht,
am Ende des wilden Fadens ist nichts als
blutiges Schlingengewächs.

Und rufet mich nicht, dies sei mein Leben
und fragt mich nicht nach meinen Namen,
laßt mich in der Mitte meines eigenen Mondes,
auf meinem verwundeten Erdenreich

4/11/2014

Das Unaufhörliche

Der Unglückliche Tag,
der herzzerreißende bleiche Tag wächst heran,
mit seinem kaltem Duft, seinen grauen Elementen,
ohne Glockenläut die frühen Kleckse überallhin verteilend,
er ist ein Aufgehen aus der tiefen Leere,
ein Umgeben von Weinen.

Von so vielen Lichtern wich der feuchte Schatten,
aus so vielen unfruchtigen Gedanken,
von so vielen Gegenständen,
von so vielen Dingen und noch mehr Dingen,
von so viel spitzer Form, die sich wehrte.

Inmitten all was heimisch ist, im wirren Gruß,
in der wachsenden, blinden Lust weine ich,
hinhorchend ins Unaufhörliche, ins Anwachsen,
ziellos dem fliehend, was da kommt,
dem, was mit Ketten und Rosen bedeckt daherkommt.
Ich ertrage...ich bleibe...ich träume.

Des Tages Geweb,
nicht daher kommend wie Tränen aus ihren Lidern,
ist nichts als ein Abschiedstuch, beim Fernsein hintennach.

Alleine sein zwischen toter Materie, gleicht dem fallenden Regen,
er gleicht mit seiner Unbeständigkeit, einsam in der ausgedienten Welt,
abgewiesen im Fallen und ohne entschiedene Form.

4/04/2014

Du bist mein

Meine Magnolie,
du hast das Leid meines Herzes zerschlagen,
wo ich doch einst der Melancholie Freundschaft fand
und begnügte mich mit Rosenbitter und Klagen.

Doch jetzt, meine Magnolie, hast du mir dies Gift entzogen,
das sich heimlich an mein Schmerz schmiegte,
das mir die Steine in meinem blinden Weg waren
und jetzt wenn ich Rosen will, verleihst du mir ihr Blühen.

Ach wie der Schmerz das Leben entstellte und
dieses Gefühl, zu allen Dingen zur Ferne zu werden,
obgleich die Wellen der Bitternis immer höher wurden
und Tropfen für Tropfen das Fatale an Gestalt gewann.

Du, meine Magnolie, kamst als Wunder aus den Rosen,
das Wasser warst du, geschöpft aus Liebes Klarheit
und kommst du nun und sagst allen Klängen,
sie sollen mich in meiner Einsamkeit vor Schmerz bewahren.

Und du begibst dich ins offene Leben und
nimmst mir die fruchtlosen Ängste, so wie du bist,
ein Hauch von Sanftheit, gütig von ganzer Gestalt
und anderes bleibt mir nicht zu sagen, du bist mein.

4/01/2014

Im Zug

Häuser, Strassen und Landschaften, sie fliehen,
hinter den Scheiben sind sie flüchtende Gestalten,
Boten des Schlafes und wir süchtig nach Erinnerung,
doch müde wird das Herz, wenn sie sie durchwandert.

Alles kehrt wieder, Schriften aus Gewitterwand,
Erinnerungen kommen näher, wenn der Zug dann rollt
und seine triste Spur an den Rand der Strasse zeichnet
und der farblose Himmel über uns an Raum gewinnt.

So ruft er unsre Schmerzen herbei und
der Gedanke am blonden Herd an bessere Tage verweilt,
bis er versinkt im bodenlosen Schlund.

Die schwarzen Räder sind müde von so viel Bitternis
und die Augen schlagen klagend an die Stirn,
bis uns das Fieber schüttelt und wortlos schweigt der Mund.