10/25/2014

Wache auf und höre

Und du, wie ein Sonnenmonat, wie ein andauernder Kuss,
wie Schwingenfeder oder Nachttaubeginn,
du Liebliche, du meine Leidleserin, meine Zärtliche,
das Licht der Oliven hat seine Schlafstätte unter deinen Lidern,
golden wie Weizenkronen und die genährte Taube baut
oft in dir ihre weissen Nester.

Geschaffen aus Woge in Flüssiggold und Sterntrauben,
dein rasender Pfirsichduft dehnt sich grenzenlos aus und
das bebende Brot, so nährend sind deine Worte mir,
sowie deine Hände, Töchter des fassbaren Lichts.

Ach wie gleichst du den längsten Küssen,
seine zitternden Ufern scheinen dich zu vollenden und
ihre Kräfte aus Rosaglut, aus unbegreifbaren Tiefen
pocht in deinen Regionen und steigt hellsingend auf.

Und dann, verjüngt sich mein Haar und Herz,
so plötzlich wie das trockne Gras unterm Regen und
meine vergängliche Form, meine herben Gelenke
stürzen betäubt nieder in gelösten Fäden,
wie entwirbelte Degen oder langsam auflösender Rauch.

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